Daria Kariakina
„Es war sehr schön und wichtig zu sehen, dass die Gemeinde an den Projektergebnissen interessiert ist und das Projekt unterstützt.“ Daria Kariakina studiert im Master Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Hochschule Berlin.
© Christoph Kleinsasser

Aufs-Land-Semester für Studierende

Soziale Durchmischung im Wohnbau

19. Februar 2025
Daria Kariakina studiert Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Hochschule in Berlin. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich mit der Frage, wie soziale Durchmischung in einer stigmatisierten und sanierungsbedürftigen Wohnsiedlung funktionieren kann. Die Studentin verbrachte dafür ihr RURASMUS-Semester im Bad Ischler Stadtteil Roith. Ihr umfassender städtebaulicher Entwurf wird zur Aufwertung von Roith beitragen.

Bad Ischl war die Bannerstadt der Kulturhauptstadt 2024 und beeindruckt mit reicher Geschichte und prachtvollen Bauten. Im Ortsteil Roith leben, abseits dieses Glanzes, Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln. Außenstehende verbinden mit diesem Ortsteil meist negative Assoziationen. Um dieses stigmatisierte Bild aufzubrechen und die Chancen für diesen Ortsteil aufzuzeigen, braucht es einen ganzheitlichen Vorschlag – einen, der die Bedürfnisse der aktuellen Bewohnerinnen und Bewohner ebenso berücksichtigt wie die derjenigen, die dort in Zukunft wohnen sollen.

Ortsteil Roith in Bad Ischl
„Hinter dem kaiserlichen Tellerrand“ liegt der Bad Ischler Ortsteil Roith, der mit vielen negativen Assoziationen verbunden und ziemlich stark stigmatisiert ist. Foto: Chris Gütl

Eintauchen vor Ort

Die Wahrnehmung der Siedlung durch ihre Bewohner:innen steht im krassen Gegensatz zur Außenwirkung des Ortsteils. Für diese Menschen ist es ihr Zuhause, in dem sie sich engagieren und sich umeinander kümmern und das sie mit den ihnen verfügbaren Mitteln liebevoll gestalten. Daria wohnte im eigenen Projektgebiet und konnte dadurch mit vielen Menschen sprechen, ihr Alltagsleben beobachten und sie verstehen lernen. Diese Möglichkeit, vor Ort zu forschen, hatte einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis ihrer Arbeit.

Maßnahmenplan

Aufwertung möglich machen

Für ihren Entwurf folgte die Studentin den klassischen Schritten im Städtebau. Sie startete mit einer gründlichen Ortsanalyse und entwickelte darauf aufbauend ein umfassendes räumliches Konzept. Mit ihren Ideen zur Verkehrsplanung, der Nahversorgung, der Errichtung von Neubauten unterschiedlicher Typologien sowie der Schaffung von Gemeinschaftsräumen soll eine gute Infrastruktur entstehen. Diese „ist die Basis für soziale Durchmischung“, so die Studentin und führt weiter aus: „Wichtig ist es, mit den Bewohner:innen in den Dialog zu gehen und diese aktiv an der Entwicklung ihres eigenen Ortsteils zu beteiligen.“ 

Ein großer Schritt Richtung Zukunft

Ines Schiller
Bürgermeisterin Ines Schiller: „Mein größter Wunsch war es, dass wirklich etwas entsteht! Dass wir einen jungen Menschen – jemanden Fremden – dort hineinsetzen und dass diese Person mit den Leuten auskommt und im Austausch mit ihnen etwas entwickelt. Es hat funktioniert!“

„Daria hat sich bis ins kleinste Detail Gedanken gemacht, wie man den Ortsteil aufwerten und weiterentwickeln kann“, sagt Bürgermeisterin Ines Schiller. Mit ihr und der Bauabteilung stand die Studentin in regelmäßigem Austausch. Die Stadtgemeinde ist bereits einen Schritt Richtung Zukunft gegangen. Basierend auf Darias Vorschlägen wurden der Flächen­widmungsplan geändert und eine Umwidmung beschlossen. Außerdem wurde Darias Entwurf bei der LAWOG (Gemeinnützige Landeswohnungsgenossenschaft für OÖ) vorgestellt, die sich begeistert zeigte und in Roith gemeinsam mit Bad Ischl ins Tun kommen will. Daria soll dabei eingebunden werden.

RURASMUS = Aufs-Land-Semester für Studierende

Das RURASMUS-Programm, dessen Name sich aus den Begriffen „rural“ und „Erasmus“ zusammensetzt, verbindet den ländlichen Raum mit dem etablierten Erasmus-Studierendenaustauschprogramm.

RURASMUS im Rahmen von Salzkammergut 2024

Acht Kulturhauptstadt-Gemeinden nehmen zum Themenschwerpunkt „Neues Wohnen“ teil: Altmünster, Bad Ischl, Bad Mitterndorf, Ebensee, Gosau, Grundlsee, Steinbach am Attersee und St. Konrad. Es geht um leistbares Wohnen, Teilen von Ressourcen, Leerstand und das Neudenken klassischer Wohnformen.

„Die lokal anwendbaren Lösungen der Studierenden liefern übertragbare Antworten für eine Transformation des europäischen ländlichen Raums“, so Roland Gruber, Elisabeth Leitner und Isabel Stumfol vom RURASMUS-Forschungsinstitut.

Mitmachen für Gemeinden

Sie sind überzeugt, dass die Ideen Studierender Potenzial haben? Sie möchten ihnen die Möglichkeit geben, die Zukunft aktiv mitzugestalten? Und Sie wollen dieses Wissen und Können in Ihre Gemeinde holen?  

Großartig! Denn diese Chance bietet sich Ihnen mit RURASMUS! Mitmachen ist ganz einfach, dafür sind nur sechs Schritte notwendig. Wir freuen uns darauf, Ihre Gemeinde in das RURASMUS-Programm aufzunehmen. 

www.rurasmus.eu/mitmachen-gemeinden      E-Mail: office@rurasmus.eu

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