
Angelika Platzer, Gemeinderätin in Liezen (SPÖ): „Man macht sich sehr viele Gedanken, wie dich das Umfeld sieht.“
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Role Models im Spiegel
„Bei Themen wie Gleichberechtigung macht eine Frau in Führungsposition einen Unterschied“
Angelika Platzer hat in Männerdomänen ihren Platz gefunden. Seit über 20 Jahren ist sie Polizistin und seit 2020 Gemeinderätin in Liezen, wo sie auch das Kulturreferat leitet. Mit Empathie, Zuhören und dem Aufbrechen von Rollenzuschreibungen gestaltet sie ihre Gemeinde. Eine Aufgabe mit Zukunft.
Angelika Platzer hat sich einen Kindheitstraum erfüllt: Polizistin zu werden. Inspiriert von ihrem Bruder, der bei der Polizei war, und motiviert durch die Tatsache, dass es dort damals nur wenige Frauen gab, trat sie vor über 20 Jahren ihren Dienst an. Damals war sie bereits Mutter.
Ihr Einstieg erfolgte in den Bereichen Kinderpolizei und Verkehrserziehung. Es war ihr ein Anliegen, Kindern das Berufsbild der Polizei positiv zu vermitteln. „Polizist:innen sind keine bösen Menschen, die immer gleich jemanden verhaften.“
Von der Polizeiuniform ins Rathaus
Platzer ist auch Personalvertreterin bei der Polizei. Dort lernte sie den Umgang mit unterschiedlichen Meinungen und politischen Fraktionen – eine wertvolle Vorbereitung für ihre spätere Rolle als Gemeinderätin.
Der Einstieg in die Kommunalpolitik begann mit einer Einladung zu einer Klausur. „Ich wollte mir das mal anhören und war nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Zusammenhalt im Team überzeugt.“ Unterstützung bekam sie auch aus der Familie, denn ihre Schwägerin war bereits als Nationalrätin politisch aktiv. Heute schätzt sie besonders, dass Liezen bereits zweimal von einer Bürgermeisterin geführt wurde. Auch bei der Polizei, sagt sie, merke man: „Frauen managen manches anders als Männer. Besonders bei Themen wie Gleichberechtigung macht eine Frau in Führungsposition einen Unterschied.“
Vertrauen durch Zuhören
Ob im Polizeidienst oder in der Politik – für Angelika Platzer ist Empathie zentral. „Vertrauen gewinnt man, indem man zuhört, ruhig bleibt und dann erst argumentiert.“ Diese Haltung hilft ihr, auch in heiklen Situationen gelassen zu bleiben. Sie weiß aber auch, dass manchmal ein anderer Umgangston nötig ist: „Natürlich muss ich in dienstlichen Situationen auch streng sein.“
Engagement für die Jugend
Eine enge Zusammenarbeit mit Stakeholdern findet Angelika Platz enorm wichtig. Zum Thema Gleichberechtigung sagt die ehemalige Leiterin des Jugendreferats: „Jugendliche wachsen heute anders auf, sie sehen, dass Frauen und Männer alles machen können. Fixe Rollenzuschreibungen gibt es für sie kaum noch.“ Seit 2025 verantwortet sie das Kulturreferat und bleibt ihrer Devise treu, die Ohren weit aufzusperren und den Bürgerinnen und Bürgern zuzuhören.
Erfüllt durch Arbeit und Familie
Platzer ist alleinerziehende Mutter. „Meine Großmutter und meine Mutter haben ihre Männer verloren. Einer ist im Krieg gestorben, der andere bei einem Hubschrauberabsturz. Diese Stärke, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen, habe ich wohl von ihnen übernommen.“ Betreuungsangebote in Schulen sieht sie dennoch als ausbaufähig. Besonders die Ferien seien eine Herausforderung für berufstätige Eltern.
„Mein Tag ist erfüllt mit Arbeit und Familie“, sagt sie lächelnd – und klingt dabei alles andere als erschöpft.
Biografie
Angelika Platzer wurde in Leoben geboren, heute wohnt sie in Liezen und hat zwei Kinder.
Sie besuchte die zweijährige Fachschule für Sozialdienste in Rottenmann und absolvierte danach eine Lehre als Einzelhandelskauffrau in einem Musik- und Nähmaschinengeschäft. 2002 erfolgte der Wechsel zur Bundesgendarmerie. 2022–2023 absolvierte Angelika Platzer die Ausbildung für die mittlere Führungsebene, seit 2020 ist sie als Gemeinderätin sowie als Jugendreferentin der Stadtgemeinde Liezen tätig.