Arzt beim Gespräch mit einem Patienten
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Ärztemangel bekämpfen

Welche Maßnahmen wollen Sie setzen, um gegen den Ärztemangel anzukämpfen?

Sebastian Kurz

Wir müssen Allgemeinmediziner gerecht entlohnen und vor allem durch Landarzt-Stipendien spannende Anreize für angehende Ärztinnen und Ärzte schaffen. Außerdem müssen wir flexibler werden, indem wir mobile Einrichtungen stärker forcieren und die Errichtung von Gruppenpraxen in strukturschwachen Regionen erleichtern.

Pamela Rendi-Wagner

Österreich droht ein akuter Mangel an Ärztinnen und Ärzten. Bereits jetzt haben fast 200.000 Menschen keine Hausärztin oder Hausarzt. In den nächsten zehn Jahren wird rund die Hälfte der niedergelassenen ÄrztInnen in Pension gehen, ohne dass sie nachbesetzt werden können. Wir brauchen daher sofort Lösungen.

Der Arztberuf muss aufgewertet werden. Zum Beispiel durch mehr Praxiserfahrung in der Ausbildung und durch Anreize für MedizinstudentInnen und ÄrztInnen im Land zu bleiben und AllgemeinmedizinerIn zu werden. Das kann durch Vorreihung bei der Zuteilung von Ausbildungsplätzen, Landesförderungen und Praxisgründungsunterstützungen erreicht werden.

Wir wollen Primärversorgungszentren und Gruppenpraxen rasch ausbauen. Das führt auch zu besseren Arbeitsbedingungen. Entbürokratisierung, Teilzeitmöglichkeiten und Kinderbetreuungseinrichtungen ergänzen das Paket. 

Norbert Hofer, FPÖ

Durch die Reform der Sozialversicherungen, Stichwort Österreichische Gesundheitskasse, wurden jene organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen, damit ein neuer Gesamtvertrag mit den Ärzten ausverhandelt werden kann und auf dieser Grundlage eine neue Honorarordnung hier eine entsprechend attraktivere Basis für Jungärzte schafft.

Gleichzeitig wurde mit der gesetzlichen Umsetzung des Projekts „Ärzte dürfen Ärzte anstellen“ die Möglichkeit geschaffen, dass es zu einer besseren Kooperation verschiedener Ärzte kommt bzw. dass Jungärzte zuerst als unselbständige Ärzte bei erfahrenen Berufskollegen mitarbeiten um dann eine Praxis zu übernehmen.

Auch für die verbesserte Umsetzung geteilter Kassenvertragsstellen, um Jungärzten eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Kinderbetreuung zu geben, ist dies eine unterstützende Maßnahme. Zusätzlich soll in Abstimmung mit der Bundeszielsteuerung und den Landeszielsteuerungsplänen auch eine verbesserte Förderung von Landarztpraxen bzw. Regionalpraxen stattfinden, damit man es jungen Kolleginnen und Kollegen ermöglicht eine neue Kassenvertragsstelle in allen Regionen des Bundesgebietes zu übernehmen.

Beate Meinl-Reisinger, NEOS

Da die von den Kammern (AK, WK, LK) geführten Kassen bei ihre Kernaufgabe - die Stellenplanung - vernachlässigt haben, fordern NEOS, dass die Kassen künftig Honorare bei Privatärzten zur Gänze übernehmen müssen, wenn im Heimatbezirk in einem angemessenen Zeitraum kein Termin bei einem Vertragsarzt frei ist.

Darüber hinaus möchten wir Umschichtungen von Mitteln aus den Krankenhausbereich in den wohnortnäheren niedergelassenen Bereich und einen flächendeckenden Ausbau der Primärversorgung, also einen stärkere Zusammenarbeit der niedergelassenen Gesundheitsberufe.  

Peter Pilz

  • Mehr Kassenärzte und Kassenärztinnen: Kassenstellen für Allgemeinärzte und -ärztinnen müssen attraktiver werden. Das heißt bessere Honorierung durch die Kasse, Bürokratieabbau, flexiblere Arbeitsmöglichkeiten und neue Angebote für junge Ärzte und Ärztinnen.
  • Landarztstipendien: Insbesondere am Land ist der Ärztemangel akut. Hier könnten nach deutschem Vorbild Landarztstipendien eingeführt werden. Wer ein solches Stipendium bezieht, verpflichtet sich, einige Jahre in der jeweiligen Region zu praktizieren.
  • Ausbildungsoffensive: Die Anzahl der Studierenden der Medizin sollte dringend erhöht werden, um die Pensionierungswelle abzufedern.
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen für junge Ärzte und Ärztinnen: Personen, die in Österreich den Turnus absolvieren sollen durch positive Anreize dazu gebracht werden, in Österreich zu bleiben und hier zu arbeiten. Dazu muss Österreich – insbesondere im Vergleich mit skandinavischen Ländern und Deutschland – als Standort konkurrenzfähiger werden.

Werner Kogler

Die Arbeitsbedingungen des medizinischen Personals – egal ob Ärzt_innen, Pflegepersonal oder sonstige Gesundheitsberufe – ist wesentlich für die Qualität der Gesundheitsversorgung. Das ist nicht nur, aber auch, eine Frage der Einkommenshöhe, sowie auch der Arbeitszeit und des Arbeitsumfeldes.

Wichtig ist es, Einrichtungen zu unterstützen und weiter zu entwickeln, die das Personal in Spitälern effektiv entlasten, wie etwa Primärversorgungszentren, allgemeinmedizinische Ambulanzen oder das Gesundheitstelefon 1450. So kann dafür gesorgt werden, dass bestimmte Patient_innen an anderen Stellen schneller und effektiver behandelt werden können.

All das wird etwas kosten, aber auch zu Kostenreduktionen führen und die Gesundheitsversorgung ebenso verbessern, wie die Situation der Menschen in Gesundheitsberufen und die Lebenssituation der Menschen in diesem Land.