Laut Aussage der Mobilfunkbetreiber wird es durch den 5G-Ausbau keinen riesigen Mastenwald geben.
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Bringt 5G mehr Strahlenbelastung?

15. Januar 2020
Das Forum Mobilkommunikation (FMK), die Interessensvertretung der Mobilfunkbetreiber, versucht Ängste vor der neuen 5G-Technologie zu nehmen. Genau genommen handle es sich nicht einmal um eine neue Technologie, erklärt FMK-Geschäftsführerin Margit Kropik, sondern lediglich über ein effizienteres Übertragungsprotokoll.

Das von Mobilfunk-Kritikern angeführte Argument, 5G brächte „mehr Strahlung“ lässt Kropik nicht gelten. Denn das sei, so Kropik, eine Diskussion „an der dritten Kommastelle hinter der Null“. Der derzeit an 450 Messpunkten in ganz Österreich gemessene Höchstwert betrage gerade einmal 0,9 Prozent des zulässigen Grenzwertes. Mit der Ausrollung von 5G werde dieser Wert um etwa 0,4 Prozentpunkte auf etwa 1,3 Prozent steigen.

Lediglich Erwärmung von Gewebe feststellbar

Prof. Alexander Lerchl, Biologe an der Jacobs University in Bremen betont, dass die von der WHO empfohlenen und in Österreich verbindlich anzuwendende Grenzwerte selbstverständlich auch für 5G gelten. Dem Einwand, dass die Grenzwerte zu hoch seien, entgegnet Lerchl, dass das Grenzwertekonzept ein Ergebnis jahrzehntelanger internationaler Forschung sind. Es gäbe keine Studie, die einen Effekt der elektromagnetischen Strahlung auf menschliches Gewebe nachweisen könne. Feststellbar sei lediglich eine Erwärmung des Gewebes, die aber nicht gesundheitsschädlich sei, da beispielsweise auch bei sportlicher Betätigung die Körpertemperatur um bis zu zwei Grad steigt.

Kein neuer Mastenwald

Kropik kritisierte scharf „selbsternannte Experten“, die von „zigtausenden, neuen Masten“ sprechen, die auf „höheren Frequenzen“ senden. Dies, so Kropik, ist Unsinn.

5G laufe in Österreich derzeit auf 3,6 GHz. Tatsächlich würden die vorhandenen Standorte um- bzw. ausgebaut, in naher Zukunft würden die Frequenzbänder 700MHz (0,7 GHz), 1,5 und 2,1 GHz versteigert. Der oft diskutierte Frequenzbereich von 26 GHz werde derzeit für Richtfunk genutzt, die Nutzung für Mobilfunk sei noch offen und noch nicht einmal harmonisiert.

Tumorerkrankungen sind nicht mehr geworden

Eine Gruppe von Ärzten und Wissenschaftlern forderte indes kürzlich einen Aufschub des 5G-Starts. Sie verweisen auf Studien, die die Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlung belegen sollen. Eine davon lässt auf einen Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Krebs bei Ratten schließen.

Lerchl hält diese Studien für „höchst umstritten“. Er wiederholte bereits vor einigen Jahren ein Experiment des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin. Darin wurde Mäusen ein Mittel injiziert, das Krebs erzeugt. Ein Teil der Tiere wurde danach fast durchgängig Strahlung durch elektromagnetische Felder ausgesetzt. Bei diesen Mäusen wuchsen die Tumore stärker.

Lerchl warnt jedoch davor, aus dem Resultat Rückschlüsse auf das Krebsrisiko beim Menschen zu ziehen, da die Tiere fast ununterbrochen bestrahlt wurden. Da Mobilfunk bereits seit 30 Jahren genutzt werde, hätte sich ein solcher Effekt inzwischen bei den Tumor-Neuerkrankungen zeigen müssen. Dies sei nicht der Fall.

Für Mobilfunk-Kritiker ist Lerchl aber ohnehin nicht glaubwürdig. Er sei ein „Lügengeschichten-Verbreiter“ und „Gefälligkeitsforscher“ kritisierten sie am Rande einer Pressekonferenz des FMK. Lerchl sieht die Vorwürfe gelassen: „Es wird immer kritische Stimmen geben“, sagte er. Es gebe viele irrationale Ängste.

Unterstützung für Gemeinden

Österreichs Mobilfunkindustrie hat über das FMK die so genannte „Gemeindebundvereinbarung“ abgeschlossen. Diese stellt sicher, dass Gemeinden zeitnah und umfassend über Bauvorhaben der Mobilfunknetzbetreiber informiert werden. Die Vereinbarung regelt die transparente Kommunikation bei Bauvorhaben von neuen Mobilfunkstationen über das Baurecht hinaus. Auch werden alle technischen Daten, individuelle Datenblätter und Immissionsberechnungen, weit über die im Telekommunikationsgesetz  definierten Anforderungen hinaus, den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Gemeinden zur Verfügung gestellt.

Das FMK bietet Gemeinden Unterstützung, wenn es Diskussionen über das Thema gibt.