"Zimmer frei"-Fahne auf einem Balkon
Der Tourismus und seine baulichen Strukturen sind in der Gemeinde allgegenwärtig. Ein gesundes Nebeneinander von Gästen und Einwohner:innen ist essenziell für eine zukunftsfitte Ortsentwicklung.
© Bastian Kniza

Aufs-Land-Semester für Studierende

Zimmer frei! Was nun?

14. Oktober 2024
Bastian Kniza, Student an der Technischen Universität Berlin, verbrachte im Rahmen des RURASMUS-Programms ein Aufs-Land-Semester in der Kulturhauptstadtgemeinde Bad Mitterndorf. Dort erhielt er die Aufgabe, sich mit den Themen Tourismus und ungenutzte Raumpotenziale sowie der damit verbundenen Gemeindeentwicklung auseinanderzusetzen. Seine Studienarbeit, die aus dieser Erfahrung hervorging, bietet einen frischen und innovativen Blick und trägt zur Diskussion über die Zukunft der Gemeinde bei.
Bastian Kniza
„Touristische Trends wie Ferienwohnungen als Anlageobjekte sind offensichtlich. Gleichzeitig sind kaum Mietwohnungen für junge Menschen vorhanden. Das hat Konsequenzen für einen Ort, die ich in meiner Studienarbeit reflektiert habe.“
Bastian Kniza studiert Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin.
Foto: Kleinsasser Christoph

Auch in der steirischen Gemeinde Bad Mitterndorf ist bezahlbarer Wohnraum knapp, besonders kleinere Mietwohnungen fehlen. Jedoch gibt es Ressourcen in Form leer stehender Wohnungen oder Zimmer, die früher ­touristisch genutzt wurden. Die Gemeinde erkennt das Potenzial und sieht im Zusammenhang mit dem Masterplanprozess 2030 eine Chance, dass durch die Weiternutzung neuer Wohnraum für die Bevölkerung entstehen kann.

Die Suche nach Wohnraum

Mit seinem Fahrrad erkundete Bastian Kniza leer stehende Ressourcen im Bad Mitterndorfer Gemeindegebiet. Es umfasst das komplette Hinterberger Tal inklusive Pichl-Kainisch und Tauplitz. Sein Ziel war es, Ideen für die Entwicklung dieser Objekte zu erarbeiten. Dabei überlegte er stets, wie sie zur Stärkung der Ortskerne und historischen Dorfbereiche beitragen könnten. Da Wohnraum eine entscheidende Zukunftsfrage ist, soll Knizas Beitrag ein Umdenken anstoßen, das die Lebensqualität, den Tourismus und die sozialen Strukturen stärkt.

Tourismus formt den Ort

Der Tourismus prägt Bad Mitterndorf maßgeblich. Mit der steigenden Zahl an Gästen haben sich Architektur, Infrastruktur und Einkommen der Gemeinde verändert. Heute sind Zweitwohnsitze und Ferienwohnungen ein großes Thema für die Bevölkerung, da das Bauen teuer ist und ein Mietwohnungsmarkt für junge Menschen kaum existiert.

Herausforderungen für die Zukunft

Fahrrad
Bastian Kniza erkundete das Gemeindegebiet mit seinem Fahrrad. Die Kamera war stets dabei. Auch mit seiner Gastfamilie und örtlichen Architekt:innen tauschte er sich über das Wohnen und die räumliche Entwicklung von Bad Mitterndorf aus. 

Das Nebeneinander von wenig genutzter bis leer stehender Tourismusarchitektur und touristischen Anlageobjekten wird im Ort intensiv diskutiert. Verstärkt muss auch über die Bewältigung des erhöhten Infrastrukturaufwands und des Arbeitskräftemangels in der Branche nachgedacht werden, besonders angesichts der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung und des wachsenden Anteils älterer Menschen. Neue Formen der Daseinsvorsorge müssen gefunden werden.

Vor-Ort-Recherche

Bürgermeisterin Veronika Grill und Alt-Bürgermeister Klaus Neuper unterstützten Bastian Kniza dabei, neue Aspekte zu beleuchten und die richtigen Ansprechpartner:innen in der Marktgemeinde zu finden. Bastian Kniza genoss es, selbstständig an einem praxisorientierten Projekt direkt vor Ort zu arbeiten und unmittelbar Feedback zu erhalten. Auch seine Freizeit nutzte er voll aus: Vom Baden in Stau- und Alpenseen, Wandern und Radfahren im Tal bis zu Ausflügen in die umliegenden Städte war alles dabei. 

RURASMUS = Aufs-Land-Semester für Studierende

Das RURASMUS-Programm, dessen Name sich aus den Begriffen „rural“ und „Erasmus“ zusammensetzt, verbindet den ländlichen Raum mit dem etablierten Erasmus-Studierendenaustauschprogramm.

RURASMUS im Rahmen von Salzkammergut 2024

Acht Kulturhauptstadt-Gemeinden nehmen zum Themenschwerpunkt „Neues Wohnen“ teil: Altmünster, Bad Ischl, Bad Mitterndorf, Ebensee, Gosau, Grundlsee, Steinbach am Attersee und St. Konrad. Es geht um leistbares Wohnen, Teilen von Ressourcen, Leerstand und das Neudenken klassischer Wohnformen.

„Die lokal anwendbaren Lösungen der Studierenden liefern übertragbare Antworten für eine Transformation des europäischen ländlichen Raums“, so Roland Gruber, Elisabeth Leitner und Isabel Stumfol vom RURASMUS-Forschungsinstitut.

Mitmachen für Gemeinden

Sie sind überzeugt, dass die Ideen Studierender Potenzial haben? Sie möchten ihnen die Möglichkeit geben, die Zukunft aktiv mitzugestalten? Und Sie wollen dieses Wissen und Können in Ihre Gemeinde holen?  

Großartig! Denn diese Chance bietet sich Ihnen mit RURASMUS! Mitmachen ist ganz einfach, dafür sind nur sechs Schritte notwendig. Wir freuen uns darauf, Ihre Gemeinde in das RURASMUS-Programm aufzunehmen. 

www.rurasmus.eu/mitmachen-gemeinden

E-Mail: office@rurasmus.eu