Die Schuldigen am Klimawandel sind gefunden: Die Häuslbauer
Die Ursachen des Klimawandels werden unterschiedlich beschrieben. Ein Mal ist es der Verkehr, dann die landwirtschaftliche Produktion, die Industrie oder unser Lebensstil und unser Konsumverhalten. Der Wissenschaft sei es gedankt, dass nun eine neue Ursache, die wesentlich zum Klimawandel beiträgt, gefunden wurde. Zwar wurde dies schon längere Zeit vermutet, jedoch gelang es Forschenden der Universität für Bodenkultur Wien und des deutschen Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung den Nachweis zu erbringen, dass die Zersiedelung – sprich der Häuslbauer - ursächlich mit dem hohen Bodenverbrauch und damit mit dem Klimawandel im Zusammenhang stehe.
Der Grad der Zersiedelung in Österreich ist von 1975 bis 2020 in Fünfjahresschritten erhoben worden und zeigt besorgniserregende Ergebnisse. Es ist eine Verfünffachung der hoch oder sehr hoch besiedelten Flächen eingetreten. Damit gehe die Bedeutung der Böden unter anderem auch als CO2-Speicher und ihre Funktion als Versickerungsgebiete verloren. Einfamilienhäuser und Einkaufszentren seien wesentliche Verursacher. Die Zersiedelung sei auch unter dem Aspekt des notwendigen Straßenbaus und weiterer Infrastruktur zu sehen und führe zu mehr Ressourcenverbrauch.
Natürlich darf in diesem Zusammenhang nicht die Kritik am Individualverkehr fehlen, da in den zersiedelten Gebieten naturgemäß das Auto eine entscheidende Rolle spiele. Von den Forschenden wird der Flächenverbrauch von 12 ha pro Tag genannt und das 2,5 ha Ziel pro Tag als notwendige Vorgabe gesehen. Noch besser wäre allerdings ein Netto-Null-Verbrauch bis 2050.
Aus der Sicht der Raumplanung stünden alle Instrumentarien bereit, um die Zersiedelung zu begrenzen, so BOKU-Professor Gernot Stöglehner. Die Festlegung von Siedlungsgrenzen, die Nutzung von Leerständen und Baulücken oder die Aufstockung von Gebäuden (Verdichtung). Maßnahmen, die auch im kommunalen Bodenschutzplan des Österreichischen Gemeindebundes genannt sind, für deren Umsetzung allerdings noch weitergehende Schritte erforderlich wären.
Abschließend merkten die Forscher an, dass es darum gehe, zu erkennen, dass man in dicht bebauten Gebieten eine hohe Lebensqualität schaffen und sich etwa von der Autoabhängigkeit befreien könne. Es gelte auch zu zeigen, dass das Leben in der Stadt viele Vorteile biete und dort ein „gutes klimafreundliches Leben“ möglich sei. All dies ist nachzuhören im Ö1-Mittagsjournal von 13.Juni 2024.
Sollen alle in Megacities leben?
Man darf sich aber berechtigt die Frage stellen, warum die Forschenden aus den Universitäten so zögerlich an die Thematik herangehen. Wissenschaftlich könnte man doch gleich radikalere Maßnahmen in die Diskussion bringen. Der Trend in die Städte ist doch weltweit zu beobachten.
Die Anzahl der Megacities mit mehr als 10 Millionen Einwohnern wächst jedes Jahr. Auf einer vergleichsweise geringen Fläche wohnen Millionen von Menschen. Die derzeit größte Stadt, Chongqing in China, hat eine Einwohnerzahl von mehr als 40 Millionen. Aber auch in London oder Paris leben mehr als zehn Millionen Einwohner. Und das auf einer vergleichsweise gering bebauten Fläche. Die bebaute Fläche reicht von 364 Quadratkilometer in Mumbai bis zu 2771 Quadratkilometer in Chongqing.
Zum Vergleich, Wien hat 414 Quadratkilometer. Auf einer geringeren Fläche wohnen in Mumbai 20 Millionen Einwohner. Man stelle sich das Einsparungspotenzial vor, würde man die österreichische Gesamtbevölkerung auf zwei oder drei im internationalen Vergleich mittelgroße Städte verteilen. Der Bodenverbrauch wäre mit einem Male weitgehend gestoppt, Räume könnten wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden, die Biodiversität und der Artenschutz würde aufblühen. Einer Renaturierung stünde nichts mehr im Weg. Auch die Wirtschaft müsste sich keine Sorgen machen, da der Hochbau eine neue Blüte erleben würde. Der Klimawandel wäre damit gestoppt und Überflutungen oder Hangrutschungen hätten ihren Schrecken verloren. Ganz nebenbei würde sich enormes Einsparungspotenzial in der Verwaltung ergeben. Wir bräuchten keine Gemeinden und keine Länder mehr. Die Föderalismusreform könnte so endlich umgesetzt werden.
Ein Aspekt ist dabei allerdings nicht berücksichtigt. Die Menschen in Österreich würden das nicht mittragen. Aber ich bin überzeugt, dass uns die Wissenschaft auch dafür die passenden Antworten geben kann.
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