
Franz Fischler über die mangelhafte Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips: „Die Bürgermeister hier wissen wohl alle, dass es noch lange nicht so ist, dass die Länder und der Bund nur das entscheiden, was die Gemeinden nicht alleine vollbringen können“, so Fischler. Foto: event-fotograf
Vom Wert der Kooperation
„Gesellschaftliche Entwicklung ist das Ergebnis von Subsidiarität.“ Diese Auffassung vertrat der frühere EU-Kommissar Franz Fischler zum Auftakt der Kommunalen Sommergespräche in Bad Aussee.
Die Chancen von Gemeindekooperationen ist das zentrale Thema der heurigen Kommunalen Sommergespräche. Fischler betrachtete das Thema „Zusammenarbeit“ aus europäischer Perspektive. Schon Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer und Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler hatten in ihren Eröffnungsstatements gemeint, dass bei der Festlegung des Tagungsthemas niemand hatte wissen können, wie aktuell es – Stichwort Brexit – sein würde.
Fischler zitierte den aus Österreich stammenden Mathematiker und Biologen Martin Nowak, der in Havard lehrt. Dieser hat in einer Studie nachgewiesen, dass Kooperation im Lauf der Evolution das wesentliche Prinzip ist, dass die Menschheit nach vorne bringt. Fortschritt sei aber nur dann möglich, wenn sich die kooperierenden Partner spezialisieren und jeder das macht, was er am besten kann. Und wichtig sei es auch, dass die Individuen die Vorteile der Kooperation erkennen können.
„Es wird viel vom Subsidiaritätsprinzip gesprochen“, meinte Fischler. In der Praxis sei es aber noch kaum verwirklicht. „Die Bürgermeister hier wissen wohl alle, dass es noch lange nicht so ist, dass die Länder und der Bund nur das entscheiden, was die Gemeinden nicht alleine vollbringen können“, so Fischler.