Einheitliche Ausbildungsstandards, Planspiele und Lehrgänge stellen sicher, dass im Ereignisfall rasch auf qualifizierte Kräfte zurückgegriffen werden kann.
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Reform des Krisen- und Katastrophenmanagements
Mit dem Startschuss für die Reform des Krisen- und Katastrophenmanagements will Oberösterreich einen bundesweiten Standard setzen. Durch die Zusammenführung der Führungsstrukturen, den Aufbau eines digitalen
Lagezentrums und die Professionalisierung der Einsatzteams soll ein System entstehen, das auf die zunehmenden Herausforderungen optimal vorbereitet ist
Mit dem neuen Krisen- und Katastrophenmanagement werden die bisher getrennten Bereiche Krisenmanagement und Katastrophenschutz organisatorisch zusammengeführt.
Eine neue zentrale Organisationseinheit stellt künftig sicher, dass Verantwortung, Abläufe und Führungsstrukturen klar geregelt sind und dass alle relevanten Stellen innerhalb der Landesverwaltung sowie externe Systempartner effizient zusammenarbeiten. Der Grundsatz der „Einheit der Führung“ wird damit erstmals auch organisatorisch verankert.
Digitales Landeslagezentrum
Gleichzeitig wird ein digitales Landeslagezentrum aufgebaut, das im Endausbau 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche einsatzfähig sein wird. Dort werden künftig sämtliche relevanten Informationen und Daten – von Wetter- und Pegelständen über Verkehrslagen bis hin zu Informationen über kritische Infrastruktur – in Echtzeit gesammelt, analysiert und zu einem Lagebild verarbeitet.
Dieses Lagezentrum bildet das technische und organisatorische Herzstück der Krisenbewältigung und sorgt dafür, dass Entscheidungen schneller, fundierter und abgestimmter getroffen werden können.
Professionelle Einsatzteams innerhalb der Landesverwaltung
Ein weiterer Kern des Reformprojekts ist der Aufbau professioneller Einsatzteams innerhalb der Landesverwaltung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen werden künftig speziell für Stabsarbeit, Lageführung und Kriseneinsätze geschult.
Einheitliche Ausbildungsstandards, Planspiele und Lehrgänge stellen sicher, dass im Ereignisfall rasch auf qualifizierte Kräfte zurückgegriffen werden kann. Das soll die Führungsfähigkeit des Landes stärken und sowohl die politische Ebene als auch die Bezirksbehörden und Einsatzorganisationen unterstützen.
Stärkung von Bezirken und Gemeinden
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Stärkung von Bezirken und Gemeinden gelegt. Sie sind im Katastrophenfall oft die ersten, die unmittelbar handeln müssen. Durch klarere Abläufe, einheitliche Standards und eine verbesserte Servicierung durch das Land Oberösterreich sollen sie künftig entlastet und gleichzeitig besser unterstützt werden.
Auch die Zusammenarbeit mit den Einsatzorganisationen – Feuerwehr, Rettung, Polizei, Bundesheer (im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten) und weitere – wird intensiviert und systematisch eingebunden, da ohne ihre Expertise keine Krise erfolgreich bewältigt werden kann.
Umsetzung in mehreren Phasen
Das Reformprojekt umfasst außerdem eine Modernisierung des rechtlichen Rahmens. Geprüft wird unter anderem, ob das Krisenmanagement im Oö. Katastrophenschutzgesetz integriert werden soll, um klare Zuständigkeiten auch für Ereignisse sicherzustellen, die rechtlich nicht als Katastrophe definiert sind.
Darüber hinaus werden Informationspflichten externer Betreiber – etwa im Bereich Energie, Verkehr oder Gesundheit – gegenüber dem neuen Lagezentrum neu bewertet und gegebenenfalls gesetzlich präzisiert, um einen reibungslosen Informationsfluss sicherzustellen.
Die Umsetzung erfolgt in mehreren Phasen. Nach der Analysephase 2025 entwickeln die vier eingesetzten Arbeitsgruppen im Jahr 2026 konkrete Konzepte zu Organisation, Personal, Digitalisierung und rechtlichen Rahmenbedingungen. 2027 folgen politische Beschlüsse, der Aufbau der neuen Organisationseinheit und die technische Umsetzung des Landeslagezentrums. Ziel ist es, die neuen Strukturen ab Ende 2027 in den Regelbetrieb zu überführen. Bereits während der Umsetzung werden erste Verbesserungen wirksam, etwa durch bessere Abstimmung, digitalere Lagebeobachtung und klarere Prozesse.
Die wichtigsten Neuerungen auf einen Blick
Einheitliches Krisen- und Katastrophenmanagement
- Zusammenführung der bisher getrennten Strukturen
- Einheitliche Organisationseinheit nach dem Grundsatz „Einheit der Führung“
- Klare Prozesse, kompetenzübergreifende Zusammenarbeit
Digitales Landeslagezentrum (24/7-fähig im Endausbau)
- Echtzeitlagebilder (Wetter, Pegel, Verkehr, Infrastruktur, Energie, Gesundheit)
- Datenbündelung und digitale Einsatzführungsunterstützung
- Direkte Schnittstellen zu Bund, Einsatzorganisationen, Bezirken und Gemeinden
Neue Einsatzteams innerhalb der Landesverwaltung
- Speziell geschulte Stabskräfte für Lageführung und Krisenarbeit
- Einheitliche Ausbildung (Planspiele, Lehrgänge)
- Beitrag zur professionellen Führungsunterstützung
Stärkung von Bezirken und Gemeinden
- Standardisierte Abläufe
- Verbesserte Servicierung durch das Land
- Klare Ansprechpartner und Unterstützung im Ernstfall
Rechtliche Modernisierung
- Prüfung und Anpassung des Katastrophenschutz- und Feuerwehrgesetzes
- Klärung von Informationspflichten externer Betreiber gegenüber dem Lagezentrum
- Sicherstellung moderner, rechtlich verankerter Führungs- und Meldeprozesse