
Daniela Gluschitsch-Spath: „Amtsleiterin zu sein, bedeutet, bestmöglich in rechtlicher und per-sönlicher Hinsicht für die Gemeinde und für das Gremium zu wirken.“
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Role Models im Spiegel
Die Stimme im Hintergrund
Als Amtsleiterin bewegt sich Daniela Gluschitsch-Spath zwischen Bürgermeister, Gemeinderat und Bürger*innen – stets auf der Suche nach Balance. Dabei ist ihre Rolle oft die einer Pufferzone, die sowohl Verständnis als auch klare Entscheidungen verlangt.
Daniela Gluschitsch-Spath ist seit über 20 Jahren im Gemeindedienst tätig und leitet heute eine Gemeindeverwaltung. Ihre Aufgabe ist es, Informationen zu bündeln, Entscheidungen vorzubereiten und als Schnittstelle zwischen Bürgermeister, Gemeinderat und Bürger*innen zu fungieren. Dabei ist sie nicht nur Dienstleisterin, sondern oft auch Puffer – ein „Polster“, wie sie es selbst nennt.
Zwischen Vermittlerin und Entscheiderin
Diese Rolle verlangt Fingerspitzengefühl. Einerseits steht sie den Mitarbeiter*innen als Führungskraft vor, andererseits ist sie dem Bürgermeister als letzte Entscheidungsinstanz unterstellt. „Wenn der Bürgermeister entgegen unserer Empfehlung entscheidet, dann bleibt uns oft nur, das in einem Aktenvermerk festzuhalten. Die Verwaltung möchte der Politik nicht im Wege stehen, wir begleiten sie. Sonst kann man nichts entwickeln.“
Die Verwaltung hat die Gemeindeordnung als rechtliches Gerüst. „Wenn es komplizierter wird, nehmen wir Kontakt mit der Landesregierung oder dem Gemeindebund auf und bitten sie um Unterstützung. Es ist das Um und Auf, dass wir dort den Rückhalt haben.“.
Der Weg zur Amtsleiterin
Danielas Großvater war Bürgermeister, und die Kanzlei lag direkt in seinem Wohnhaus. „Seine Sekretärin war eine Perle. Sie hat sich um alles gekümmert und gleichzeitig Familie und Beruf unter einen Hut gebracht. Vielleicht war sie mir als Kind ein frühes Vorbild.“ Nach der Handelsschule und ersten Berufserfahrungen in der Privatwirtschaft entschied sie sich für den Gemeindedienst in ihrer kleinen Heimatgemeinde. 2015 wurde diese Gemeinde mit der Bezirkshauptstadt fusioniert. Danach wechselte Daniela Gluschitsch-Spath in die größere Gemeinde Ehrenhausen, die fast 2600 Einwohner zählt.
Herausforderungen im Alltag
Zwischen Bürger:innen, Kolleg:innen und Bürgermeister:in gibt es immer wieder Spannungsfelder. Daniela Gluschitsch-Spath sieht sich oft in der Rolle der Vermittlerin, die den verschiedenen Interessenslagen gerecht werden muss und dabei immer die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Auge hat. Diese Position erfordert Sachlichkeit, gerade wenn Emotionen im Spiel sind. „Man muss versuchen, die Probleme neutral aufzuzeigen. Das ist nicht immer leicht, da die Parteien meist den eingeschränkten Blick auf ihre Bedürfnisse haben.“
Hinzu kommt die Herausforderung, sich als Frau in einer männlich dominierten Hierarchie zu behaupten. „In Gremien tun sich Männer oft schwer, sich von einer Frau etwas sagen zu lassen. Vier-Augen-Gespräche sind oft der Schlüssel, aber dafür braucht es Erfahrung und Fingerspitzengefühl.“
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Unterstützung von Eltern, Schwiegereltern, Kinderbetreuungsstätten sowie ein flexibles Arbeitsmodell ihres Mannes haben es ihr ermöglicht, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen. Dennoch bleibt die Amtsleitung fordernd. „Ich bin gerne der Polster, die Stütze im Hintergrund. Bürgermeisterin zu werden, kann ich mir nicht vorstellen. Dafür muss man wirklich einen breiten Rücken haben.“
Wunsch nach einem Netzwerk
Trotz aller Herausforderungen sieht Daniela Daniela Gluschitsch-Spath ihren Beruf als erfüllend. Was sie sich jedoch wünscht, ist ein besser organisiertes Netzwerk für Amtsleiter*innen. „Wir brauchen mehr Austausch, mehr gemeinsame Lösungen. Viele Gemeinden stehen vor denselben Herausforderungen. Ein professionelleres Netzwerk würde uns allen helfen.“
Biografie
Daniela Gluschitsch-Spath, geboren in Wagna, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie absolvierte die BHAK/BHAS Leibnitz. Ihre ersten beruflichen Erfahrungen sammelte sie bei Neuroth-Hörgeräte, dann trat sie in der Gemeinde Seggauberg in den Gemeindedienst ein.
2015 übernahm sie die Funktion der Amtsleiterin in der Marktgemeinde Ehrenhausen. Privat hat sie sich der Jagd verschrieben, inklusive Wildbretverarbeitung.
Der Verein „FELIN_female leaders initiative“ setzt sich mit dem Projekt Role Models im Spiegel dafür ein, traditionelle Rollenbilder zu durchbrechen. Ein wichtiger Schritt, um die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben.