
Neuer Weg für Gewerbegebiete
Industrie- und Gewerbegebiete sind bis dato kaum gestalterischen Konzepten unterlegen. Vor allem der regionale Siedlungsraum vermittelt ein sehr heterogenes, bis weilen unansehnliches Bild der einzelnen umgesetzten Projekte. Die steirische Gemeinde Lang entschloss sich, den üblichen Mainstream zu verlassen und einen neuen Weg der Industriegebietsplanung zu gehen. Das Projekt wurde für den IMPULS Gemeindeinnovationspreis in der Kategorie "Baukultur" eingereicht.
Die viel zitierte Bau-un-kultur statt Baukultur hinterließ und (!) hinterlässt auch in der Südsteiermark ihre Spuren. Dabei sind Corporate Identity und Corporate Design für viele Firmen Teil Ihres täglichen Geschäftslebens. Aber warum gelingt es nicht, dieses Denken in die Raumgestaltung einfließen zu lassen?
In der Gemeinde Lang wählte man immer schon den kommerziell nicht einfachen Weg mit einer Einschränkung der Baufreiheit der einzelnen Wünsche der Bauherrn. Mit der Einführung des Gestaltungsbeirates, als erste Gemeinde außerhalb des Naturparks Südsteirisches Weinland, hob man diese Entscheidungsfindung der Baurichtlinien auf eine neue Ebene. Damit schafft man authentische Grundlagen auch für zeitgenössische Architektur, aber immer mit im Blickwinkel, dass der Kontext zum Bestand, zur Landschaft und zum örtlichen „lifestyle“ erhalten bleibt.
Da bis dato das Arbeitsspektrum eher dem Dörflichen und dem Tourismusgebiet zugeordnet war, hat sich die Gemeinde (unter anderem angeregt durch die kritische Wortmeldungen wie zum Beispiel von ORF-ZIB Moderator Tarek Leitner) entschlossen, hier den üblichen Mainstream zu verlassen und gemeinsam mit dem Grundeigentümer und Projektentwickler Herrn -Eybesfeld einen anderen Weg der Industriegebietsplanung zu gehen.
Drei internationale Planungsteams wurden eingeladen, eine Fläche von über 50 Hektar für die nächsten Generationen zu beplanen.
Die Teilnehmer reagierten mit den gezeigten Lösungen sehr unterschiedlich auf die Situation und die Aufgaben. Das Siegerprojekt von West8 aus den Niederlanden sieht vor, dem Gebiet seine eigene Identität zu geben, indem vorhandene Elemente des Ortes aufgenommen und diese dann gezielt mit neuen Strukturen verstärkt werden.
Eine landschaftlich angelegte, auf das Schloss Eybesfeld ausgerichtete Achse bildet einen Grünraum mit „eingestreuten“ Kollektivnutzungen sowie eine Infrastruktur- und Verkehrszone.
Im Anschluss an diesen Wettbewerb wurde vom Siegerbüro West 8 der Masterplan erarbeitet. In diesem wurde dann die Juryentscheidung mit den Empfehlungen eingearbeitet. Des Weiteren wurde das Büro verkehr+ für die Erarbeitung einer Studie für die neuen und alten Verkehrsflächen und deren Auswirkungen beauftragt. Ebenso wurde der Ziviltechniker Neubauer aus Graz mit der Erarbeitung einer Detailuntersuchung und Lösung der Oberflächenentwässerung hinsichtlich der Grundwasserschutzverordnung beauftragt. Im Zug der Arbeit gab es mit den relevanten Bezirksbehörden für ein Genehmigungsverfahren ein Abstimmungsgespräch im Gemeindeamt Lang. Die drei Arbeiten gemeinsam bildeten dann den Masterplan, welcher vom Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde. Dieser bildete, wie in der Baukultur üblich, eine Selbstverpflichtung der Gemeinde hinsichtlich der Umsetzung des Projektes.