Podium bei der Leerstandskonferenz
Volles Haus im kleinen Festsaal der Industriellenvereinigung, die wieder Host für die Konferenz war. Eduard Wallnöfer bei seinem Impuls am Mikrofon, Gemeindebund-Präsident Johannes Hannes (am Podium) übernahm die Moderation.

Mit Daten und Kooperation gegen Leerstand

Während das erste Panel der Leerstandstagung vor allem Praxisbeispiele und lokale Erfolgsmodelle beleuchtete, ging es im zweiten Panel um Strukturen und Werkzeuge, die den Gemeinden helfen sollen, Leerstand systematisch zu erfassen und gemeinsam zu bekämpfen. Die zentrale Botschaft: Ohne belastbare Daten und ohne interkommunale Zusammenarbeit bleiben viele Initiativen Stückwerk.

Gerhard Prokop und Georg Bohunovsky von GISquadrat zeigten, wie moderne digitale Werkzeuge Leerstand für Gemeinden greifbar machen können. Ihre Leerstandsdatenbank ermöglicht es, auf Basis von Registerdaten – von Katasterinformationen bis zu Gebäuderegistern – leerstehende Immobilien und ungenutzte Flächen exakt zu lokalisieren. Visualisiert in übersichtlichen Dashboards, lassen sich für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister auf einen Blick jene Objekte identifizieren, bei denen Handlungsbedarf besteht.

„Wir wollen keine komplizierten IT-Systeme, sondern Werkzeuge, die Kommunalpolitikern helfen, Entscheidungen zu treffen“, betonte Prokop. Denn häufig seien die Daten zwar vorhanden, aber nicht so aufbereitet, dass sie praktisch nutzbar wären. In mehreren Pilotregionen, darunter Klagenfurt und Teile der Steiermark, wird dieses System bereits erfolgreich eingesetzt.

Von der Datenbank zur Strategie

Doch Zahlen allein lösen das Problem nicht. Der Soziologe Rainer Rosegger brachte am Beispiel von Eisenerz eine wichtige Perspektive ein: „Daten sind nur der Anfang. Sie müssen in eine Geschichte eingebettet werden, die die Menschen mitnimmt.“

Eisenerz, eine Stadt, die über Jahrzehnte massiv an Bevölkerung verloren hat, setzt seit Jahren auf ein umfassendes Leerstandsmanagement. Dort wurde nicht nur eine eigene Plattform aufgebaut, sondern auch ein begleitender Prozess gestartet, der Eigentümerinnen und Eigentümer aktiv einbindet und die Chancen des Ortes betont. „Wir reden nicht nur über Leerstand, wir reden über Immobilienpotenziale und Lebensqualität“, erklärt Rosegger.

Interkommunale Lösungen

Wie entscheidend Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg ist, verdeutlichte Patrick Layr, Bürgermeister von Weitra und Obmann des Vereins Interkomm. Seit 1999 arbeiten im Waldviertel mittlerweile 64 Gemeinden zusammen, um ihre Kräfte zu bündeln. „Wir müssen nicht jede Herausforderung alleine lösen“, sagt Layr.

Die Initiative betreibt eine Plattform, die Wohnraum und Leerstände systematisch erfasst und vermarktet. Daneben werden Workshops direkt in den Gemeinden durchgeführt, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. „Es gibt nicht die eine Strategie für alle“, so Layr. „Aber wenn wir gemeinsam vorgehen, können wir Wissen teilen und voneinander lernen.“ Dabei spielen auch positive Beispiele eine große Rolle: Familien, die verlassene Häuser in Ortszentren wiederbelebt haben, werden bewusst sichtbar gemacht – als Mutmacher für andere.

Werkzeuge für den Markt

Ergänzt wurde das Panel durch Josef Wallenberger, Geschäftsführer von Wallenberger & Linhard Regionalberatung. Er entwickelt seit Jahren Werkzeuge, die Gemeinden nicht nur bei der Erhebung von Leerständen unterstützen, sondern auch bei der Vermarktung. „Wir müssen Leerstand als Markt begreifen“, betont Wallenberger. Sein Tool ComSys erfasst Immobilienangebote, bündelt Informationen und schafft Schnittstellen zu Maklern und Plattformen.
Besonders wichtig ist dabei der Faktor Mensch: „Die besten Daten nützen nichts, wenn niemand mit den Eigentümern spricht“, betont Wallenberger. Deshalb werden die digitalen Tools immer mit persönlicher Beratung und lokaler Netzwerkarbeit verknüpft.

Daten, Dialog und Kooperation

In der Diskussion zeigte sich, dass es keine einfache Lösung gibt. Stattdessen braucht es ein Zusammenspiel: verlässliche Daten, engagierte Gemeinden und funktionierende Kooperationen. Auch wurde deutlich, dass Österreich bei diesem Thema noch weit von einer einheitlichen Lösung entfernt ist. „Wir haben einen Flickenteppich an Systemen“, kritisierte ein Teilnehmer aus dem Publikum, „was wir brauchen, ist eine gemeinsame Plattform.“

Bis es so weit ist, setzen viele Regionen auf pragmatische Ansätze – und zeigen damit, dass Leerstand kein Schicksal ist. Oder, wie es Patrick Layr formulierte: „Die Werkzeuge sind da. Jetzt müssen wir sie auch nützen.“ 

Schlagwörter