Vierkanthof
Der Entwurf integriert den Bedarf der Gemeinde in das räumliche Potenzial des leer stehenden Vierkanters. Das Nachnutzungskonzept kombiniert daher verdichtete Wohnmöglichkeiten für Alt und Jung mit Gemeinschaftsflächen für die Gemeinde.
© Lukas Hegendörfer

Aufs-Land-Semester für Studierende

Schlummernde Raumressourcen im Bestand

2. Januar 2025
Lukas Hegendörfer studierte Architektur an der Technischen Hochschule in Nürnberg. In seiner Masterarbeit legte er großen Wert auf die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. Deshalb verbrachte er ein RURASMUS-Semester in der oberösterreichischen Kulturhauptstadtgemeinde St. Konrad. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand ein leer stehender Vierkanthof. Er entwickelte ein Konzept, das Jung und Alt unter diesem Dach vereint.

St. Konrad steht – wie viele Gemeinden des Salzkammerguts – vor der Herausforderung, leistbaren Wohnraum für junge Menschen zu schaffen, während die ältere Bevölkerung vereinsamt und zunehmend mit ihren Häusern oder Wohnungen überfordert ist. 

Vierkanthof in St. Konrad
Mitten im Ort von St. Konrad schlummert eine Raumressource. Die historischen Strukturen des leer stehenden Vierkanters lassen sich hervorragend mit modernen Wohnkonzepten kombinieren. Foto: Gemeinde St. Konrad

Um Perspektiven und Alternativen aufzuzeigen – und um gegen die Zersiedelung durch Einfamilienhäuser vorzugehen –, muss auch im ländlichen Raum über „dichteres Wohnen“ nachgedacht werden. Eine wesentliche Rolle bei der Antwortsuche spielen dabei die schlummernden Raumressourcen des Bestands.

Den Bestand analysieren

Den Start der Auseinandersetzung mit dem leer stehenden Vierkanthof bildete eine gründliche Aufnahme des Bestands. Hegendörfer nutzte dafür neben der Ortsbegehung und der Luftbildanalyse verschiedene Methoden, um das architektonische Potenzial des Gebäudes zu erfassen. Außerdem konnte der damalige Student in seinen weitreichenden Recherchen weitere 37 Vierkanthöfe in der Gemeinde ausfindig machen und teilweise besuchen.

Eintauchen in den Ort

Für das Nachnutzungskonzept war es Hegendörfer wichtig, auch die lokalen Bedürfnisse und Erwartungen besser verstehen und kennenzulernen. Er tauchte tief in die ländliche österreichische Kultur ein und brachte sich bei unzähligen Veranstaltungen wie beispielsweise beim Maibaum-Aufstellen oder Asphaltstockschießen in das Gemeindeleben ein.

Dadurch knüpfte er wichtige Kontakte und es folgten viele private Einladungen, bei denen Gespräche weitergeführt und vertieft werden konnten. Auch mit den Gemeindeverantwortlichen stand der Student im regen Austausch, zumal er seinen Arbeitsplatz direkt im Gemeindeamt hatte. 

Lukas Hegendörfer
„Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde St. Konrad war bereichernd. Der direkte Kontakt zur Bevölkerung und zu den Gemeindeverantwortlichen hat mir geholfen, Theorie und Praxis eng zu verknüpfen.“ Lukas Hegendörfer hat Architektur an der Technischen Hochschule Nürnberg studiert. Foto: Christoph Kleinsasser

Ein Werkzeug für die Zukunft

„Die wichtigsten Erkenntnisse, die ich gewann, zeigten, dass der Vierkanthof erhebliches Potenzial für die Gemeinde birgt“, so der Student und führt weiter aus: „In mein Nachnutzungskonzept fließen die räumlichen Bedürfnisse der Gemeinde ein.“

Hegendörfers Konzept zeigt, wie verdichtetes, generationenübergreifendes Wohnen im Vierkanthof funktionieren kann – ergänzt durch gemeinschaftlich genutzte Flächen. Seine Arbeit hat St. Konrad die Augen für den eigenen Bestand geöffnet und ein Werkzeug an die Hand gegeben, wie in Zukunft mit Vierkanthöfen umgegangen werden kann. Erhalten ist die Devise.  

RURASMUS = Aufs-Land-Semester für Studierende

Das RURASMUS-Programm, dessen Name sich aus den Begriffen „rural“ und „Erasmus“ zusammensetzt, verbindet den ländlichen Raum mit dem etablierten Erasmus-Studierendenaustauschprogramm.

RURASMUS im Rahmen von Salzkammergut 2024

Acht Kulturhauptstadt-Gemeinden nehmen zum Themenschwerpunkt „Neues Wohnen“ teil: Altmünster, Bad Ischl, Bad Mitterndorf, Ebensee, Gosau, Grundlsee, Steinbach am Attersee und St. Konrad. Es geht um leistbares Wohnen, Teilen von Ressourcen, Leerstand und das Neudenken klassischer Wohnformen.

„Die lokal anwendbaren Lösungen der Studierenden liefern übertragbare Antworten für eine Transformation des europäischen ländlichen Raums“, so Roland Gruber, Elisabeth Leitner und Isabel Stumfol vom RURASMUS-Forschungsinstitut.

Mitmachen für Gemeinden

Sie sind überzeugt, dass die Ideen Studierender Potenzial haben? Sie möchten ihnen die Möglichkeit geben, die Zukunft aktiv mitzugestalten? Und Sie wollen dieses Wissen und Können in Ihre Gemeinde holen?  

Großartig! Denn diese Chance bietet sich Ihnen mit RURASMUS! Mitmachen ist ganz einfach, dafür sind nur sechs Schritte notwendig. Wir freuen uns darauf, Ihre Gemeinde in das RURASMUS-Programm aufzunehmen. 

www.rurasmus.eu/mitmachen-gemeinden      E-Mail: office@rurasmus.eu