
Gabs Schwarz: „Wir jammern zu viel. Uns geht es besser, als wir glauben.“
© Volksanwaltshaft/Daniel Bointner
Platzlgespräch am Gemeindetag
Reden hilft – auch in der Verwaltung
Volksanwältin Gaby Schwarz warb beim „Platzlgespräch“ am Gemeindetag für mehr Bürgernähe, klare Sprache und Fairness. Gemeinden seien Partner der Volksanwaltschaft – und gutes Verwaltungshandeln beginne mit ehrlicher Kommunikation.
Volksanwältin Gaby Schwarz brachte in das Platzlgespräch die Perspektive der Bürgerrechte und Verwaltungskontrolle ein – und eine ordentliche Portion Klartext. Gleich zu Beginn machte sie deutlich: „Wir sind Partnerinnen der Gemeinden.“ Denn die Volksanwaltschaft kontrolliert nicht nur Ministerien und Länder, sondern auch die Verwaltung in Österreichs Städten und Gemeinden. Im Vorjahr gingen 24.000 Beschwerden ein – bei rund 3.500 Fällen wurden Missstände festgestellt.
Kontrolle mit Augenmaß
Schwarz betonte, dass Österreichs Verwaltung im internationalen Vergleich „exzellent funktioniert“. Trotzdem gebe es Luft nach oben – insbesondere bei Kommunikation und Bürgernähe. „Viele Konflikte entstehen, weil nicht geredet wird. Wenn man Dinge erklärt, bevor sie entschieden werden, kann man Beschwerden vermeiden.“ Ihr Appell an die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister: offen sprechen, einfach erklären und auf Augenhöhe kommunizieren.
Aufgaben und Grenzen der Volksanwaltschaft
Im Gespräch erklärte Schwarz, wo ihre Behörde tätig wird – und wo nicht. Gerichtsverfahren oder zivilrechtliche Streitigkeiten fallen nicht in ihre Zuständigkeit. Die Volksanwaltschaft könne aber bei Verwaltungsthemen vermitteln, Missstände aufzeigen und Bürgern helfen, sich kostenlos und unbürokratisch Gehör zu verschaffen. Wichtig sei, dass sich niemand „verloren fühlt“ – man solle auch ansprechbar bleiben, wenn man formal nicht zuständig sei.
Sprachlich verständlich, menschlich klar
Ein großes Anliegen ist Schwarz die verständliche Sprache in der Verwaltung. „Ich habe gesagt: Unsere Briefe müssen so geschrieben sein, dass jeder sie versteht. Kein Wust aus Paragraphen – sondern klare Antworten.“ Bürgernähe bedeute auch, Fehler zuzugeben: „Ein einfaches ‚Es tut mir leid‘ wirkt oft mehr als jeder Amtsbrief.“
Frauen in der Politik
Ein Thema, das Schwarz besonders betonte, war die geringe Zahl von Bürgermeisterinnen. Nur elf Prozent der österreichischen Gemeinden werden von Frauen geführt. Sie forderte mehr Unterstützung und Sichtbarkeit für Frauen in der Kommunalpolitik – und erinnerte daran, dass die Volksanwaltschaft selbst seit Jahren für Gleichberechtigung und Fairness eintritt.
Die häufigsten Beschwerden: Flächenwidmung und Kommunikation
Das Dauerbrenner-Thema in Gemeinden bleibe die Flächenwidmung – besonders im ländlichen Raum. Viele Bürgerinnen und Bürger glaubten, ein Recht auf Umwidmung zu haben, was schlicht falsch sei. „Manche sind enttäuscht, aber es ist unsere Aufgabe, zu erklären, warum eine Entscheidung richtig ist.“ Auch bei Friedhofs- und Bestattungsfragen gebe es immer wieder Konflikte – meist aus emotionalen Gründen.
Appell an die Gesellschaft
In einer lebhaften Diskussion über Politikverdrossenheit und das sinkende Interesse am Ehrenamt zeigte Schwarz klare Haltung: „Wir jammern zu viel. Uns geht es besser, als wir glauben.“ Sie warb für mehr Optimismus, Respekt und Wertschätzung gegenüber jenen, die sich engagieren – insbesondere gegenüber Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, die „24 Stunden am Tag Ansprechpartner für alles“ seien.
Gaby Schwarz plädierte für mehr Menschlichkeit in der Verwaltung. Ihr Rezept: Zuhören, erklären, entschuldigen – und dabei den Blick für das große Ganze behalten. Gemeinden seien nicht das Problem, sondern oft das Rückgrat einer funktionierenden Demokratie.