Jungbürgermeisterinnen und -bürgermeister mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
Jungbürgermeisterinnen und -bürgermeister mit Landeshauptfrau. Johanna Mikl-Leitner fühlte sich sichtlich wohl.
© Franz Gleiß

Junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister vernetzten sich

Es ist bereits Tradition: Beim Jungbürgermeister:innen-Treffen kommen nun bereits seit 2022 jedes Jahr junge Ortschefinnen und Ortschefs aus Österreich sowie eine Delegation von Amtskolleginnen und -Kollegen aus Deutschland zum Austausch zusammen. Das diesjährige Treffen fand auf Einladung von Bürgermeister Patrick Strobl im niederösterreichischen Melk statt. Es zeigte sich abermals: Eine Gemeinde führt man allein, aber man ist bei weitem nicht die einzige junge Person im Land, die diese Verantwortung trägt

Ein Highlight des Treffens gab es gleich zu Beginn: der festliche Empfang mit der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ging im Festsaal der Stadt Melk über die Bühne. Die Wertschätzung der Landespolitik für die Gemeinden wurde in ihren Begrüßungsworten deutlich: „Wir brauchen die Gemeinden“, so Mikl-Leitner. Thematisch ging die Landeshauptfrau vor allem auf das Thema Finanzen ein. 

Auf den Mittagsempfang folgte ein aktiver Start: Beim Padeltennis und Stockschießen lernten die Jungpolitikerinnen und -politiker einander von einer sehr persönlichen Seite kennen. Beim sportlichen Kräftemessen wurden Freundschaften geschlossen, neue Talente entdeckt und ambitionierte Teilnehmer lieferten sich das eine oder andere Match. 

„Der Bürgermeister war mir immer am liebsten“

Von großer Wertschätzung für die jungen Amtsträgerinnen und -träger vonseiten der Bundespolitik zeugte der Besuch von Bundesministerin Claudia Plakolm am Abend. Sie war bereits beim ersten dieser Treffen in ihrer damaligen Rolle als Staatssekretärin dabei und unterstützt die jungen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus voller Überzeugung: „Ich verbringe zwar in meiner Funktion sehr viel Zeit in Wien, doch viel lieber bin ich draußen in den Gemeinden, denn hier wird Politik gemacht, die bei den Menschen ankommt.“ Die Ministerin hob, wie auch zuvor die Landeshauptfrau, die große Bedeutung der Gemeinden im föderalen Staat Österreich hervor.

Das bestätigte auch der niederösterreichische Landesrat Anton Kasser in seiner Ansprache: Er war selbst 30 Jahre lang Bürgermeister und kennt die Politik aus vielen verschiedenen Perspektiven und Funktionen. „Aber der Bürgermeister war mir immer am liebsten“, so Kasser über seine langjährige Funktion. 

Jung im Amt – wie geht das?

Die Unternehmer Josef Zotter und Julia Zotter sowie Ferdinand Schachner gaben Einblicke in Unternehmensführung und ihre – manchmal unkonventionellen – Herangehensweisen. Hier könne sich die Politik das eine oder andere abschauen, so das Fazit. 

Motivierende und inspirierende Worte gab es auch vonseiten der jungen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister selbst: Bernadette Geieregger, Bürgermeisterin von Kaltenleutgeben und Vizepräsidentin im NÖ Gemeindebund, Hards Bürgermeister Martin Staudinger, Schleedorfs Ortschefin Martina Berger und Markus Kleemann, Oberbürgermeister von Sindelfingen in Deutschland erzählten jeweils von ihrem persönlichen Weg in die Politik.

Feiern in der Hochwasserzone

Patrick Strobl
Der Gastgeber - Melks Bürgermeister Patrick Strobl

Das bei diesen Treffen bereits bewährte Bürgermeister-Clubbing fand diesmal an einer ganz besonderen Örtlichkeit statt: Die Mole Melk ist zwar ein nagelneues, modernes Restaurant, doch für die Stadt hat sie eine historische Bedeutung. Das Areal, das sich in einer Roten Gefahrenzone im Hochwasserrisikogebiet befindet, kam erst vor wenigen Jahren in den Besitz der Stadt. Das Jahrtausend-Hochwasser im September 2024 traf die Mole direkt während der Errichtungsarbeiten des neuen Gebäudes. „Das hat den Vorteil, dass wir schon ein Hochwasser überlebt haben und wissen, worauf es ankommt“, so Bürgermeister Patrick Strobl.

So ist die gesamte Technik aus Hochwasserschutzgründen im oberen Stock des Restaurants untergebracht, das einen atemberaubenden Blick auf die Donau bietet. Von den Pachteinnahmen wird ein Teil systematisch als Rücklagen für den Katastrophenfall beiseitegelegt. Denn eins ist klar: Das nächste Hochwasser kommt bestimmt. 

Was die Stadt Melk für den Hochwasserschutz tut, war auch Thema bei der Stadtführung am Freitagmorgen. Eindrucksvoll sieht man das am Beispiel der Hochwasserschutztrasse sowie der Mauer, die heute den Melker Hauptplatz schützt.  

