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Meinung
Elektro-Nostalgie auf Abwegen
Sie gehören seit einiger zum Stadtbild europäischer Metropolen – auch in Wien: Elektro-Oldtimer als Replika historischer Straßenbahnen rollen durch Altstadtgassen.
Wien liebt seine Geschichte – und inszeniert sie immer öfter auf Rädern. Zwischen Fiaker und E-Scooter drängen sich inzwischen Retro-Elektroautos durch die Innenstadt: glänzende Nachbildungen alter Luxuskarossen, vollbesetzt mit Touristen, die wahrscheinlich das „authentische Wien“ erleben wollen .
Die Retro-Elektroautos sind Symptom für Greenwashing. Ja, während der Fahrt entstehen keine Emissionen – aber die Herstellung der Batterien, die aufwendigen Karosserien und die Instandhaltung verursachen erhebliche ökologische Kosten. Ein Linienbus befördert 80-100 Personen, eine Straßenbahn 200-300. Ein E-Oldtimer-Replikat transportiert nur ein paar Touristen pro Fahrt.
Die langsam fahrenden Vehikel behindern den Verkehrsfluss in engen Innenstädten erheblich. Sie beanspruchen wertvollen öffentlichen Raum für kommerzielle Unterhaltung, während Städte eigentlich den Individualverkehr zurückdrängen wollen.
Schlimmer noch: Die E-Oldtimer symbolisieren die Disneyfizierung historischer Stadtzentren. Sie verwandeln gewachsene urbane Räume in Kulissen inszenierter Vergangenheit. Authentische Stadtkultur entsteht nicht durch Replikation vergangener Ästhetik, sondern durch lebendige Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen.