Kreiselpumpen in einem Wasserwerk
Kreiselpumpen in einem Wasserwerk. Wie geht man damit um, wenn man kein Trink- sondern nur noch Nutzwasser hat?
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Katastrophenschutz

Wie die Wasserver- und entsorgung bei einem Blackout im Fluss bleibt

Wasser ist ein wertvolles und lebensnotwendiges Gut. Nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch für die Hygiene spielt Wasser eine zentrale Rolle. Ohne Wasser ist die eigene Körperpflege durch Duschen oder Waschen nicht mehr möglich. Zudem sind in Österreich die Spülkästen der WC-Anlagen zumeist an das Trinkwassernetz angeschlossenen, wonach auch der Betrieb der Toilettenspülungen in den betroffenen Gebieten nicht mehr aufrechterhalten werden kann, sobald der Wassernachschub nicht mehr gewährleistet werden kann.

Denn während das Wasser für Wien aus den steirisch-niederösterreichischen Alpen im natürlichen Gefälle – mit Hilfe der Schwerkraft bis in die Stadt fließen kann, benötigt man in vielen anderen Gemeinden Pumpen, um das Wasser in die Haushalte zu befördern.

Wo es problematisch werden kann

Nicht nur in den Haushalten wird die Situation bei einem Blackout kritisch. Im Falle einer hohen Anzahl von nicht mit Notstrom versorgbaren Hebeanlagen (Pumpen) sind unter der Voraussetzung, dass die Trinkwasserversorgung in der Region funktionsfähig bleibt, zunächst im Kanalnetz durch den Rückstau von Abwasser zu den Kunden große Probleme zu erwarten.

Auch in den Abwasserreinigungsanlagen (ARAs) kann das Abwasser nur mehr bedingt gereinigt werden, da auch hier ohne Strom ein reibungsloser Betrieb kaum möglich ist. Dafür muss das Abwasser auf den meisten ARAs zunächst einmal mit Abwasserpumpwerken in die Anlagen gehoben werden.

Können aufgrund von Blackout die Belüftungs- und Umwälzaggregate in den Belebungsbecken nicht mehr betrieben werden, droht das Absetzen und Anfaulen des vorhandenen Belebtschlammes in diesen Becken.

Seitens der Gemeinden wird für den Ernstfall viel Fingerspitzengefühl und Hausverstand nötig sein, denn die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zu 100 Prozent aufrecht zu erhalten wird im Ernstfall eines Blackouts nicht möglich sein, weiß auch Harald Hofmann, Leiter der Abteilung Siedlungswasserwirtschaft des Landes Niederösterreich. Doch man könne auf Gemeindeebene gewisse Vorbereitungen treffen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.

Bestandsanalyse

Harald Hofmann
Harald Hofmann, Leiter der Abteilung Siedlungswasserwirtschaft im Amt der NÖ Landesregierung: „Wir dürfen nicht die Mess- und Regeltechnik, Fernmeldeanlagen oder elektrische Schieber und Torantriebe bei unseren Überlegungen außer Acht lassen. Dies alles gilt es neben der Prüfung möglicher kritischer Punkte im Netz im Vorhinein zu analysieren.“

„Bei den Überlegungen zu einem möglichen Blackout ist für Gemeinden zuallererst zu achten, dass man mittels einer Bestandsanalyse eruiert, in welchen Bereichen Strom benötigt wird – von der Gewinnung, über die Ortsnetze bis hin zum Verbraucher. Welche Aggregate, Brunnen, Quellen, Behälter und Aufbereitungsanlagen habe ich derzeit im Einsatz?“, gibt Hofmann zu bedenken und merkt an: „Wir dürfen hier auch nicht die Mess-und Regeltechnik, Fernmeldeanlagen oder elektrische Schieber und Torantriebe bei unseren Überlegungen außer Acht lassen. Dies alles gilt es neben der Prüfung möglicher kritischer Punkte im Netz im Vorhinein zu analysieren.“

Mindestanforderungen – Welche Anlagenteile in Betrieb halten?

Jede Anlage ist anders zu bewerten, deshalb gibt es auch hierfür leider kein Kochrezept, das man den Gemeinden in die Hand geben könnte, so Hofmann. Letztlich gilt es auch die Frage zu beantworten, welche Anlagenteile wann und wie lange in Betrieb zu halten sind.

„Hierbei sind Menge, Druck und Qualität des Wassers ausschlaggebend. Wie geht man damit um, dass man z. B. kein Trink- sondern nur noch Nutzwasser hat, wie kann man die Informationen an die Bevölkerung weitergeben? Falls mobile Aggregate vorhanden sind: Kann ich im Halbtages-Takt versuchen, verschiedene Bereiche zu versorgen, und welche wären das?“

Aber auch die Lieferverträge spielen eine Rolle: „Wir haben Verbandsstrukturen, die sehr verwoben sind. Da gilt es, gut abzustimmen. Bekomme ich Wasser, wie viel bekomme ich überregional, wie viel kann oder muss ich selbst liefern? Will und kann ich für den Ernstfall Löschwasser zur Verfügung stellen? Das gilt es zu planen, damit auch die Feuerwehr im Vorfeld weiß, wie und wo sie das Löschwasser herbekommt.“

Maßnahmenplan

Nach den Mindestanforderungen und einer Bestandsanalyse müsse, so Hofmann, ein Maßnahmenplan ausgearbeitet werden, der auch aufzeigen soll, wo ein Stromersatz wie lange und in welcher Art und Weise zur Verfügung gestellt werden kann. Als mögliche Stromerzeuger dienen hierbei stationäre und mobile Notstromgeneratoren oder auch Erneuerbare Energien mit Pufferspeichern.

Vor allem bei den Generatoren und Notstromaggregaten gilt im Vorfeld: „Bitte, setzt sie testweise ein, beispielsweise bei diversen Veranstaltungen auf Gemeindeebene oder bei Feuerwehrfesten. Die Geräte gehören auch gewartet und sollten nicht einfach in einer Ecke in Vergessenheit geraten.“ Auch das Personal der Gemeindemitarbeiter für eine Einbindung in den Blackout-Organisationsplan müsse wohl überlegt werden.

Förderungen

Um die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung für den Krisenfall bedarfsgerecht sicherstellen zu können, seien aber weitere Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur und in Aggregate wichtig.

Ist die Zeit des Blackouts vorbei, gilt es, die Anlagen sukzessive wieder hochzufahren und sich auch hier im Vorhinein anzusehen, wo für den Ernstfall Prioritäten liegen könnten.