Claudia Klimt-Weithaler: „Mädchen und Frauen müssen weibliche Vorbilder haben, Role Models, an denen sie sich orientieren können.“
© Karo Just
Role Models im Spiegel
„Als Politikerin wird man nicht geboren“
Seit 20 Jahren sitzt Claudia Klimt-Weithaler für die KPÖ im steirischen Landtag. Ihr Vorbild war eine Frau, die anpackte: ihre Großmutter – Kranführerin, politisch engagiert und Mutter von sechs Kindern, die sich mit ihrem Mann im Schichtbetrieb abwechselte. Sie hat Claudia früh gezeigt, was es heißt, selbstständig zu sein und sich einzusetzen, wenn einem ein Thema wirklich am Herzen liegt.
Vor ihrer politischen Laufbahn arbeitete Claudia Klimt-Weithaler in der Elementarpädagogik. Sie gründete die Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung „Modellino“ in Graz – mit einem Konzept, das geschlechtersensibel und individuell fördern will, jenseits von Puppenküchen und Bauklotzecken.
2005 zog sie für die KPÖ in den steirischen Landtag ein, mit den Schwerpunkten Bildung, Frauen und Soziales. „Ich bin nicht als Politikerin geboren – da muss man reinwachsen.“ Anfangs sei sie mit naiven Vorstellungen gestartet: „Ich dachte, ich bringe meine Expertise aus der Elementarpädagogik ein, erkläre, was nötig ist, und alle sind froh über mein Wissen. Dass Politik anders funktioniert, habe ich schnell gelernt.“ Seit 2010 ist sie auch KPÖ-Klubobfrau.
Zwischen Landtag und Alltag
Mit der Geburt ihres ersten Kindes merkte Claudia Klimt-Weithaler, wie wichtig finanzielle Themen und Pensionsfragen für Frauen werden. „Teilzeit heißt eben auch weniger Pension. Mir wurde klar, ich muss möglichst bald zu einer längeren Arbeitszeit zurück – auch, um beruflich voranzukommen.“
Später, als Landtagsabgeordnete und alleinerziehende Mutter zweier Töchter, erlebte sie den Spagat zwischen Beruf und Familie hautnah. „Das schlechte Gewissen, zu wenig für die Kinder da zu sein, ist da. Aber ich sehe, dass wir Mütter schon viel verändert haben – Halbe-Halbe ist für viele junge Paare heute selbstverständlich.“
Politik im Wandel
In den 20 Jahren im Landtag hat sich einiges geändert. „Der Ton ist rauer geworden, auch untergriffiger. Früher war mehr Begegnung auf Augenhöhe möglich.“ Gerade in der Opposition brauche es heute langen Atem und eine hohe Frustrationstoleranz. „Man darf nichts persönlich nehmen.“
Claudia Klimt-Weithaler ermutigt Frauen, den Schritt in die Politik zu wagen und damit die Zukunft aktiv mitzugestalten. „Alle Parteien wissen, dass es mehr Frauen in der Politik braucht. Männer sagen da schnell Ja, Frauen zögern – weil sie wissen, wie schwierig es ist, Privatleben und Politik zu vereinbaren.“ Frauen sind heute zwar sichtbarer in der Politik, doch ihrer Ansicht nach müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.
Erfolg
„Ich bin stolz darauf, dass ich mit meiner Arbeit im Landtag Erfolge erzielen konnte. Am meisten freue ich mich, dass nun die Gehälter in der Elementarpädagogik erhöht werden und die Gruppengröße im Kindergarten verkleinert wird. Dafür habe ich 18 Jahre lang gekämpft“.
Biografie
Claudia Klimt-Weithaler wurde 1971 in Fohnsdorf geboren und absolvierte die Ausbildung zur Elementarpädagogin in Judenburg. Zunächst arbeitete sie in Kinder- und Jugendeinrichtungen, in der Erwachsenenbildung beim BFI Steiermark und im sozialökonomischen Betrieb „Modello“ in Graz. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter entwickelte sie das Kinderbetreuungskonzept „Modellino“, eine Kinderkrippe mit Schwerpunkt auf geschlechtssensibler Pädagogik, deren Geschäftsführerin sie ab 2003 war. Seit 2005 ist sie Abgeordnete der KPÖ im Landtag Steiermark mit den Schwerpunkten Bildung, Frauen und Soziales, seit 2010 Klubobfrau und hauptberuflich Politikerin.