Demokratiebildung
Schüler lernen, wie die Gemeinde funktioniert
Die Arbeit einer Gemeinde betrifft den Alltag der Menschen, die in ihr leben. Um diese Arbeit wertschätzen zu können, sollte jeder Bürger und jede Bürgerin wissen, wie etwa die Müllentsorgung funktioniert, wie Straßen instandgehalten werden oder wie öffentliche Einrichtungen verwaltet werden.
Im Lehrplan für die dritten Volksschulklassen ist daher verankert, dass die Schülerinnen und Schüler im Sachunterricht Organe und Verwaltung der Gemeinde sowie öffentliche Dienstleistungsbetriebe kennenlernen sollen.
Durch das Verständnis der Gemeindearbeit entwickeln die Heranwachsenden ein stärkeres Gemeinschaftsbewusstsein. Sie erkennen, dass sie Teil eines größeren Ganzen sind und dass ihre Handlungen Auswirkungen auf andere haben. Und Kinder, die verstehen, wie die Gemeinde arbeitet, sind später einmal eher motiviert, sich aktiv zu beteiligen.
Umfangreiches Programm
In der Salzburger Marktgemeinde Eugendorf haben die Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen der drei örtlichen Volksschulen alljährlich die Möglichkeit, zu erleben, welche Aufgaben die Gemeinde zu bewältigen hat.
Das Projekt „Mein Eugendorf“ lief heuer im April und Mai, insgesamt 95 Schülerinnen und Schüler aus fünf Klassen nahmen teil. An zwei Tagen wurden das Gemeindeamt, der Altstoffsammelhof, das Seniorenwohnhaus, die öffentliche Bibliothek und der Bauhof besucht.
Jeweils am Montag begrüßte Vizebürgermeisterin Eveline Bayrhamer die Kinder und führte sie durch das Gemeindeamt. Bürgermeister Robert Bimminger empfing die Gäste dann in seinem Büro und beantwortete im Johann-Strasser-Saal, in dem ansonsten der Gemeinderat tagt, die manchmal kniffligen Fragen der interessierten Kinder.
„Da waren Fragen dabei, die ich als Bürgermeister noch nie gestellt bekommen habe“, erzählt Bimminger. „Aber ich freue mich darüber, weil sie zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler interessiert sind.“
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es in den Altstoffsammelhof. Dort wurde demonstriert, warum es wichtig ist, Müll zu trennen, und wie er entsorgt wird.
Am zweiten Tag wurde das Seniorenhaus St. Martin besucht. Dabei konnten die Wäscherei, die Küche, der Speisesaal, Pflegestützpunkte und leer stehende Zimmer besichtigt werden. Den Kindern wurde dabei bewusst, welche herausfordernde Arbeit die Pflegerinnen und Pfleger leisten. Außerdem wurde erklärt, was der Unterschied zwischen einem Altenwohnheim und einem Krankenhaus ist.
In der öffentlichen Bibliothek gab es dann einen Mitmach-Workshop, bevor es als Letztes zum Bauhof ging. Dort durften alle Fahrzeuge inspiziert werden und die Mitarbeiter hatten Stationen vorbereitet: So konnten bei der Gärtnerei Pflanzen eingesetzt werden, die Elektriker demonstrierten verschiedene Arten von Lampen und beim Wassermeister konnten Kanalrohre zusammengeschraubt werden.
Bürgermeister Bimminger zieht eine rundum positive Bilanz: „Es ist jedes Jahr großartig zu sehen, wie die Kinder interessiert sind, die Gemeinde kennenzulernen. Und für uns als Gemeinde ist es wichtig zu zeigen, wofür wir alles zuständig sind.“
„Kinder-Bürgermeister“ in Ardagger
Auch Gemeindebund-Chef Johannes Pressl lud in seiner Gemeinde Ardagger die dritten Klasse der Volksschule zu sich ins Gemeindeamt. „Die Kinder lernen, wie sich eine Gemeinderatssitzung abspielt, und wir erarbeiten, wie Entscheidungen getroffen werden“, berichtet er.
Susanne Weißengruber, Direktorin der Volksschule Ardagger, erläutert das Programm: „Wir gehen mit jeder Klasse einzeln ins Gemeindeamt und werden dort vom Bürgermeister empfangen. Im Sitzungssaal erzählt er dann, wie der Gemeinderat funktioniert und welche Aufgaben er hat.“
Danach teilen sich die Kinder in Gruppen auf und bilden „Parteien“. Jede Partei erstellt ein Programm und wählt einen Sprecher, der das Programm vorstellt. „Meist sind das Themen wie Umwelt oder Spielplätze“, berichtet Weißengruber. Höhepunkt ist die Wahl eines Kinder-Bürgermeisters.
Dieser „Bürgermeister“ (der häufig übrigens eine Bürgermeisterin ist) hat die Funktion das ganze Jahr lang inne und fungiert auch als inoffizieller Schulsprecher, der die Anliegen der Kinder an den „richtigen“ Bürgermeister weitergeben kann.
Aktionswoche „Kommunale Bildung“
Von 10. bis 14. Juni sind Volksschulen aufgerufen, die Aufgaben von Gemeinden im Unterricht zu behandeln.
Mithilfe von kreativen Arbeitsblättern, interaktiven Spielen und Anregungen für Ausflüge können die Kinder hautnah in das Gemeindegeschehen eintauchen. Die Aktionswoche wurde vom Österreichischen Gemeindebund mit Unterstützung des Bildungsministeriums initiiert, um grundlegende demokratische Prozesse für Kinder greifbar zu machen. So kann bei einem Spiel erarbeitet werden, wie eine Bürgermeisterwahl stattfindet.
Ein Arbeitsbehelf für die Aktionswoche und darüber hinaus kann das Kinderbuch „Meine Gemeinde, mein Zuhause“ sein, das unter https://gemeindebund.at/kinderbuch bestellt werden kann.