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Transparenz stärkt Vertrauen – und Vertrauen stärkt Regionen.
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„Institutionelle Stärke im EU-Vergleich: Wo stehen Österreichs Regionen?“

Maßgeblich für die Fähigkeit von Regionen Innovation hervorzubringen, sind ihre formellen und informellen Institutionen. Gute Institutionen sind auch das Fundament funktionierender Gemeinden. Saubere und transparente Vergaben öffentlicher Aufträge und faire Wettbewerbsbedingungen stärken die lokale und regionale Wirtschaft und das Bürgervertrauen. Auch sind Kommunen häufig die erste Anlaufstelle für EU-Fördermittel, weshalb die Institutionenqualität eine entscheidende Rolle spielt. Wie steht es um die Institutionen der neun österreichischen Regionen im EU-Vergleich? Dieser Frage gehen wir im Folgenden mit der Analyse verschiedener Indikatoren nach.

Maßgeblich für die Fähigkeit von Regionen, Innovation hervorzubringen, sind ihre formellen und informellen Institutionen. Gute Institutionen sind auch das Fundament funktionierender Gemeinden. Saubere und transparente Vergaben öffentlicher Aufträge und faire Wettbewerbsbedingungen stärken die lokale und regionale Wirtschaft und das Bürgervertrauen. Auch sind Kommunen häufig die erste Anlaufstelle für EU-Fördermittel, weshalb die Institutionenqualität eine entscheidende Rolle spielt. 

Wie steht es um die Institutionen der neun österreichischen Regionen im EU-Vergleich? Dieser Frage gehen wir im Folgenden mit der Analyse verschiedener Indikatoren nach. 

Unter Institutionen versteht man gemeinhin Einrichtungen, wie Behörden, öffentliche Verwaltung oder zum Beispiel Organe der Rechtsdurchsetzung usw. In der Wissenschaft spricht man präziser von Ordnungs- und Regelsystemen, die das Verhalten von Individuen oder Gruppen beschränken (North, 1991, p. 97).

Jede lokale oder regionale Gesellschaft folgt ihren eigenen geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen, die das regionale Wirtschaftsleben, Wettbewerbsfähigkeit oder den Austausch mit anderen Regionen beeinflussen. 

Kategorien, die hierunter fallen, sind die Qualität öffentlicher Einrichtungen und Rechtsstaatlichkeit im Bereich der öffentlichen Auftragsvergabe. Diese beeinflussen das Grundvertrauen, welches die Bewohner der jeweiligen Region sich gegenseitig engegenbringen. Bessere Rechtsdurchsetzung, weniger Korruption und Freunderlwirtschaft können das Grundvertrauen der Bewohner untereinander, oder von potenziellen Investoren aus anderen Regionen steigern und sich positiv auf Investitionen, regionale Innovation und Wettbewerbsfähigkeit auswirken. 

Im Folgenden werden Indikatoren betrachtet, die regionale Institutionen auf der Ebene von NUTS-2-Regionen bewerten. Für Österreich entsprechen diese den neun Bundesländern. Durch die Standardisierung der jeweiligen Indikatoren auf einen Mittelwert von 0 und eine Standardabweichung von 1 aller 230 europäischen Regionen, für die Daten vorliegen, können die österreichischen Regionen im EU-Vergleich eingeordnet werden. 

Qualität öffentlicher Einrichtungen

Das Quality of Governance Institut (QoG) evaluiert mittels Umfragedaten lokale Institutionen wie öffentliche Bildungseinrichtungen, das öffentliche Gesundheitssystem und die Polizei. 

Hierbei wird zwischen der generell wahrgenommenen Qualität, der wahrgenommenen Gleichbehandlung aller Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Einrichtung, und dem Vorkommen, bzw. der Vermeidung wahrgenommener Korruption in den Einrichtungen unterschieden. Die Daten aus der Erhebung von 2021 (Charron et al. 2022) zeigen, dass alle neun österreichischen Regionen in allen drei Kategorien überdurchschnittliche Werte im EU-Vergleich aufweisen. Dies ist ein Hinweis auf eine insgesamt hohe institutionelle Qualität im europäischen Vergleich. 

Die Qualität öffentlicher Institutionen der österreichischen Regionen nach den drei QoG-Indikatoren im europäischen Vergleich.
Die Qualität öffentlicher Institutionen der österreichischen Regionen nach den drei QoG-Indikatoren im europäischen Vergleich.

Der Spitzenreiter unter den österreichischen Regionen ist dabei Vorarlberg, was den besten Wert bei der generellen wahrgenommenen Qualität der öffentlichen Einrichtungen (Z = 1,085; EU-Rang 31) erreicht. Der Wert ist so zu verstehen, dass man mehr als eine Standardabweichung über dem EU-Schnitt liegt (Tabelle 1). 

Die Steiermark führt bei der wahrgenommenen Gleichbehandlung aller Bürgerinnen und Bürger (Z = 1,478; Rang 2 EU-weit), einem außergewöhnlich hohen Wert im EU-Vergleich. Niederösterreich zeigt den höchsten Wert bei der wahrgenommenen Korruptionsvermeidung (Z = 0,722; Rang 75). Tirol, Salzburg und Oberösterreich liegen in allen drei Kategorien im soliden oberen Mittelfeld, mit leicht stärkeren Werten bei Gleichbehandlung und Korruptionsvermeidung.

Kärnten und Wien schneiden etwas schwächer ab, besonders bei der wahrgenommenen Korruptionsvermeidung und der allgemeinen Qualität, sind aber immer noch über dem EU-Mittel angesiedelt. Insgesamt zeigt Österreich ein positives institutionelles Profil in den QoG-Indikatoren, mit unterschiedlichen regionalen Nuancen. 

Die im europäischen Vergleich starken Werte bei Gleichbehandlung und Integrität sprechen für eine hohe Bürgerzufriedenheit mit der Verwaltung. Aus Sicht kommunaler Vertreter gilt es die jeweiligen Stärken und Schwächen in den Daten zu analysieren. Verbesserungspotenzial ist insbesondere durch gezielten Wissenstransfer und Best-Practice-Austausch möglich.

Qualität der Praxis öffentlichen Auftragsvergabe

Für die Messung von Rechtsstaatlichkeit im Bereich der öffentlichen Auftragsvergabe werden Indikatoren von  Fazekas und Czibik (2021) verwendet. Im Gegensatz zu den QoG-Indikatoren erfolgt die Bewertung von Institutionen entsprechend nicht basierend auf Expertenmeinungen und Umfragedaten, sondern auf einem Verfahren zur Datenanalyse, welches anhand von 23 Einzelindikatoren Verfahren der öffentlichen Auftragsvergabe hinsichtlich des Grads an Rechtssicherheit klassifiziert: 

  • Transparency - pptransparency
  • Wettbewerb - ppcompetition
  • Administrative Effizienz - ppadmineff
  • Kontrolle von Korruptionsrisiken – ppcorruptionrisk

Die Daten zur öffentlichen Auftragsvergabe zeigen ein deutlich differenziertes Bild zwischen den österreichischen Regionen. Oberösterreich und Wien weisen im europäischen Vergleich einen relativ hohen Wettbewerb auf, während Niederösterreich und Burgenland deutlich unterdurchschnittliche Werte erreichen. Die Vermeidung von Korruptionsrisiken liegt in Vorarlberg und dem Burgenland unter dem EU-Mittel. 

Bei der Transparenz in der öffentlichen Auftragsvergabe sticht Vorarlberg hingegen mit einem außergewöhnlich hohen Wert hervor, während das Burgenland, Salzburg und Kärnten stark unterdurchschnittlich abschneiden. In der administrativen Effizienz erzielen die Steiermark, Salzburg und Tirol die besten Ergebnisse, während insbesondere das Burgenland, Wien und Niederösterreich deutlich hinter dem EU-Durchschnitt liegen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Österreich einerseits über regionale Stärken, aber auch deutliche Unterschiede in Transparenz, Wettbewerb und Risikokontrolle verfügt. 

