Günther Vallant
Günther Vallant: „Wenn man nicht Selbstständiger, Landwirt oder Pensionist ist, ist es in einer kleinen Gemeinde schwer, das Bürgermeisteramt zu übernehmen.“

„Ich bin für hauptamtliche Bürgermeister“

Günther Vallant ist seit zwölf Jahren mit viel Engagement Gemeindechef im Kärntner Frantschach-Sankt Gertraud. Jetzt wurde er Präsident des Kärntner Gemeindebundes und wünscht sich, dass das Bürgermeisteramt auch in kleinen Gemeinden zu Brotberuf wird.

„Ich hatte nie nur meine Gemeinde im Auge, sondern mir war immer wichtig, dass es allen Gemeinden im Land gut geht“, sagt Günther Vallant, seit zwölf Jahren Bürgermeister von Frantschach-Sankt Gertraud im Kärntner Lavanttal.

Diese Fokussierung auf das Allgemeinwohl ist wahrscheinlich aufgefallen und so wurde er gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dem scheidenden Präsidenten des Kärntner Gemeindebundes Peter Stauber nachzufolgen. „Ich habe Ja gesagt, weil ich mir vorstellen kann, dass dieses Amt zu mir passt“, erläutert Vallant seine Beweggründe. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe.“

Menschen für die Kommunalpolitik gewinnen

Große Pläne kann man derzeit nicht machen. Das wichtigste ist, zunächst die Corona-Krise gemeinsam zu bewältigen. Ein großes Anliegen ist ihm aber, auch mehr Menschen dazu zu gewinnen, sich in der Lokalpolitik zu engagieren.

„Vor Kurzem gab es in der Steiermark Gemeinderatswahlen, und da ist die Wahlbeteiligung stark zurück gegangen. Auch bei uns in Kärnten wird die Erstellung von Wahllisten immer schwieriger, weil weniger Leute bereit sind, ihre Freizeit im Dienst der Allgemeinheit zu opfern“, bedauert Vallant. „Es sollte uns zu denken, geben, welchen Stellenwert Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen in unserer Gesellschaft haben.“ Vor allem angesichts des geringen Anteils von Bürgermeisterinnen bleibe viel zu tun, um Frauen für die Arbeit in der Gemeindepolitik zu gewinnen.

Als großes Problem sieht Vallant die schlechte arbeits- und sozialrechtliche Absicherung der Mandatare. „Wenn man nicht Selbstständiger, Landwirt oder Pensionist ist, ist es in einer kleinen Gemeinde schwer, das Bürgermeisteramt zu übernehmen“, stellt Vallant fest. „Daher ist es mir ein großes Anliegen, hier eine bessere Absicherung zu erreichen, damit auch andere Personengruppen diese schöne Tätigkeit auszuüben.“ Besonders im Sozialrecht sieht er Modernisierungsbedarf.

Brotberuf Bürgermeister

Ein Wunsch wäre es, dass man das Bürgermeisteramt auch als Brotberuf führen könnte. Vallant: „Das ist eine so wichtige Aufgabe, dass man das auch in einer kleinen Gemeinde hauptamtlich machen können sollte.“ Dazu müsste aber auch die Bezahlung stimmen.

Er selbst ist beim ÖGB beschäftigt. „Ich bin also auch hauptberuflich Interessensvertreter. Auch daher passt die Aufgabe als Präsident des Kärntner Gemeindebundes sehr gut zu mir.“

Gelernt hat er Betriebselektriker beim in Frantschach ansässigen Papier- und Zellstoffkonzern Mondi. In der Arbeitnehmervertretung war er schon früh tätig; zuerst als Jugendvertrauensrat und dann als Betriebsrat. Seit 20 Jahren ist er als Gewerkschaftssekretär tätig. Die Mitgliedschaft bei der SPÖ war schon durch das Elternhaus vorgezeichnet. „Ich bin geborener Sozialdemokrat“, lacht Vallant.

Kommunikation als Herausforderung während der Krise

Corona-Fälle gab es bisher (stand Ende Juni) in Frantschach-Sankt Gertraud nur einen einzigen. „Wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheitsbestimmungen sehr genau eingehalten“, berichtet der Bürgermeister.

Wie wohl in allen Gemeinden Österreichs war es auch in Frantschach-Sankt Gertraud eine Herausforderung, während des Lockdowns die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern aufrecht zu erhalten. „Hier hat sich wieder einmal bewährt, dass eine Gemeinde eine Verwaltungseinheit ist, die sehr nahe am Bürger ist. Weder die Bezirks- noch die Landesebene wären in der Lage gewesen, Informationen so zielgerichtet an die Bevölkerung zu bringen.“

Günther Vallant
Hobbyimker Günther Vallant: „In der Corona-Krise wären weder die Bezirks- noch die Landesebene in der Lage gewesen, Informationen so zielgerichtet an die Bevölkerung zu bringen wie die Gemeinde.“

Es habe sich auch gezeigt, dass der persönliche Kontakt viel effektiver ist als andere Kommunikationsmöglichkeiten. „Über Internet und Social Media erreicht man viele Menschen nicht. Wir sind wieder ganz klassisch von Haus zu Haus gegangen und haben Flugblätter in die Briefkästen eingeworfen. Das ist die beste und direkteste Informationsmöglichkeit.“

Kein Zugriff auf die eigenen Reserven

Ebenfalls wie in allen anderen Gemeinden macht sich „Corona“ auch im Budget von Frantschach-Sankt Gertraud bemerkbar: Die Ertragsanteile sind seit März rückläufig, ebenso die Kommunalsteuern – wenn auch nicht in einem so großen Ausmaß wie zwischenzeitlich befürchtet. „Gut zehn Prozent weniger werden es aber schon sein“, fürchtet Bürgermeister Vallant. Zu den rückläufigen Einnahmen komme, dass die Ausgaben steigen. Etwa bei den Beiträgen der Gemeinde zur Abgangsdeckung der Krankenanstalten oder bei der Sozialhilfe.

