Bürgermeister Nindl
Peter Nindls Rat an junge Bürgermeister: Wichtige Entscheidungen eine Nacht überschlafen.

„Ich bin seit 38 Jahren Bürgermeister“

Peter Nindl ist Österreichs längstdienender Bürgermeister. Bereits seit 1979 lenkt er die Geschicke von Neukirchen am Großvenediger. Im Interview mit KOMMUNAL erklärt er, was sich in den knapp 38 Jahren seiner Dienstzeit verändert hat und was gleich geblieben ist.

Kommunal  Herr Bürgermeister, gibt es irgendetwas, das Sie noch nicht umgesetzt haben?



Peter Nindl: Wir hatten einmal in den 90ern ein größetes Badprojekt, das gemeindeübergreifend geschaffen hätte werden sollen. Das wurde schlussendlich nicht umgesetzt. Stattdessen gab es eine Naturbadelanage. Aber ansonsten ...



Die Aufgaben, die bezüglich Schulen und Kindergärten anstanden, haben wir alle zufriedenstellend gelöst, und beim Altenheim waren wir eine von jenen Gemeinden, die anfangs der 90er-Jahre nach Vorarlberger Muster sehr vorausschauend gebaut haben. Das befindet sich nach 25 Jahren immer noch in einem sehr guten Zustand. Eher meine berufliche Aufgabe war die Schi-Abfahrt vom Wildkogel. Das Projekt war eine ganz große Herausforderung Anfang der 2000er-Jahre, vor allem eine Lösung im Bereich der Grundbesitzfragen, und schlussendlich auch die passende Idealtrasse zu finden. Mit 1300 Höhenmetern gilt die Abfahrt vom Wildkogel heute als eine der schönsten im Salzburger Land.



Was war das langwierigste Projekt, an dem Sie über einen großen Zeitraum zu kauen gehabt haben?



Der Nationalpark Hohe Tauern. Der war von der Raumordnung her das wichtigste Projekt überhaupt. Anfangs der 80er-Jahre hat man beschlossen, dass der ganze Südbereich unseres 167 km2 großen Gemeindegebietes, rund um den Großvenediger in seiner Schönheit und Ursprünglichkeit bestehen bleiben soll. Ein weiteres großes Vorhaben ist in den 2000er-Jahren gelungen. 2009/2010 konnten wir im Zuge des Hochwasserschutzes die ganze Bahntrasse der Pinzgauer Lokalbahn neu bauen und haben dadurch ideale Lösungen für Gewerbeansiedlungen, weitere Wohnbausiedlungen und für Freizeitanlagen gefunden. Das ganze Sportzentrum haben wir im Zuge dessen neu gestalten können.



Was hat sich aus Sicht des Neukirchner Bürgermeisters in den letzten 37 Jahren geändert?



Es ist alles um einiges schneller geworden. Aufgrund der sozialen Medien und der gesamten technischen Entwicklung müssen sämtliche Entscheidungsprozesse gut vorbereitet sein. Das Informieren der Mandatare muss flüssiger erfolgen. Da ist man heute ganz schön gefordert, dass man einen guten Amtsleiter hat und dass das ganze Mitarbeiterteam entsprechend gut ausgebildet ist. Erfreulicherweise habe ich ein wirklich zuverlässiges Team.



Von einer anderen Warte aus haben die modernen Errungenschaften auch wieder ihre Vorteile.

eben erst haben wir ein Projekt umgesetzt, das in seiner Gesamtheit sehr schnell vonstatten gegangen ist. Dabei handelt es sich um die Zusammenlegung der Bergrettung und der Freiwilligen Feuerwehr Neukirchen unter ein Dach. Das wurde 2017 begonnen und wird 2018 bereits fertig umgesetzt sein. Die entsprechenden Planungsprozesse laufen heutzutage extrem schnell ab. Es ist eine rasante Zeit in der wir leben, keine Frage. Vor 37 Jahren war es einfach eine andere Welt. Ich hätte nie gedacht, dass sich Veränderungen derart schnell und umfassend ergeben würden. Aber man muss auch da einfach mitkommen, mit einem Wort.



Und die Gegenfrage: Was ist gleich geblieben?



Gleich geblieben ist der Umgang mit den Menschen. Es ist zwar alles ein bisschen hektischer geworden, aber es ist nach wie vor angenehm, mit der älteren Generation zu sprechen, und ebenso interessant ist es, mit der jungen Generation zu reden und zu hören, was die für Vorstellungen haben. Freilich muss man von Haus aus die Leute mögen, sonst geht das überhaupt nicht. Es darf auch keine Belastung sein. Und es ist auch nicht so, wie ein Kollege kürzlich meinte, dass er über all die Jahre kein einziges freies Wochenende gehabt hätte. Ich kann mir sehr wohl ein freies Wochenende nehmen. Diese Auszeit gönne ich mir. Man wird auch im Zuge des Älterwerdens ein wenig gelassener.



Was würden Sie jungen Bürgermeistern mit auf den Weg geben?



Die sind sicherlich mit Begeisterung bei der Sache, sonst hätten sie sich nicht zur Verfügung gestellt. Denen könnte ich auf den Weg geben, dass man bei wichtigen Entscheidungen immer noch eine Nacht drüber schlafen sollte. Sorgfältig überlegen, dann die Entscheidung treffen und nach Möglichkeit rasch an die Umsetzung gehen. Aber prinzipiell muss natürlich jeder und jede den eigenen Weg einschlagen.



Die jetzige wird Ihre letzte Amtsperiode sein. Was machen Sie danach?



Ich gehe im Winter leidenschaftlich gern Schifahren und im Sommer fahre ich mit meiner Frau eine Woche nach Kroatien und genieße das Meer. Das mache ich aber bei uns in Salzburg oder im Tirolerischen an einem See genauso gern. Ansonsten bin ich gerne im Gebirge unterwegs. Ich habe ganz sicher genug zu tun.



Was wird Íhnen als erstes in Erinnerung kommen, wen Sie auf Ihre jahrzehntelange Tätigkeit als Bürgermeister zurückblicken?



Sicherlich einmal, dass ich das Privileg gehabt habe, diese Jahre in einer der schönsten Gemeinden Österreichs zu verbringen, und dass ich in einem Zeitraum arbeiten konnte, in dem alles in Frieden abgelaufen ist. Es gab schon einige Probleme zu bewältigen, aber im Großen und Ganzen war es eine gute Zeit.



Die Amtsstube wird mir nicht vornehmlich in Erinnerung bleiben, weil ich lieber unter den Leuten bin. Die kulturellen Erlebnisse und die sozialen Begegnungen. Mich wird auch interessieren, wie alles weitergeht, aber eines sage ich auch: Wenn ich einmal außer Dienst bin, möchte ich mich möglichst im Hintergrund halten und keinesfalls mit Belehrungen da sein. Ich möchte kein Besserwisser sein. Wenn der Wunsch da ist, stehe ich gerne mit Rat und Tat zur Seite, aber ich werde mich keinesfalls in das Operative einmischen.