Bürgermeisterinnen im Parlament
Die Bürgermeisterinnen im Parlament. Mit der Tagung soll die Partizipation von Frauen in kommunalen Einrichtungen bis hin an die Spitze nachhaltig gefördert und die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit einer besseren Geschlechtergleichstellung in der lokalen Führung sensibilisiert werden.
© Franz Gleiß

Frauenpolitik

Erste Bundestagung der Bürgermeisterinnen

4. April 2022
Erstmals fand am 31. März und 1. April 2022 eine Bundestagung für Bürgermeisterinnen des Österreichischen Gemeindebundes in der Hofburg in Wien statt. Unter der Schirmherrschaft von Frauenministerin Susanne Raab und Präsidenten-Gattin Doris Schmidauer und mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl als Gastgeber diskutierten rund 100 Bürgermeisterinnen aus Österreich sowie eine Delegation aus Deutschland und der Schweiz zu Themen und Herausforderungen in der Kommunalpolitik. Die Atmosphäre war von Solidarität und gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Abgerundet wurde die Bundestagung durch einen Empfang bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg und einem Abendessen beim Wiener Bürgermeister und dem Präsidenten es Städtebundes Michael Ludwig im Rathaus.

Mit der Tagung soll die Partizipation von Frauen in kommunalen Einrichtungen bis hin an die Spitze nachhaltig gefördert und die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit einer besseren Geschlechtergleichstellung in der lokalen Führung sensibilisiert werden.

Doris Schmidauer, Frauenaktivistin, Präsidenten-Gattin und Schirmherrin der Veranstaltung, betonte die wichtige Vorbildfunktion der Kommunalpolitikerinnen. Schmidauer legte außerdem einen Fokus auf die Vernetzung und den Zusammenhalt: „Frauen, die einander unterstützen, sind Frauen, die sich durchsetzen und gemeinsam gläserne Decken splittern.“

Doris Schmidauer
Doris Schmidauer, Ehefrau von Bundespräsident Van der Bellen, begrüßte die Bürgermeisterinnen in der Hofburg.


Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka: „Wo Frauen Verantwortung übernehmen, ändert sich das Klima. Es wird respektvoller diskutiert und es herrscht ein anderer Umgang mit unterschiedlichen Meinungen. Frauen bringen vieles an Dynamik ein, wovon alle profitieren.“ Er bedankte sich bei den Bürgermeisterinnen, dass sie sich in einer Männerdominierten Gesellschaft tagtäglich durchsetzen, und so dazu beitragen, dass Frauen in der Politik immer mehr zur Selbstverständlichkeit werden.

„Unsere Bürgermeisterinnen sind große Vorbilder und Mutmacherinnen für alle Frauen, sich Führungspositionen zuzutrauen. Wir haben genau hingehört, wo der Schuh drückt, und was die Bürgermeisterinnen brauchen, und werden diese Inputs in unsere weitere Arbeit im Gemeindebund mitnehmen”, so Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl.

Ruf nach besserer sozialer Absicherung

Zentrale Forderungen der Bürgermeisterinnen sind eine bessere soziale Absicherung (Karenz- und Pensionsregelungen), ein Ende der privaten Haftung von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und eine Vereinheitlichung der Bürgermeisterbezüge über die Bundesländer hinweg.

Als Vertretung für Frauenministerin Susanne Raab, die die Bundesfachtagung ebenfalls als Schirmherrin unterstützt, bestärkte die Staatssekretärin für Jugendagenden, Claudia Plakolm, die anwesenden Bürgermeisterinnen. Plakolm, die früher selbst in der Kommunalpolitik tätig war, weiß: „Niemand ist so nahe dran an der Bürgerin, am Bürger, wie die Gemeinden. In der Gemeinde ist man nahe am Problem, aber auch nahe an der Lösung. Die Kommunalpolitik ist das Herz der Politik und der Demokratie.“

Die Initiatorin des jährlichen Bürgermeisterinnentreffens des Gemeindebundes, Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher, und Gemeindebund-Vizepräsidentin Andrea Kaufmann betonten die schönen Seiten des Amtes. „In allen unseren Gesprächen und Diskussionen ist klar, dass Bürgermeisterinnen Mutmacherinnen für alle Frauen sind, sich politisch zu engagieren." Sonja Ottenbacher hielt fest: „Wir sind nicht gegen Männer - wir sind für Frauen!”

Für die Familienforscherin Sonja Dörfler-Bolt braucht es in erster Linie ein Aufbrechen traditioneller Geschlechterrollen. Hinsichtlich einer besseren Partizipation von Frauen in der Kommunalpolitik befürwortet die Wissenschaftlerin ein Öffnen der Parteien sowie flachere Hierarchien. „Damit kann man Frauen nicht nur gezielter ansprechen, sondern auch mehr Frauen gewinnen, weil gewisse Hürden verschwinden.“ Frauen trauen sich weniger zu, sind perfektionistischer und setzen höhere Ansprüche an sich als ihre männlichen Kollegen. Deswegen braucht es auch hier Aufklärungsarbeit und Bestärkung“, so Dörfler-Bolt.