Peter Fassl
Peter Fassl: „Mit den Geburten könnten wir die Bevölkerungszahl nicht halten, aber wir haben eine recht gute Zuwanderungsbilanz.“

Gemeindepaket ermöglicht Investitionsschub

Peter Fassl ist zugleich Bürgermeister und Amtsleiter in der südburgenländischen Gemeinde Litzelsdorf, die als eine der ersten Förderungen aus dem Kommunalen Investitionspaket beantragt hat.

„Der damalige Bürgermeister hat aus Altersgründen nicht mehr kandidiert, und ich wurde gefragt, ob ich das Amt übernehmen will“, erinnert sich Peter Fassl an das Jahr 2007. Weil er sich mit damals 28 Jahren für zu jung hielt, lehnte er aber zunächst ab.

Fassl war damals bereits Amtsleiter der Marktgemeinde Litzelsdorf und schon alleine aus diesem Grund daran interessiert, dass es einen fähigen Gemeindechef gibt.

„Es standen drei mögliche Nachfolger zur Auswahl. Da ich mir aber keinen von denen als Vorgesetzten hätte vorstellen können, habe ich dann aber doch beschlossen, es selbst zu machen“, berichtet er. 

Gemeindeamt Litzelsdorf
Das Gemeindeamt. Der Gemeinderat hat 19 Mitglieder.

Und wie ist es, sein eigener Chef zu sein? „Der Vorteil ist, dass man immer vor Ort ist und Entscheidungen schnell treffen kann“, meint Fassl. „Als der frühere Bürgermeister noch tätig und ich nur Amtsleiter war, ist da oft wertvolle Zeit verstrichen.“

Vorbehalte, dass zu viel Macht in einer Hand konzentriert ist, tauchen regelmäßig vor Gemeinderatswahlen auf. „Die restliche Zeit ist das kein Thema“, so Fassl. Mittlerweile ist es aber im Burgenland ohnehin nicht mehr möglich, gleichzeitig Bürgermeister und Amtsleiter zu sein. Nur bestehende Fälle, wie es bei Peter Fassl der Fall ist, dürfen bestehen bleiben. 

Überparteiliches Handeln lohnt sich

Fassl kandidierte auf der ÖVP-Liste, ist jedoch kein Parteimitglied, und es war ihm auch von Anfang an wichtig, überparteilich zu agieren. Das zeigte sich gleich, als es um die Organisation von Ballveranstaltungen ging. „Es gab damals einen Ball der ÖVP und einen der SPÖ. Ich habe vorgeschlagen, stattdessen einen gemeinsamen Gemeindeball zu machen“, erzählt Fassl. Dieser wird von allen vier im Gemeinderat vertretenen Fraktionen unterstützt. „Früher kamen auf jeden Ball nur etwa 100 Personen, jetzt zählen wir bis zu 300 Gäste“, so der Gemeindechef.

Viel bewegt

Seit Fassls Amtsantritt wurde in Litzelsdorf viel bewegt: „Fast alles, was in den 60er und 70er Jahren gebaut wurde, haben wir saniert. So etwa das Kindergartengebäude, das Gemeindehaus, die Leichenhalle und die Volksschule. Hier will man mit Förderungen aus dem Kommunalen Investitionspaket des Bundes weitere Sanierungsfortschritte erzielen.

Weiters wurde die Beleuchtung auf LED umgestellt und das Kanalnetz digitalisiert. Ein kostenintensives Thema sind auch die Gemeindestraßen. „Da wird noch einiges auf uns zukommen“, meint der Bürgermeister.

Positive Bevölkerungsbilanz

Obwohl im strukturschwachen Südburgenland gelegen, leidet Litzelsdorf nicht unter Abwanderung. „Mit den Geburten könnten wir die Bevölkerungszahl nicht halten, aber wir haben eine recht gute Zuwanderungsbilanz“, freut sich Fassl. Als einen der Gründe dafür sieht er die Nähe zur Südautobahn, die nur etwa eine Viertelstunde entfernt ist.

Die Zuwanderung hat auch dafür gesorgt, dass es kaum leerstehende Gebäude im Ort gibt. Neuansiedlungen scheiterten sogar, weil es zu wenig Wohnraum gab, weswegen seit Kurzem ein Aufschließungsgebiet für Jungfamilien zur Verfügung gestellt wird.

Gemeindepaket hilft bei Sanierungsprojekten

Die Gemeinde hat jetzt Gelder aus dem Kommunalen Investitionspaket beantragt. Eingereicht wurden gleich acht Projekte.

„Zunächst war ich skeptisch, ob wir – gerade jetzt in der Coronakrise – die nötigen 50 Prozent an Eigenmittel aufbringen können, um die maximale Fördersumme von 123.000 Euro abzuholen“, erzählt Fassl. Nach genauerem Studium der Förderkriterien wurde ihm aber klar, dass das Investitionspaket durchaus attraktiv ist. Da Doppelförderungen möglich sind, ist es gelungen, ein Investitionsvolumen von 250.000 Euro mit nur 55.000 Euro Eigenmitteln zu finanzieren.

„Vor allem mittelfristig erwarten wir uns klare Vorteile“, meint er. „Bei der Volksschule haben wir Betriebskosten von ca. 20.000 Euro im Jahr. Wenn wir hier das Geld aus dem Investitionspaket verwenden können, dann haben wir nicht nur keine laufenden Kosten mehr, sondern können sogar jährliche Erträge in Höhe von 3.000 bis 4.000 Euro erzielen.“

Gleich nachdem die Förderungsgelder am Gemeindekonto waren, wurde mit der Vergabe der Bauaufträge begonnen. Noch während der Ferienzeit wurde in der Schule die Heizung erneuert und eine Photovoltaikanlage errichtet. Weiteres Geld soll unter anderem in eine E-Tankstelle bei einer Park- & Ride-Anlage fließen.

Litzelsdorf
Litzelsdorf liegt im Südburgenland, im Südwesten des Bezirkes Oberwart.

Im Gegensatz zu anderen burgenländischen Gemeinden hatte man in Litzelsdorf keine Geschäftsbeziehungen zur pleite gegangenen Commerzialbank Mattersburg. „Da gab es nie Berührungspunkte. Die Bank war ja offensichtlich eher bei nordburgenländischen Gemeinden aktiv“, ist Bürgermeister Fassl froh.

Lockdown gut überstanden

Von Corona blieb man bisher weitgehend verschont. Bisher gab es nur einen Verdachtsfall, der eine kurzfristige Sperre von Kindergarten und Volksschule nötig gemacht hatte. Nachdem sich der Verdacht nicht bestätigte, konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.

Für die Gemeindebediensteten, die für die Wartung lebenswichtiger Infrastruktur zuständig sind, gibt es einen Schichtdienst. „Die Arbeiter, die für Wasserversorgung und für den Kanal verantwortlich sind, arbeiten in einem Radl, damit keine Gefahr besteht, dass alle auf einmal krank werden“, erläutert Fassl die Vorgangsweise, die in vielen österreichischen Gemeinden derzeit üblich ist. Während des Lockdowns arbeiteten auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gemeindeamtes hauptsächlich von zu Hause aus. „Es war aber immer zumindest eine Person im Amt erreichbar. Das hat recht gut funktioniert“, zieht der Gemeindechef Bilanz.

Zur Person

Peter Fassl

Alter: 41

Gemeinde: Litzelsdorf

Einwohnerzahl: 1.172

Bürgermeister seit: 2007

Partei: ÖVP