
Landesrat Martin Zauner bei der „Werkstatt Wohnen".
© SIR
Mittersill nimmt seine Gemeindeentwicklung unter die Lupe
Auf den ersten Blick sieht die Potenzialanalyse zu Wohnen und Gewerbe für Mittersill wie eine altertümliche Schatzkarte aus. Doch die vielen Kreuze und Schraffierungen zeigen, wie sich die Stadtgemeinde in der Zukunft entwickeln kann. Die Experten des „Salzburger Instituts für Raumordnung und Wohnen“ – kurz SIR – erarbeiten für den Pinzgauer Ort derzeit maßgeschneiderte Lösungen in puncto nachhaltige Siedlungsentwicklung, sparsamen Umgang mit Grund und Boden oder auch leistbares Wohnen.
Die Expertinnen und Experten des SIR beraten derzeit 15 Salzburger Gemeinden beim Dorf- und Stadtentwicklungsprozess, um die Kommunen bei der Zielsetzung für künftige räumliche Entwicklungen zu unterstützen. Vor Kurzem startete neben Mittersill noch Bad Hofgastein, Nußdorf, Ramingstein sowie Tamsweg. Schon länger im Prozess aktiv sind Ebenau, Filzmoos, Kaprun, Mauterndorf, Straßwalchen, St. Gilgen, St. Koloman und Unken. Dorfbeuern und Golling befinden sich derzeit im Endspurt.
Innovatives Veranstaltungsformat
Der Auftakt zum Dorf- und Stadtentwicklungsprozess in Mittersill wurde im Oktober 2024 mit der Veranstaltung „Werkstatt Wohnen“, einem Netzwerktreffen mit rund 60 Teilnehmern, etwa aus der Lokalpolitik und von Bauträgern, gesetzt.
„Das SIR hat in enger Abstimmung mit dem Land - Abteilung 10 - sowie der Land-Invest ein Veranstaltungsformat entwickelt, das sich einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung, sparsamen Umgang mit Grund und Boden oder auch leistbaren Wohnen widmet. Das alles soll zu einer Sensibilisierung der Entscheidungsträger beitragen“, betont Landesrat Martin Zauner.
Digitale Potenzialkarte
Robert Krasser vom SIR leitet den Dorf- und Stadtentwicklungsprozess in Mittersill. „Das Herzstück des Projekts in der Pinzgauer Stadtgemeinde ist eine Potenzialkarte zu Wohnraum- und Geschäftsleerstand. Die Kombination der Daten aus Leerstand, Wohnungen sowie unbebauten Flächen und Grundstücken sowie möglicher Nachverdichtung ist österreichweit einzigartig und ermöglicht den Gemeinden eine komplett andere Sichtweise für die künftige Ortsentwicklung. Neben Mittersill wurde diese Karte auch für Neumarkt am Wallersee und Mauterndorf erstellt“, so Krasser.
Jugend und Senioren im Fokus
Rund 6.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben aktuell in Mittersill. Die Pinzgauer Stadtgemeinde startete mit Jahresanfang den Dorf- und Stadtentwicklungsprozess mit dem SIR. Bürgermeister Thomas Ellmauer berichtet im Gespräch mit dem Landes-Medienzentrum (LMZ) über die Hintergründe, warum die Kommune hier aktiv geworden ist.
Warum hat Mittersill beim Dorf- und Stadtentwicklungsprozess teilgenommen?
Ellmauer: Mittersill ist der Zentralort im Oberpinzgau. Gerade die Bereiche Ortskernstärkung, moderne Infrastruktur oder auch Mobilität sind wesentlich für unsere Gemeinde sowie die Region. Die Entwicklungsflächen in Mittersill sind jedoch begrenzt. Daher war und ist der Blick von außen sehr interessant für uns. Wie sehen beispielsweise Expertinnen und Experten die Herausforderungen, und welche Anregungen können sie einbringen? Auch Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen aus anderen Gemeinden waren im Oktober bei der „Werkstatt Wohnen“ vor Ort und haben Anregungen mitnehmen können.
Wie sah beziehungsweise sieht die Unterstützung von Seiten des SIR aus?
Ellmauer: Das SIR hat die Vor- und Nachbereitung der „Werkstatt Wohnen“ durchgeführt sowie im Vorfeld das Thema Nachverdichtung unter die Lupe genommen. So wurde etwa analysiert, welche Potenziale es für Bauland beziehungsweise Gemeindeentwicklung gibt.
Welche Erfahrungen hat die Gemeinde bisher gesammelt und welche Projekte sind geplant?
Ellmauer: Aus den bisherigen Erkenntnissen leiten wir zwei große Themen für Mittersill ab. Einerseits der Aspekt leistbares Wohnen. Hier wollen wir zentrumsnah Startwohnungen mit günstigen Betriebskosten für junge Erwachsene errichten. Der andere Aspekt ist die Seniorenbetreuung.
Das Ziel ist, ein sogenanntes „betreutes Wohnen“ zusätzlich zum Seniorenwohnhaus und zum angegliederten betreubaren Wohnen zu errichten. Hier möchten wir einen Raum für eine Jugendgruppe schaffen, wo Jung und Alt gemeinsam Zeit verbringen können und wo man gegenseitig voneinander lernt. Wichtig ist dabei, dass wir keine neuen Flächen verwenden und der Park beim Seniorenwohnheim erhalten bleibt