Wettbewerb und Korruptionsrisiko in der öffentlichen Auftragsvergabe Österreichischer Regionen im europäischen Vergleich.
Wettbewerb und Korruptionsrisiko in der öffentlichen Auftragsvergabe Österreichischer Regionen im europäischen Vergleich.
Transparenz und administrative Effizienz in der öffentlichen Auftragsvergabe Österreichischer Regionen im europäischen Vergleich.
Transparenz und administrative Effizienz in der öffentlichen Auftragsvergabe Österreichischer Regionen im europäischen Vergleich.

Österreichs Regionen haben im europäischen Kontext insgesamt zwar eine hohe institutionelle Qualität, sowohl in den Wahrnehmungs- als auch in den Verhaltensindikatoren. Aber in den objektiven Daten (Vergabeindikatoren) zeigt sich eine stärkere regionale Streuung als in den subjektiven Wahrnehmungsdaten (QoG).

Die Daten können das Bewusstsein der Kommunen wecken, erfolgreiche Ansätze anderer Bundesländer in der Beschaffungspraxis und im Prozessmanagement zu übernehmen.

Für Kommunen, insbesondere in jenen Regionen, die schwächer abschneiden, gilt es, den Wettbewerb in der regionalen Vergabepraxis zu stärken. Hierfür sollten Gemeinden für transparente Ausschreibungen, ausreichende Fristen und gezielte Marktansprache sorgen, insbesondere dort, wo wenige Anbieter aktiv sind. 

Weiter gilt es, die Transparenz in der öffentlichen Auftragsvergabe auszubauen. Kommunen profitieren, wenn sie Vergabedaten, Zuschlagsentscheidungen und Kriterien offenlegen und somit Vertrauen und Kontrolle steigen. Weiter gilt es, Korruptionsrisiken aktiv zu managen. Systematische Prüfmechanismen, etwa standardisierte Bewertungen oder externe Audits, sind hierbei entscheidend. Größere Effizienz der Kommunen lässt sich durch klare Abläufe, standardisierte Unterlagen und geschultes Personal erzielen. 

Der Austausch zwischen effizienten Regionen (zum Beispiel Steiermark, Salzburg, Tirol) und jenen mit Nachholbedarf kann helfen, gute Modelle zu übernehmen. Wissen zu teilen, etwa auch durch Personalaustausch der Kommunen, könnte helfen, regionale Muster zu überwinden. Vorbild könnte hier zum Beispiel Frankreich sein (BAI 2025, S.35-37). Auch Best-Practice-Plattformen oder gemeinsame Schulungsinitiativen auf Landes- oder Bezirksebene können gewinnbringende Ansätze darstellen.

Generelles Vertrauensniveau

Vertrauen innerhalb einer regionalen Gesellschaft kann als Indikator für die generelle Stärke von Institutionen betrachtet werden. Je höher das Vertrauen, desto eher kann davon ausgegangen werden, dass sich ein Individuum an durch formelle oder informelle Institutionen vorgesehene Handlungsweisen hält. Weiter kommt es bei hohem Vertrauen zu weniger Rechtsstreitigkeiten (Tabellini 2010) .

Als Proxy für gesellschaftliches Vertrauen werden Daten des European Social Survey (ESS Round 9) verwendet. Hierbei werden Daten zum generellen Vertrauensniveau, zum Vertrauen in die Exekutive – dem Parlament, in die Legislative – Vertrauen in das Rechtssystem und in die Judikative – Vertrauen in die Polizei, verwendet. Mittels Faktoranalyse wurde ein Indikator für generelles Vertrauen innerhalb einer Region berechnet - TRUST. 

     TRUST  Bundesland
12    1.565  Niederösterreich
14    1.331  Oberösterreich
23    1.231  Burgenland
30    1.129  Salzburg
32    1.073  Steiermark
33    0.983  Kärnten
35    0.966  Wien
60    0.582  Tirol
83    0.284  Vorarlberg

Die Daten zeigen, dass alle neun österreichischen Regionen über dem EU-Durchschnitt liegen, was auf ein hohes allgemeines Vertrauen in Mitmenschen und Institutionen hinweist. 

