Hans Braun
Hans Braun: „Zu gewinnen allein reicht nicht.“

Es ist jetzt wichtig, wie es nach dem Krieg weitergeht

Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine wird zwei zerstörte Länder hinterlassen. Die Ukraine wird seit mehr als einem Monat täglich bombardiert und mit Raketen beschossen, zum ersten Mal seit 1945 toben wieder Häuserkämpfe in Europa. Die Schäden sind enorm, die Verluste an Menschenleben katastrophal. Eine riesige Flüchtlingswelle – die größte seit dem Zweiten Weltkrieg – überschwemmt Europa. Aber auch die russische Föderation, Russland, zahlt einen sehr, sehr hohen Preis. Die beispiellosen Sanktionen werden die russiche Wirtschaft und damit die Lebensbedingungen für die Menschen zugrunde richten. Es wird Jahrzehnte dauern, bis sich beide Länder davon erholt haben. Wenn das überhaupt reicht.

Putin dürfte sich mit seinem Angriff auf die Ukraine kolossal verrechnet haben, denn ganz offensichtlich hatte er mit einem Spaziergang gerechnet. Aber in der Regel wehren sich Angegriffene oft erbittert und mit der Sicherheit, das Recht auf ihrer Seite zu haben. Auch aus diesem Grund hatte die vergangenen 200 Jahren kein Angriffskrieg gegen ein Land mehr Erfolg. 

Und es ist ganz entscheidend, wie mit dem Krieg und vor allem den Besiegten umgegangen wird –  und der Verlierer wird ziemlich sicher Putins Russland sein. 

Warum das wichtig ist. Zu gewinnen allein reicht nicht. Das lateinische „Wehe den Besiegten“ („Vae victis“) hatte zuletzt 1918 gegolten – und wir wissen alle, wie das ausgegangen ist, nämlich mit einem weiteren, noch katastrophaleren Krieg. Und mit einer Radikalisierung und Irreleitung der Gesellschaft, unter der wir heute noch leiden. Diese Fehler sollten diesmal unbedingt vermieden werden, und das nicht nur, weil wir es mit einer Atommacht zu tun haben.

Die „Operation Schneeflocke“ der Gemeinde Kuchl, die Idee von Vizebürgermeisterin Carmen Kiefer und Bürgermeister Thomas Freylinger, russischen Bürgermeistern einen Brief zu schicken, könnte von der Schneeflocke zum Schneeball werden. Der Brief will an eine einfache Wahrheit erinnern: Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollten Impulsgeber des Friedens sein, das ist die Botschaft des Briefs an die russischen Amtskollegen.