Politische Inhalte sollten in der Advent- und Vorweihnachtszeit nicht im Vordergrund stehen.
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Weihnachten: Die Zeit der leisen Töne in der politischen Kommunikation
Wenn die Lichterketten in den Straßen hängen, der Duft von Punsch und Keksen über den Adventmarkt zieht und in den Wohnzimmern die Vorfreude auf das „Fest der Feste“ wächst, verändert sich der Alltag der Menschen. Termine, Geschenke und Familienorganisation drängen in den Vordergrund. Was in dieser Zeit keinen Platz hat, sind klassische politische Botschaften, denn sie gehen im Weihnachtstrubel unter.
Wir leben in Zeiten permanenter audiovisueller Überforderungen. Täglich sind wir Menschen mit tausenden Botschaften konfrontiert. Werbung, Social Media oder klassische Kommunikationskanäle fordern unsere Aufmerksamkeit, die wir allerdings nur begrenzt zur Verfügung haben. Deshalb muss unser Gehirn sekündlich Prioritäten setzen. Welche Botschaften sind wichtig, welche Informationen können ausgeblendet bzw. negiert werden?
In den Wochen vor Weihnachten spitzt sich diese kommunikative Überforderung weiter zu. Dazu kommt, dass sich gerade in der Adventzeit unsere Prioritäten verschieben. Die Menschen denken an ihre Familien, an das Zusammenkommen, an das, was wirklich zählt. Und in diesem Mindset haben schwere politische Botschaften keinen Platz, denn sie werden von den Menschen ignoriert und kommen daher nicht an.
Im Advent haben die Menschen nur Weihnachten im Kopf
Darauf muss sich die politische Kommunikation in der sogenannten „stillsten Zeit des Jahres“ einstellen. Der Kopf der Menschen ist voll, der Kalender ebenso. Für große inhaltliche Debatten fehlt jetzt die Bereitschaft. Wenn die Menschen im Lichtertakt leben, hat die Politik Sendepause und die politische Kommunikation – gerade in den Kommunen – sollte daher auch den Pause-Knopf drücken. Denn zu Weihnachten haben politische Botschaften nur ganz wenig Wirkung.
Das heißt aber nicht, dass politische Akteurinnen und Akteure in dieser Zeit unsichtbar bleiben müssen. Im Gegenteil: Gerade jetzt bietet sich die Chance, auf einer anderen Ebene Verbindung zu schaffen und kommunikativ zu punkten. Allerdings braucht es in der Vorweihnachtszeit eine andere Form der Kommunikation: zurückhaltend, menschlich und nah an den Bürgerinnen und Bürgern.
Mit ehrlichem Interesse Nähe schaffen
Statt Parteiprogramm, Budgetdiskussion oder Migrationsdebatte ist Feingefühl angesagt. Es heißt jetzt, dorthin gehen, wo sich das Leben abspielt: auf den Adventmarkt, zum Krippenspiel, zum Chorkonzert oder zur Nikolausfeier. Die vorweihnachtlichen Fixpunkte in der Gemeinde sind ideale Treffpunkte, um unkompliziert mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ein kurzer Small-Talk über die besten Keksrezepte, den alljährlichen Geschenkestress oder die letzten Arbeitstage vor dem Betriebsurlaub verbinden und schaffen kommunikativen Einklang und Harmonie. Ein freundliches „Schön, Sie zu sehen“ oder ein ehrliches „Wie geht es Ihnen vor Weihnachten?“ schafft Nähe.
Viele Bürgerinnen und Bürger schätzen es in dieser Zeit besonders, wenn ihnen jemand zuhört. Sorgen um die finanzielle Situation, Unsicherheit im Beruf oder die Pflege von Angehörigen sind Herausforderungen, die auch vor Weihnachten nicht Halt machen.
Wer sich nun Zeit nimmt und mit echter Aufmerksamkeit, empathisch, ohne Floskeln und ohne versteckte Botschaften da ist, bleibt positiv im Gedächtnis. Eine Einladung auf einen Glühwein oder ein paar Kekse am Adventstand können mehr bewirken als ein Flugblatt über das kommende Gemeindebudget. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die nun besonders wichtig sind. Das gilt auch und vor allem für jene, die zu Weihnachten viel Zeit alleine verbringen: Ein persönlicher Besuch zum Weihnachtstratsch bei alleinstehenden älteren Mitmenschen bewirkt mehr als jede Rede bei einer Jahreshauptversammlung des Seniorenbunds.
Jahresrückblick und leise Töne
Politische Inhalte sollten in der Advent- und Vorweihnachtszeit nicht im Vordergrund stehen. Es ist vielmehr die Zeit, um Beziehungen zu pflegen, Vertrauen zu stärken und zu zeigen: Da ist jemand, der sich für euch interessiert – nicht nur vor Wahlen. Politische Botschaften können guten Gewissens ins neue Jahr verschoben werden, sie sind im Dezember sowieso ineffektiv.
Eine in die ruhige Zeit zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen passende Möglichkeit, auf umgesetzte Projekte des abgelaufenen Jahrs hinzuweisen, ist der Jahresrückblick. Damit wird klar transportiert: „Wir haben gut gearbeitet und werden das auch weiterhin tun.“ Ob als Beitrag in den sozialen Medien, in regionalen Printmedien oder als Postwurf, ein Rückblick zeigt, wofür man steht und was man für die Gemeindebürgerinnen und -bürger erreicht hat.
Wer die Vorweihnachtszeit nutzt, um persönlich präsent zu sein, um zuzuhören und ehrliche Gespräche zu führen, legt damit einen Grundstein für das kommende Jahr. Leise Töne sind angesagt. Die noch verbleibenden Tage und Wochen bis Weihnachten und Neujahr eignen sich perfekt dafür, politische Kommunikation anders zu führen: menschlich, spontan, persönlich. Mut zur Empathie zahlt sich aus, gerade zu Weihnachten!
Der Beitrag erschien in der NÖ Gemeinde 12/2025.