Das Office als wichtiger Faktor für Kooperation, Kreativität und Kundenbeziehung verliert nicht an Bedeutung, jedoch werden die Flächen neu definiert und flexibilisiert.
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Quo Vadis, Immo-Branche?

Die Welt nach der Pandemie wird anders sein, die Menschen und die Wirtschaft werden andere sein – nicht zuletzt deshalb, weil Covid-19 Digitalisierung und Nachhaltigkeit beschleunigt hat. Das zeigten auch die Keynotes und Diskussionen beim 13. IFM-Kongress an der TU Wien, der Anfang November 2020 rein virtuell stattfand. Rund 180 Experten und Expertinnen aus aller Welt nahmen daran teil.

Gleich die erste Keynote von Michael Lagler, Managing Partner von Schönherr Rechtsanwälte GmbH, griff ein heißes Thema auf. Wie wird sich der Bedarf an Büroflächen durch Covid-19 verändern?

Viele Studien gehen von einem erhöhten Bedarf durch Social Distancing aus, die meisten aber von einem geringeren Bedarf von rund zehn bis 20 Prozent. Die Kanzlei Schönherr hat sofort nach der Pressekonferenz der Regierung am 13. März Home­office für alle Mitarbeiter ermöglicht. Wichtig war es dabei, den Teamgeist und die Kommunikation aufrechtzuerhalten, sowohl innerhalb der Teams als auch mit den Mandanten. Zum Glück konnte man dabei auf bewährte Tools zurückgreifen. Es kam in den ersten Wochen sogar zu einem Anstieg der Produktivität.

Aber zugleich standen die Auswirkungen auf die Beratung der Klienten, die Verhandlungen sowie die Werte des Unternehmens, die Mitarbeiter-Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt der Überlegungen. Schon nach kurzer Zeit kam es beispielsweise zu einer „Übersättigung“ mit Webinaren. Im Sommer hatten viele den Eindruck, Normalität sei wieder eingekehrt.

Das Office verliert nicht an Bedeutung, erhält aber andere Aufgaben

Die zweite Welle im Herbst und verstärkte Testungen erhöhten wieder den Handlungsbedarf: „Wir haben begonnen, uns alle zu testen. Das wird von allen gut angenommen, denn es bringt Sicherheit.“ In der Zeit nach Covid-19 werden Remote Work und neue Formen der Kommunikation, sowie die Möglichkeit des Homeoffice erhalten bleiben. „Remote Work ist dabei mehr als Homeoffice“ so Lagler. „Ich setze mich mit meinem Laptop irgendwo hin. Genau das kann ein Bereich sein, der nicht reguliert, sondern flexibel genutzt wird.“

Das Office als wichtiger Faktor für Kooperation, Kreativität und Kundenbeziehung verliert nicht an Bedeutung, jedoch werden die Flächen neu definiert und flexibilisiert. Insgesamt wird der Bedarf bei Schönherr sicher nicht sinken. Interessant sind auch die Anfragen der Mandanten, ob sie Flächen bei Schönherr als Conference-Space nutzen können. Es ist also sehr schwierig, den zukünftigen Bedarf generell vorherzusagen.

Neue Technologien bieten neue Möglichkeiten

Aus der Sicht der Developer beleuchtete Anton Bondi de Antoni von Bondi Immobilien-Consulting GmbH, dem Developer der Siemensgründe in Wien, die Zeit nach Covid-19 und die Notwendigkeit des Einsatzes neuer Technologien wie IoT, Big Data und Machine-­Learning.

Er meinte, dass diese Technologien eine höhere Flexibilität ermöglichen, die Nutzer heute fordern. Gleichzeitig darf auf eine anwenderfreundliche Nutzung nicht vergessen werden, denn ist die Anwendung zu kompliziert, will oder kann der Anwender diese nicht nutzen.

„Die neuen Arbeitswelten sind von noch mehr Flexibilität geprägt und diese kann nur durch den Einsatz von kreativen architektonischen und technischen Lösungen ermöglicht werden.“ Nutzer zahlen kein zusätzliches Geld für Smart Office, aber vielfach ist es schon eine Voraussetzung für die Mietentscheidung. Daher ist vor allem wichtig, genau auszuwählen, was sich schon rechnet, was der Nutzer möchte und was nur ein Gimmick ist. Vor allem die Nutzerbedürfnisse stehen hier im Mittelpunkt. Das Credo des Developers ist: „So viel Digitalisierung wie möglich, jedoch nur, so weit diese dem normalen ,Durchschnittsanwender‘ auch zumutbar ist“. High Touch ist gefragt, nicht High Tech. 

Work-­Life-Balance im Homeoffice?

Pat Turnbull, International Lead und Geschäftsführerin von Workplace IQX, zeichnete uns ein ähnliches Bild aus den USA. Laut einer Umfrage sagten 86 Prozent, dass sie nach ihren Erfahrungen mit Homeoffice in Zukunft gerne zwei Tage pro Woche im Büro verbringen möchten. Nur wenige möchten dauerhaft ausschließlich aus dem Homeoffice arbeiten. Dabei stellt sich die Frage: „Wie schafft man eine Work-­Life-Balance, wenn man zu Hause arbeitet?“

Dazu kommt aber noch der Wechsel in der Präsidentschaft als Treiber für den Wandel. Insgesamt bestimmen aber Nachhaltigkeit und die Pandemie auch das Verhalten in den USA.

Die hier vorgestellten Vorträge und Impulse waren nur ein kleiner Teil des 13. IFM-Kongresses. So präsentierten Forscher ihre aktuellen Ergebnisse, die von neuen Ansätzen zur Abdeckung der Bedürfnisse in Richtung Büroflächen über „virtuelle“ Sensoren zur Optimierung des Immobilienbetriebs bis hin zur Definition des unterschiedlichen Bedarfs der Generationen und Mindsets bei der Planung von Bürolandschaften reichten.