Hans Braun
Hans Braun: „Die Nutzer von E-Scootern sind alt genug, um die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.“

Der Vertrauensgrundsatz und was seit dem e-Scooter davon übrig ist

Es ist traurig, aber leider wahr: Viele Menschen scheinen nicht in der Lage zu sein, mit neuen Technologien wie E-Scootern vernünftig umzugehen. Anstatt sich über den Spaß und die Vorteile zu freuen, die diese Geräte bieten können, werden sie oft in einer Weise verwendet, die gefährlich und unverantwortlich ist. 

Gefühlt die allermeisten E-Scooter-Fahrer ignorieren jetzt schon die einfachsten Verkehrsregeln und fahren auf Gehwegen oder über rote Ampeln, was nicht nur Fußgänger gefährdet, sondern immer öfter auch zu Unfällen mit Autos oder Fahrrädern (über die möchte ich hier aber gleich gar nicht reden!) führen kann. Darüber hinaus werfen viele die E-Scooter irgendwo unsachgemäß ab, was meist zu Behinderungen auf Gehwegen führt und nur eines kommuniziert: „Leckt’s mich am A…“ So empfinde ich das – und bislang praktisch jeder, mit dem ich darüber geredet habe.

„Es ist wichtig, dass Menschen Verantwortung übernehmen.“ „E-Scooter sollen auf eine Art und Weise nutzen, die den Vorschriften und den Sicherheitsanforderungen entspricht.“ Wann immer ich solche „no-na-net-Aussagen“ überkommt mich ein Schauer.  Zeilen wie diese sollten überhaupt notwendig sein!

Bei der Überlegung, warum Verantwortung schon bei Themen wie dem E-Scooter scheitert, hat’s mich ehrlich gesagt auch gebeutelt. Ein Mehraufwand wie Aufklärung über eine „vernünftige Nutzung von E-Scootern“ und „konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit“ sollten nicht einmal nötig sein. Statt dessen gibts eine Hitliste der Unfallursachen: „Menschliches Fehlverhalten.“  „Fehleinschätzungen der Geschwindigkeit.“ „Unachtsamkeit.“ „Ablenkung“. „Bewusstes Nichtbeachten von Regeln.“

Als Reaktion wird angedacht, das Tempolimit zu verringern, Helmpflicht (wer nimmt bitte auf Verdacht einen Helm mit?), eine Bremse (ich dachte, die Dinger hätten schon welche?). Glocke, Hupe, bewusstseinsbildende Maßnahmen.

Also: Die Nutzer von E-Scootern sind alt genug, um die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Oder? Wenn nicht, dürften sie weder so ein Ding ausleihen noch eines kaufen? 

Wenn sie aber alt und mündig genug sind, das zu tun, warum sollte die Gesellschaft als Ganzes dann (schon wieder) besondere Regeln aufstellen und „konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit“ erlassen? Und natürlich dafür zahlen. Oder ist daran gedacht, einen Scooter-Führerschein einzuführen?