Kommunalkredit-CEO Bernd Fislage, Ministerin Karoline Edtstadler, Moderator Thomas Hofer, APG-CEO Gerhard Christiner und NÖ-Gemeindebund-Präsident Hannes Pressl

Die Energiewende muss kommuniziert werden

Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist für das Überleben der Menschheit alternativlos. Beim Expertentalk am Gemeindetag zeigte sich, dass dieser Umstieg aber nicht einfach wird. Wichtig ist vor allem das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern.

 „Das Energiesystem muss komplett umgebaut werden. Wir brauchen Kraftwerke, die sich am Verbrauch orientieren. Dafür braucht es Digitalisierung für die Vernetzung von Kraftwerksbetreibern und Kunden“, stellte Gerhard Christiner, CEO der Austrian Power Grid AG (APG), beim Expertentalk im Rahmen des Gemeinde­tages klar. 

Energiewende und Digitalisierung sind also untrennbar miteinander verbunden. Aber nicht nur das: „Die Krise hat uns gezeigt, dass wir die Digitalisierung brauchen“, stellte Verfassungs- und Europaministerin Karoline Edtstadler klar.

Von den Segnungen der neuen Techniken wollen alle profitieren. Wenn es dann aber darum geht, die dafür notwendige Infrastruktur zu schaffen, gibt es oft Widerstände. Das zeigte sich etwa bei der geplanten 380-kV-Leitung in Salzburg, gegen die es massive Widerstände gibt. „Wir müssen uns zu Grundsätzen und Projekten bekennen“, meinte APG-Chef Christiner. Bei der ebenfalls umstrittenen Weinviertelleitung hätten sich die Anrainer-Gemeinden sehr kooperativ gezeigt.

Wie geht man mit Widerständen um?

„Alle sind für erneuerbare Energie, aber keiner will, dass vor seiner Haustür gebaut wird. Wie geht man mit Widerständen um?“, fragte Moderator Thomas Hofer.

„Wichtig ist, den Dialog zu starten, bevor ein Projekt begonnen wird. Die Bürgerinnen und Bürger müssen verstehen, warum ein Projekt umgesetzt wird“, antwortete der Präsident des NÖ Gemeindebundes, Johannes Pressl, und brachte ein Beispiel: „Vor sieben Jahren haben wir in meiner Gemeinde Ardagger mit dem Verlegen von Leerverrohrung für Glasfaser begonnen. Damals haben viele Leute gemeint, dass sie das nicht brauchen. Jetzt kommen sie und möchten möglichst bald Breitband haben.“

Infrastruktur kostet aber Geld. Wird von privater Seite genug investiert oder muss die öffentliche Hand alles zahlen? „Die Sparzinsen sind niedrig. Daher ist es sinnvoll, in Infrastruktur zu investieren, denn das ist eine ­Investition in die Zukunft“, sagte dazu Bernd Fislage CEO der Kommunalkredit. Letztes Jahr habe die Wirtschaft europaweit 200 Milliarden Euro in Infrastruktur investiert.

Für die kommunale Seite meinte NÖ-Gemeindebund-Chef Pressl: „Die Gemeinden sind nicht die Caritas. In erneuerbare Energieträger wird deswegen investiert, weil es sich rechnet!“

Energiewende euroapweit denken

Karoline Edtstadler brachte die europäische Komponente in die Diskussion ein. „In Spanien scheint die Sonne intensiver als in Österreich. Um das nutzen zu können, brauchen wir aber ­bessere Möglichkeiten, Energie zu speichern und zu transportieren. Daher wäre es wichtig, die Energiewende europaweit zu denken.“

Karoline Edtstadler
Bundesministerin Karoline Edtstadler: „Die Bürgerinnen und Bürger müssen verstehen, warum ein Projekt umgesetzt wird.“

In diesem Zusammenhang verwies sie auf das im Juli vorgestellte EU-Paket „Fit for 55“, das dazu führen soll, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. „Ein ambitioniertes Programm“, meinte Edtstadler.

„Sind die Ziele überhaupt erreichbar?“, wollte Moderator Thomas Hofer wissen. „Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können“, meinte die Ministerin. „Wichtig ist, dass wir es nicht auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürgern, sondern MIT den Menschen machen“.