Eigeninitative

Gemeinde baut Wirtshaus auf eigene Kosten

Sechs Jahre lang gab es in Zagersdorf (Burgenland) kein Wirtshaus. Ein mächtiger Mangel, wie Bürgermeister Ivan Grujic befand. Also nahm die Gemeinde die Zügel selbst in die Hand und baute ein neues Wirtshaus – auf eigene Kosten. Doch wie kam es dazu?

Nachdem der ehemalige Wirt 2020 in Pension gegangen ist, verkaufte er das Gebäude an einen Malerbetrieb. Ursprünglich war die Liegenschaft, die mitten im Ortszentrum liegt, aber Gemeindeeigentum gewesen. Die Gemeinde beschloss sich aufgrund der strategischen Lage, das Wirtshaus nach über 100 Jahren wieder zurückzukaufen und darin wieder ein Wirtshaus anzusiedeln. 

Volksbefragung ergab breite Zustimmung

Ein Sachverständiger riet dazu, das in die Jahre gekommene Gebäude komplett abzureißen und stattdessen ein neues zu errichten. Ein großes Vorhaben für eine 1.150-Einwohner-Gemeinde. „Also haben wir eine Volksbefragung zu der Frage durchgeführt“, erzählt Ivan Grujic, der 2021 als Bürgermeister das Ruder übernahm. Und siehe da, 77 Prozent der Einwohner stimmten dafür, dass die Gemeinde Zagersdorf ein neues Wirtshaus errichten sollte. 

Gesamtkosten weit niedriger als geplant

Dem Projekt stand also nichts mehr im Wege: Der Abbruch des Altbestandes startete im Sommer 2024, bald darauf folgten der Baubescheid und die Betriebsanlagengenehmigung für das neue Gemeindewirtshaus. Innerhalb einer Rekordzeit von elf Monaten wurde das neue Wirtshaus von der Projektentwicklung Burgenland errichtet. Die Grobkostenschätzung lag bei 2,9 Millionen Euro, „aber insgesamt war es weit günstiger als geplant“, erzählt Bürgermeister Grujic stolz. Vom Land Burgenland habe man zusätzlich Unterstützung bei der Finanzierung erhalten.

Seit 14. August ist das Gemeindewirtshaus Zagersdorf auch schon in Betrieb, die offizielle Eröffnung fand Mitte September statt. „Die zwei Pächterinnen sind direkt auf uns zugekommen, nachdem sie aus den Medien davon erfahren haben“, so Grujic. Heute bietet das Wirtshaus nicht nur qualitatives Essen zu günstigen Preisen, sondern vor allem auch den lang ersehnten sozialen Treffpunkt. 

„Es hat einfach ein Ort der Begegnung gefehlt“

Der Gastraum umfasst 240 Quadratmeter und bietet gemeinsam mit dem Schanigarten Platz für rund 130 Gäste. Für eine nachhaltige Energieversorgung sorgen eine Photovoltaikanlage sowie moderne Luft-Wasser-Wärmepumpen.

 „Das Wirtshaus im Dorf ist sozialer Mittelpunkt des Dorflebens. Ein Ort, an dem man sich trifft – bei Vereinsveranstaltungen, Jubiläen oder anderen gemeinschaftlichen Feiern. Es hat einfach etwas gefehlt“, so der Ortschef. „Es braucht einfach einen Ort wo sich die Leute treffen, Karten spielen, und Geburtstage feiern können“, fügt er hinzu. Ab Tag eins wurde das neue Wirtshaus sehr gut angenommen und der Saal ist an den meisten Wochenende vermietet.