Hans Braun
Hans Braun: „Wir erhalten Berichte von Leuten, die zu Bürgermeistern kommen und über Schlaf- und Konzentrationsstörungen klagen, lange bevor die Anlagen überhaupt in Betrieb genommen wurden. Auch konnten wir die Berichte von Vögeln, die wegen 5G-Strahlen tot vom Himmel gefallen seien, nicht verifizieren.“

„Lasst die Gemeinden mit 5G nicht allein“

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen werden immer öfter mit gesundheitsgefährdenden, ja sogar „tödlichen“ 5G-Strahlen konfrontiert. Jetzt gibt es eine neue Studie, die von möglichen Einflüssen von 5G- und WLAN-Strahlen auf Insekten spricht.

Das Zauberwort in dem Zusammenhang ist immer „möglich“. Oft heißt es ja in den Studien: „Es besteht eine Möglichkeit, dass …“ Diese Unbestimmtheit ist auch das Kennzeichen in der Beschäftigung mit neuen Technologien. Deswegen gibt es auch keine allgemeingültige Antwort auf solche Fragen. Das ist wie mit dem Body-Mass-Index: Da gibt’s eine Tabelle, in der Größe und Gewicht einer Person eingegeben werden – und dann ist man drüber oder drunter. Nur gleicht kaum ein Mensch exakt dem anderen – und kann meiner Meinung nach daher nicht allgemeingültig sein. 

KOMMUNAL hat im Sommer 2019 über die „Angst vor den 5G-Strahlen“ berichtet.

Dabei haben wir uns auf Berichte der Internationalen Agentur für Krebsforschung IARC, eine Abteilung der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, gestützt. Ein Auszug: „Die IARC hat 2011 auf Basis internationaler Studien die Kanzerogenität von Hochfrequenz (die auch Mobilfunk inkludiert) bewertet. Hochfrequenz wurde wie viele andere Agentien in Kategorie 2B (dies bedeutet ,möglich‘) und nicht in Kategorie 2A (dies bedeutet ,wahrscheinlich‘) eingestuft. In der Kategorie 2B befinden sich auch Aloe Vera-Extrakt, Kokosnussöl, in einer Reinigung zu arbeiten, Ginkgo-Extrakt oder asiatisch eingelegtes Gemüse.“

Ärger für Bürgermeister

Ob Hinweis auf diese Studie oder darauf, dass ja auch die Möglichkeit besteht, dass eine wissenschaftliche Studie zu falschen Schlüssen führt: hilft alles nichts. Wir erhalten Berichte von Leuten, die zu Bürgermeistern kommen und über Schlaf- und Konzentrationsstörungen klagen, lange bevor die Anlagen überhaupt in Betrieb genommen wurden. Auch konnten wir die Berichte von Vögeln, die wegen 5G-Strahlen tot vom Himmel gefallen seien, nicht verifizieren.

Übrigens: Was die WHO betrifft, sind besonders perfide Verschwörungstheorien im Umlauf: So würde „die WHO im Zuge eines Tetanus-Impfprogramms junge schwarze Frauen in Afrika ohne deren Wissen sterilisieren“. Googeln Sie das mal, es werden Ihnen die Augen übergehen.

Der Schaden, abgesehen von der fortschreitenden Verdummung, ist riesig. Eine kleine Überlegung: Die Coronakrise erfährt eine zweite Welle, wir gehen, wo’s geht, wieder alle ins Homeoffice und ins Homeschooling und schaffen es so, die Wirtschaft und auch die Gesellschaft vor gröberen Schäden zu bewahren. Alle machen das –  bis auf ein paar „5G-freie Gebiete“, die das nicht tun und daher höchstens Däumchen drehen könnten. Selbst wenn wir morgen eine Impfung gegen das Coronavirus hätten, würde das bei diesen Ängsten (vor Neuerungen und so etwas Uraltem wie Impfungen) nichts nützen. 

Daher: Was jetzt wirklich – vor allem vonseiten der „hohen Politik“ – wichtig wäre, sind aktuelle wissenschaftliche Informationen möglichst von neutraler Stelle über die Technologie 5G und alles, was dahintersteckt. Auch Gefahren. Und das in einfachen Worten!