schwerkranke alte Frau
Um die Wahrnehmung des Tabu-Themas „Sterben“ zu fördern, sind Informationsarbeit und sensible Aufklärung nötig.
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Begleitung und Bewältigung

Unterstützung für Sterbende und ihre Angehörigen

Einen sterbenden Menschen zu betreuen, gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die es gibt. Wer kann Schwerkranken und ihren Angehörigen helfen?

Otto von Habsburg hat einmal gemeint, „die letzte Stunde im Leben eines Menschen ist seine wichtigste.“ Und diese Zeit sollte man so schmerz- und angstfrei verbringen können wie möglich. 

„Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass der letzte Abschnitt des Lebens oft verdrängt wird. Das Leben beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Und dazwischen muss es gelebt werden. Auch die schwierige Phase vor dem Tod sollte noch erlebt und gelebt werden können!“, meint Barbara Schwarz, frühere Bürgermeisterin von Dürnstein und Soziallandesrätin und jetzt ehrenamtliche Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich. 

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Sterbenden Menschen beistehen, kann entweder jemand, der mit ihnen verwandt ist und dem sie deswegen vertrauen, oder Personen, die dafür geschult sind. „Oft kann eine gewisse Distanz helfen. Etwa wenn es darum geht, Dinge, die unausgesprochen sind, zu klären“, weiß Barbara Schwarz.

Barbara Schwarz
Barbara Schwarz, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich: „Bürgermeister sollten sich informieren, welche Palliativ- und Hospizeinrichtungen es in der Umgebung gibt.“

Angehörige sollten auch wissen, dass man etwa die Versorgung mit Schmerzmedikamenten einfordern kann. Schwarz: „Es muss niemand Schmerzen leiden. Das zu wissen, macht es Sterbenden und ihren Angehörigen oft leichter.“

Mobile Dienste, wie sie auch das Hilfswerk anbietet, ermöglichen Pflege und Betreuung in den eigenen vier Wänden – auch auf dem letzten Lebensweg. 

Zur Palliativpflege gehören:

  • Pflege von kranken und sterbenden Menschen,
  • Pflegeberatung und Trauerbegleitung von Angehörigen,
  • Unterstützung bei der Symptomkontrolle (Schmerzen, Atemnot ...),
  • pflegerische Unterstützung bei Schmerztherapien,
  • Vernetzung und Kooperation mit den bestehenden Hospiz- und Palliativeinrichtungen sowie
  • Vermittlung und Hilfe bei der Durchsetzung sozialrechtlicher Ansprüche (Pflegegeld, Intensivbetreuung).

„Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollten sich informieren, welche Palliativ- und Hospizeinrichtungen es in der Umgebung gibt“, rät Barbara Schwarz. Gerade in Niederösterreich gibt es viele mobile Palliativteams, sodass die regionale Versorgung sehr gut ist. Darüber hinaus gibt es auch in Pflegeheimen und Krankenhäusern Palliativstationen. 

Rechtzeitig über Wünsche sprechen

Gläubigen Menschen kann geistlicher Beistand helfen, sagt Richard Hansl, Pfarrer des Pfarrverbandes Weinland Nord mit dem Hauptsitz in Drasenhofen.

„Das Problem ist oft, dass Sterbende nicht mehr ansprechbar sind. Viele würden sich einen Priester wünschen, können das ihren Angehörigen aber nicht mehr kommunizieren.“ Als Familie sollte man sich daher – auch wenn es unangenehm ist – rechtzeitig aussprechen, was ein Mensch, der schwer krank ist, wünscht. „Also durchaus fragen: Was sollen wir tun, wenn es rapide bergab geht? Möchtest du zuhause bleiben? Möchtest du, dass wir einen Priester holen?“, rät Hansl.

Wenn man als Angehöriger keinen Seelsorger kennt oder ihn nicht erreicht, kann man sich an den Priester-Notruf wenden. Dieser ist regional organisiert. „Als Priester hat man alle 90 Tage Dienst und muss rund um die Uhr erreichbar sein“, berichtet Hansl.

