Andelsbuch
Andelsbuch hat rund 2.800 Einwohner und die Nachfrage nach Bauflächen ist groß. Doch die bäuerliche Weilerstruktur soll erhalten bleiben, während der Ortskern verdichtet wird. Die autofreie, zentrumsnahe Wohnanlage „Wohnen Hof“ vereint öffentliche Flächen, ein Gemeinschaftshaus und betreutes Wohnen in vier Gebäuden.
© Petra Rainer

„Boden g’scheit nutzen“

Die Baukulturgemeinde Andelsbuch

12. April 2022
Die baukulturelle Haltung von Andelsbuch in Vorarlberg zeigt sich vor allem im Miteinander der Bürgerinnen und Bürger sowie bei der Initialzündung innovativer, bodensparender Bauprojekte.

Andelsbuch ist eine der ältesten Gemeinden des Bregenzerwaldes und von bäuerlichen Strukturen geprägt. Das bunte Vereinsleben ist spürbar, das Handwerk hat große Tradition und bei Neubauten wird traditionelles Bauen auf hohem Niveau ins Heute transferiert.

Kulturverein Andelsbuch
Für neues Leben im alten Bahnhof sorgt der Kulturverein. Oft wurde der Abriss des langjährigen Leerstands diskutiert, doch dann übernahm eine Kulturinitiative das Objekt und sanierte es eigenhändig – politisches Hin und Her inklusive. Heute organisiert der Kulturverein jährlich rund 70 Konzerte, Kabarett-Vorstellungen etc. Foto: LandLuft Lippzahnschirm Raneburger 

Miteinander füreinander bauen

Mit der zentrumsnahen Wohnanlage „Wohnen Hof“ hat die Gemeinde einer Erfolgsgeschichte für gelungene Nachverdichtung den Boden bereitet. Die auf Initiative engagierter Bürgerinnen und Bürger entstandenen 35 Wohneinheiten holen das Leben in den Ortskern zurück. 

Ein ansässiger Baumeister war für sich selbst auf der Suche nach einer Wohnform jenseits des Einfamilienhauses. Um die Besitzerin einer zentrumsnahe Wiese vom Verkauf des Grundstücks zu überzeugen, reiste der Bauherr in die USA. Die Frau konnte für den Plan gewonnen werden – und zwar so sehr, dass sie gleich selbst in die Vorarlberger Wohnanlage einzog. Die Gemeinde hat eines der vier Häuser für betreubares Wohnen adaptiert. Zudem treffen einander die Generationen auf den Plätzen zwischen den Häusern sowie im Gemeinschaftshaus mit Pizza­ofen, Gartenküche und Glashaus.

Raum fürs Handwerk

Werkraum Bregenzerwald
Der „Werkraum Bregenzerwald“ lockt internationale Besucher:innen nach Andelsbuch, die sich mit dem lebendigen Handwerk der Region auseinandersetzen wollen. Die Idee und die hochwertige Umsetzung stammen von den örtlichen Handwerkern, geplant hat das Gebäude der Schweizer Pritzker-Preisträger Peter Zumthor. Foto: LandLuft Lippzahnschirm Raneburger 

Der „Werkraum Bregenzerwald“ ist ein Schauraum für das lokale Handwerk. Es ist den Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken, dass das multifunktionale Gebäude zu einem Vorzeigeprojekt mit internationaler Strahlkraft wurde. Handwerker haben für die Planung den Stararchitekten Peter Zumthor engagiert und das Haus aus eigener Kraft gebaut.

Wiese oder Straße?

Anton Wirth und Bernhard Kleber
Anton Wirth, Bürgermeister a. D., und Bürgermeister Bernhard Kleber: „Ziel ist vernünftiges Wachstum und möglichst geringer Bodenverbrauch.“

Die geplante Umfahrung einer Straßen-Engstelle erregte Widerstand – vor allem wegen des Durchschneidens landwirtschaftlicher Flächen. Gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeiteten die Gemeindeverantwortlichen eine Lösung mit weniger Bodenverbrauch.

Und das sagt die Jury

Die Gemeinde Andelsbuch erhält eine Anerkennung, weil …

… sie die Bedürfnisse ihrer Bewohner:innen erkennt und maßgeschneiderte Angebote mit hoher Umsetzungsqualität schafft.
… ihr Vereinsleben, ihre Gemeinschaft und ihre Kultur aktiv und spürbar sind.
… mit dem Werkraumhaus ein regionales Projekt mit großer Strahlkraft nach außen beheimatet ist.

Die Jury empfiehlt Andelsbuch, weiterhin die hohen Ansprüche an Bauprojekte zu verfolgen. Gleichzeitig sollte eine integrative und partizipative Raumplanung mit aktiver Bodenpolitik weiter vorangetrieben werden. 

Checkliste

  • örtliches Entwicklungskonzept
  • aktive Bürger*innenbeteiligung
  • Baukultur in der Gemeindestrategie
  • Gestaltungsbeirat 

Facts

Andelsbuch

  • Gemeindefläche: 19,56 km²
  • Einwohner:innen: 2.775
  • Hauptwohnsitze: 2.625
  • Zweitwohnsitze: 150
  • Arbeitsplätze (2011): 900
  • Nächtigungen (2019): 22.514