Dabei ist Frantschach-Sankt Gertraud in der glücklichen Lage, im vergangenen Jahr ein Plus von 634.000 Euro erwirtschaftet zu haben. Das Problem ist aber, dass man derzeit auf dieses Geld nicht zugreifen kann, weil eine Haushaltssperre verhängt wurde, damit die Gemeinden das Geld zur Bekämpfung der Kosten der Wirtschaftskrise sparen. Vallant: „Mit wäre am meisten geholfen, wenn wir dieses Geld bekommen würden. Dann brauchen wir keine finanzielle Unterstützung von Bund oder Land.“

Dem neuen Kärntner Gemeindebund-Chef ist aber klar, dass nicht alle Kommunen derartige Reserven in der Hinterhand haben. Das Hilfspaket des Bundes sei zwar ein wichtiger Beitrag, aber nicht die endgültige Lösung. Ein Problem sei, dass Projekte zwar zu 50 Prozent gefördert würden, aber gerade Abgangsgemeinden würden sich schwertun, die andere Hälfte aufzubringen, fürchtet Vallant.

Einladung zum Kommunalwirtschaftsforum

„Um ganz Österreich wieder auf die Beine zu bringen, ist gerade jetzt wichtig, dass die Gemeinden und die Wirtschaft eng zusammenarbeiten, denn die Kommunen sind der Brennstoff für den Wirtschaftsmotor“, streicht Vallant hervor und verweist auf das Kommunalwirtschaftsforum, das im Oktober in Kärnten stattfindet. „Ich möchte alle Gemeindevertreter herzlich dazu einladen“, sagt Vallant als Chef des Kärntner Gemeindebundes.

Leerstände erfolgreich bekämpft

Schon seit längerer Zeit leidet Frantschach-Sankt Gertraud darunter, dass viele Gebäude leer stehen. Gewerbebetriebe wurden geschlossen, Geschäfte sind abgesiedelt oder es gab keine Nachfolger, der Ortskern drohte auszusterben. 2015 wurde daher mit einem Ortskern-Stärkungsprozess begonnen. „Dabei haben wir uns erfolgreiche Ortskernbelebungsprozesse in ganz Österreich angesehen, um von den Besten zu lernen“, berichtet Bürgermeister Vallant. In weiterer Folge wurde eine Strategie entwickelt und ein Masterplan erstellt.

„Der Masterplan soll als Leitfaden für zukünftige Entscheidungen dienen. Etwa wenn es darum geht, ob die Gemeinde ein leerstehendes Haus kaufen soll“, sagt Vallant. Das angestrebte Ziel wurde erreicht: Es gibt heute keine Leerstände im Ort, alle Gewerbeimmobilien sind wieder mit Wirtschaftsbetrieben belebt. „Das ist aber kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein permanenter Prozess“, ist sich Vallant im Klaren.

Aus der Ortskernbelebung sind auch Projekte entstanden wie ein Generationenpark oder auch das Veranstaltungszentrum, das neu gebaut werden soll. „Früher hat die Firma Mondi das gesellschaftliche Leben im Ort geprägt und Sportanlagen, ein Kino oder auch den Festsaal betrieben oder gefördert hat. Das ist heute nicht mehr der Fall und die Gemeinde ist stattdessen als Eigentümer oder Mieter in Verträge eingestiegen“, erläutert der Bürgermeister. Der Festsaal, den die Gemeinde übernommen hat, war stark renovierungsbedürftig. Daher wurde beschlossen, ein neues Kultur- und Veranstaltungszentrum zu errichten. Vallant: „Wenn uns Corona nicht ein Riesenloch in die Kassa reißt, werden wir nächstes Jahr mit dem Bau beginnen.“

Kampf gegen den Klimawandel

Aus der Ortskernbelebung entstand auch die „Lavantmeile“, ein Geh- und Radweg entlang des Flusses, der die beiden Ortsteile Frantschach und St. Gertraud verbindet. „Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger einladen, auf das Auto zu verzichten und Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen.“

Klimafitter Garten
Der „Klimafitte Garten“ enthält ausschließlich Pflanzen, die sich gut an Hitze und langanhaltende Trockenperioden anpassen

Der Klimawandel ist nämlich auch in der Region schon deutlich zu bemerken. So nehmen etwa Starkregenfälle deutlich zu, die immer öfter zu Überschwemmungen und Vermurungen führen. Die Gemeinde ist daher Mitglied in der Klimawandelanpassungsregion „Klimaparadies-Lavanttal“. In deren Rahmen wurde erst kürzlich ein „Klimafitter Garten“ eröffnet. Dieser wurde in den Generationenpark integriert und enthält ausschließlich Pflanzen, die sich gut an Hitze und langanhaltende Trockenperioden anpassen. „Wir wollen die Bevölkerung auf die Problematik des Klimawandels aufmerksam machen“, sagt Bürgermeister Vallant.

Zur Person

Günther Vallant

Alter: 43

Gemeinde: Frantschach-Sankt Gertraud

Einwohnerzahl: 2.550 

Bürgermeister seit: 2009

Partei: SPÖ