Von den Menschen, die zuhause versterben, nehmen etwa zwei Drittel den Beistand durch einen Priester in Anspruch. Bei den Menschen, die im Spital oder im Hospiz sterben, ist der Anteil geringer. 

Der priesterliche Versehrgang

Der Versehgang, also der Besuch des Seelsorgers bei einer sterbenden Person, läuft meistens so ab, dass der Priester zuerst mit den Angehörigen spricht. Dann spendet er das Sakrament der Krankensalbung, vulgo „Letzte Ölung“. Manche Menschen wollen auch noch beichten.

„Es ist immer die Frage, inwieweit die Person ansprechbar ist“, berichtet Pfarrer Hansl aus der Praxis. Wenn jemand das nicht mehr ist, ist der Priester bevollmächtigt, dem Sterbenden den päpstlichen Segen zu spenden, der mit einem vollkommenen Ablass verbunden ist.

Beistand für Angehörige

Richard Hansl
Richard Hansl, Pfarrer des Pfarrverbandes Weinland Nord: „Als Familie sollte man sich – auch wenn es unangenehm ist – rechtzeitig aussprechen, was ein Mensch, der schwer krank ist, wünscht.“

Nach Eintritt des Todes reagieren Angehörige sehr unterschiedlich. Manche igeln sich völlig ein, anderen sind Gespräche sehr wichtig. „Als Priester muss man da sehr genau hinhören, was die Menschen wollen. Wichtig ist, dass man als Ansprechpartner da ist. Es sind ja dann auch viele Dinge – allen voran das Begräbnis und die Trauerfeier – zu organisieren.“ 

Auf jeden Fall sollte ein Trauergespräch geführt werden, bei dem man über den Verstorbenen spricht. Für den Priester ist es wichtig, Informationen über das Leben der Person zu erhalten, um sich auf die Trauerfeier vorzubereiten. „Natürlich könnte man auch sehr allgemein über Themen wie Tod und Auferstehung predigen, aber man sollte ja auf den Verstorbenen eingehen und die Feier persönlich machen“, sagt Hansl. 

Darüber hinaus gibt es Trauerbegleitung durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in jeder Pfarre unterschiedlich organisiert wird. Im Vikariat Nord der Erzdiözese Wien gibt es eine Pastoralassistentin, die auf das Thema spezialisiert ist. 

Infoveranstaltungen organisieren

Um die Wahrnehmung des Tabu-Themas „Sterben“ zu fördern, sind Informationsarbeit und sensible Aufklärung nötig. Gemeinden haben zum Beispiel die Möglichkeit, Infoabende zu organisieren, in denen Vorsorgemöglichkeiten thematisiert werden. Neben finanziellen und rechtlichen Aspekten sind pflegerische und soziale Dimensionen interessant, die durch eine diplomierte Pflegefachkraft, etwa des Hilfswerks, abgedeckt werden könnten.

„Gemeinden können auch Fachleute für einen Vortrag an die Schule holen, um mit Kindern über das Sterben zu sprechen. Wenn man versucht, Kinder von dem Thema fernzuhalten, kann man viel kaputt machen. Ich habe das selbst als Bürgermeisterin erlebt, dass ein junger Bub daran zerbrochen ist, dass niemand mit ihm geredet hat, als der Großvater verstorben ist“, berichtet Barbara Schwarz aus der Praxis.

Man müsse Dinge auch beim Namen nennen. „Wenn man etwa erzählt, der Opa ist eingeschlafen, dann trauen sich Kinder oft nicht mehr schlafen zu gehen, aus Angst, nicht mehr aufzuwachen“, sagt die Hospizverbands-Präsidentin. Man könne als Gemeindevertreter auch Kinder einladen, gemeinsam auf den Friedhof zu gehen und dabei mit ihnen über Verstorbene zu sprechen und ihnen zu erklären, wie etwa eine Beerdigung abläuft.