Von erfolgreicher PR bis zur Amtshaftung

Der PR-Berater Markus Habermann leitete mit seinem Impuls das fachliche Programm des zweiten Tages ein. Er zeigte den Jungbürgermeisterinnen und Jungbürgermeistern auf praxisnahe und realistische Weise auf, wie moderne Medien funktionieren, was die Medien sich von der Politik erwarten und wie man als Politikerin bzw. Politiker die Medien zum eigenen Vorteil nutzt. 

Rechtliche Informationen standen im Workshop von Rainer Parz, Rechtsanwalt und Konsulent beim NÖ Gemeindebund am Programm: Die Teilnehmenden profitierten von einem Crashkurs zum Thema Haftung und rechtlichen Pflichten der Gemeinde. Gastgeber-Bürgermeister Patrick Strobl teilte indessen seinen Weg bei der Budgetkonsolidierung der Stadt Melk und verriet, wo und wie gespart wurde. Hier konnten einige kreative Lösungen gefunden werden, wie sich auch in der anschließenden Diskussion zeigte.

Highlights am Rande

Martina Berger und Martin Berger
Weder verwandt noch verschwägert: Martina Berger und Martin Berger

Für Erheiterung beim Treffen sorgten die beiden jungen und fast namensgleichen Bürgermeister Martin Berger (Schollach) und Martina Berger (Schleedorf). Zum Staunen brachten die Teilnehmenden auch die Erfahrungen der deutschen Amtskollegen – etwa Markus Kleemann, ehemals Bürgermeister von Oberstenfeld, dem diese rund 7.000-Einwohner-Kommune zu klein wurde und der sich deshalb in der 80 Kilometer entfernten 65.000-Einwohner-Stadt Sindelfingen um denselben Posten bewarb und die Wahl auch gewann. Eine in Österreich undenkbare, in Baden-Württemberg aber gängige Vorgangsweise.

Melk beeindruckte durch eine besonders transparente, verhandlungsorientierte Stadtpolitik: Die Gemeinderatssitzungen der 5.000-Einwohner-Stadt weisen bis zu 75 Tagesordnungspunkte auf und dauern bis zu sechs Stunden lang.

Allein im Amt, aber nicht allein im Land

Das Jungbürgermeister:innen-Treffen war ein erfolgreiches Netzwerktreffen, das beweist, wie wertvoll ein offener Austausch zu aktuellen Herausforderungen in den Gemeinden ist. Anhand von konkreten Praxisbeispielen voneinander lernen, Ressourcen und Kontakte teilen und konstruktive Diskussionen führen – als Bürgermeisterin oder Bürgermeister steht man zwar allein an der Spitze einer Gemeinde, die Herausforderungen und Themen teilt man aber mit vielen Kolleginnen und Kollegen im Land.

Zahlen

In Österreich gibt es 201 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unter 40 Jahre. Davon sind 18 sogar unter 30 Jahre alt. Zu dem Treffen waren junge Amtsinhaber bis 45 Jahre eingeladen. 

Der jüngste Bürgermeister Österreichs ist der 25-jährige Johannes Gumprecht aus Hainburg an der Donau (Niederösterreich). Der zweitjüngste Bürgermeister kommt aus seiner Nachbargemeinde: Leonard Brassat aus Petronell-Carnuntum ist nur wenige Monate älter. Die jüngste Bürgermeisterin der Republik ist eine Oberösterreicherin: Nicole Thaller (29 Jahre) leitet die Gemeinde Hofkirchen im Traunkreis.

In Niederösterreich gibt es übrigens 63 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unter 40 – ein Anteil von knapp elf Prozent.

Oberösterreichs Gemeinden stellen 42 junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister (knapp zehn Prozent). Der jüngste oberösterreichische Ortschef ist mit 27 Jahren Alexander Leutgeb aus Baumgartenberg.

Die Steiermark hat 29 junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister (zehn Prozent). Der Jüngste davon ist der 28-jährige Lukas Vogl aus Krottendorf-Gaisfeld.

Auch in Tirol ist der Anteil der jungen Ortschefinnen und Ortschefs ähnlich (29 Junge; Anteil: zehn Prozent). Der jüngste Tiroler ist Johannes Reinstadler aus der Gemeinde Jerzens (27 Jahre).

Das Burgenland stellt 14 junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister (acht Prozent). Der Jüngste ist mit 28 Jahren Fabio Halb aus Mühlgraben.

Vorarlbergs Gemeinden stehen 12 junge Ortschefinnen bzw. Ortschefs vor. Mit knapp 13 Prozent ist das im Bundesländervergleich der größte Anteil an Jungen. Aus dem Ländle stammt übrigens auch der drittjüngste Bürgermeister Österreichs, der 27-jährige Lukas Batlogg aus Düns.

In Salzburg werden neun Gemeinden von jungen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern geführt (knapp acht Prozent). Die jüngste Salzburgerin ist die 30-jährige Martina Berger aus Schleedorf.

Kärnten ist mit nur drei Bürgermeisterinnen und Bürgermeisterin unter 40 Jahren Schlusslicht unter den Bundesländern. Anteilsmäßig gibt es hier nur zwei Prozent junge Ortschefs. Die Jüngste ist mit 36 Jahren Andrea Feichtinger-Sacherer aus Kappel am Krappfeld.

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