Hans Braun vom Kommunalverlag Print
KOMMUNAL-Chefredakteur Hans Braun: "Vielleicht sollten wir wieder mehr an die Hilfe denken, die wir einst erhalten haben."

Hilfe in der Not - nicht nur jener Tage

"Die Mistkübel sind die Domäne der Kinder.“ So drastisch beschreibt Hugo Portisch in „Österreich I“ die Notlage, in der sich die Bevölkerung von Österreich und besonders der Städte im Winter 1918/1919 befand. Kleider aus Papier, Schuhe aus Holz, weggelegte Säuglinge – in Zeitungspapier eingewickelt wie Fische. 80 Prozent der Kinder galten damals als „schwer unterernährt“.

Ausländische Ärzte haben der Welt von der furchtbaren Lage der Menschen berichtet. Und die Welt hat geholfen. Zigtausende Kinder wurden zu Ernährungsaufenthalten nach Holland, Dänemark, Norwegen, Spanien und Irland geschickt, sogar die ehemaligen Kriegsgegner England und Italien haben geholfen. Die Schweizer haben ganze Züge mit Medikamenten und Lebensmittel geschickt – bewacht von Militär. Die Schweden ebenso, und sie schafften die Züge sogar durch das ebenso hungernde Deutschland, wo die Lage der Menschen nicht viel besser war.

Nicht einmal 30 Jahre später, im Winter 1945/1946, hat sich das Ganze wiederholt, zählte laut UNRRA-Generaldirektor Fiorello LaGuardia „das österreichische Volk zu den am meisten vom Hungertod bedrohten Völkern der Welt“.

Vielleicht sollten wir wieder mehr an eben diese Hilfe denken, die wir einst erhalten haben, wenn es um hungernde und vor dem Krieg fliehende Menschen geht. Die Menschen in diesem Land gehören nicht umsonst zu denen, die am meisten Hilfe spenden, man denke nur an „Licht ins Dunkel“ oder die enorme Hilfsbereitschaft bei der Welle an Flüchtlingen vor ein paar Jahren. Aber vielleicht sollten wir auch ein paar Züge und Schiffe mit Hilfe füllen und auf den Weg schicken – um auch vor Ort zu helfen.