Das Vertrauen ist in Österreich im Vergleich zu den zuvor betrachteten Indikatoren eher gleichmäßig verteilt. Spitzenreiter ist Niederösterreich (Z = 1,565; Rang 12 EU-weit). Oberösterreich (Z = 1.331) und das Burgenland (Z = 1.231) folgen knapp dahinter. Wien liegt im nationalen Vergleich im Mittelfeld (0,97), nahezu gleichauf mit Kärnten, was im urbanen Kontext weiterhin ein beachtlich hoher Wert ist. Aufgrund hoher Bevölkerungsdichte und weniger dichten Gemeinschaften herrscht häufig weniger Vertrauen in stark urban geprägten Gemeinden.

Die Analyse von Vertrauen kann aus kommunalpolitischer Sicht von Nutzen sein. Ein Fokus auf die Förderung von Transparenz und Bürgernähe kann Vertrauen weiter stärken.

Fazit

Die vorliegenden Ergebnisse zeichnen ein vielschichtiges Bild: Österreichs Regionen weisen in den QoG‑Indikatoren überwiegend gute Wahrnehmungswerte auf, während die objektiven Vergabeindikatoren stärkere regionale Unterschiede zeigen. Dort, wo Wettbewerb und Transparenz schwächer sind, oder Risikosignale häufiger auftreten, können Kommunen mit klaren, praktikablen Maßnahmen entsprechend nachschärfen.

Für die kommunale Praxis bedeutet das erstens, den Wettbewerb in der Vergabe öffentlicher Aufträge gezielt zu stärken. Zweitens ist Transparenz ein wirksames Präventionsinstrument gegen Korruptionsrisiken. Bekanntmachungen, klare Zuschlagskriterien mit Gewichtungen sollten konsequent offengelegt werden. Drittens lässt sich Effizienz etwa durch standardisierte Unterlagen erhöhen. Viertens kann es lohnen von Regionen mit ausgeprägten Stärken zu lernen. Etwa Vorarlberg bei Transparenz oder die Steiermark, Salzburg und Tirol bei administrativer Effizienz – können als Referenz dienen. Der strukturierte Austausch über Landes‑ und Bezirksgrenzen hinweg (Best‑Practice‑Sammlungen, gemeinsame Schulungen, befristeter Personalaustausch) hilft, gute Lösungen rasch zu verbreiten.

Offene, faire und effiziente Vergabeverfahren erhöhen entsprechend auch das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger und stärken den lokalen Wettbewerb und verbessern somit die Wirkung öffentlicher Mittel. Die in den Daten sichtbaren regionalen Unterschiede können von Verwaltungsangestellten entsprechend als Chance und Ansporn für bessere Verwaltungspraxis gesehen werden.

Literatur

BAI, Florian Bucher, Infrastruktur-Report Deutschland 2025, Investitionen zwischen Aufbruchstimmung und marodem kommunalen Bestand, https://www.bvai.de/fileadmin/Veroeffentlichungen/BAI_Publikationen/Studien/Infra25_Infrastruktur-Report_Deutschland_2025_2705.pdf

Charron, Lapuente, Bauhr, & Annoni, 2022, retrieved from https://www.qogdata.pol.gu.se/data/qog_eqi_agg_21.dta, 29.07.2023

ESS Round 9: European Social Survey Round 9 Data (2018). Data file edition 3.1. Sikt - Norwegian Agency for Shared Services in Education and Research, Norway – Data Archive and distributor of ESS data for ESS ERIC. doi:10.21338/NSD-ESS9-2018

Fazekas, M., & Czibik, Á. (2021). Measuring regional quality of government: the public spending quality index based on government contracting data. Regional Studies, 55(8), 1459–1472. https://doi.org/10.1080/00343404.2021.1902975

North, D. C. (1991). Institutions. Journal of Economic Perspectives, 5(1), 97–112. https://doi.org/10.1257/jep.5.1.97

Tabellini, G. E. (2010). Culture and institutions: Economic development in the regions of Europe. Journal of the European Economic Association, 8(4), 677–716. https://doi.org/10.1111/j.1542-4774.2010.tb00537.x

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