Nur 6,7 Prozent der Ortschefs sind weiblich

8. März 2016
Mehr als die Hälfte der heimischen Bevölkerung ist weiblich, aber keine sieben Prozent stehen als Bürgermeisterinnen ihren Gemeinden vor“, berichtete Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der niederösterreichischen Frauenlandesrätin Barbara Schwarz im Vorfeld des Weltfrauentag. „Das ist kein erfreulicher Befund, obwohl die Anzahl der weiblichen Bürgermeisterinnen seit einigen Jahren leicht steigend ist.“

Derzeit gibt es in Österreich 141 Bürgermeisterinnen. Bei einer Gesamtanzahl von 2.100 Gemeinden sei das ein viel zu niedriger Wert. „Wir haben uns in den letzten Jahren sehr bemüht, diesen Anteil zu heben, müssen aber eingestehen: Das hat bei weitem nicht gereicht, der Anteil der Frauen in Österreichs Gemeindeämtern steigt zu langsam.“



Bürgermeisterinnen in Österreich

Höchster Frauenanteil in Niederösterreich



Unter den Gemeinden in den verschiedenen Bundesländern gibt es dabei durchaus relevante Unterschiede. Den höchsten Frauenanteil weist derzeit Niederösterreich mit 9,9 Prozent (57 von 573) Bürgermeisterinnen auf. Den niedrigsten Wert verzeichnet Salzburg mit nur 3,4 Prozent weiblicher Ortschefs (4 von 119). Einen geringfügigen Anstieg haben die jüngsten Kommunalwahlen in Tirol gebracht, dort sind einige Bürgermeisterinnen dazu gekommen. Die Gründe für den geringen Frauenanteil in Österreichs Gemeindeämtern sind vielfältig. „Die schlechte Vereinbarkeit von Zivilberuf, politischem Amt und Familie ist sicherlich ein wesentlicher Faktor“, glaubt Mödlhammer. „Das Bürgermeisteramt ist sehr zeitaufwändig, viele Sitzungen und Termine finden am Abend oder am Wochenende statt. Das ist für Frauen ein großes Problem, weshalb sie diese Form der politischen Karriere oft gar nicht in Betracht ziehen.“

„Frauen müssen sich das Amt mehr zutrauen“



Die politische Sozialisierung von Frauen für das höchste kommunalpolitische Amt findet zudem oft in der Lebensphase zwischen 25 und 40 Jahren statt. In dieser Zeit haben Familie und Zivilberuf eine deutlich höhere Priorität. „Frauen erklären sich zunehmend häufiger zur Übernahme eines Gemeinderatsmandats bereit, wagen dann aber den letzten Schritt ins Bürgermeisteramt nicht mehr“, so Mödlhammer. „In Niederösterreich gibt es beispielsweise fast 30 Prozent weibliche Gemeinderäte, aber nur knapp zehn Prozent weibliche Bürgermeisterinnen.“

Maßnahmen



Mit konkreten Maßnahmen sollen nun Frauen stärker ermutigt werden, auch den Folgeschritt zu gehen und sich um das Bürgermeisteramt zu bewerben. „Die Idee der NÖ-Initiative ‚Frauen stärken‘ halte ich dabei für ein gutes Element“, so Mödlhammer. „Meine Wahrnehmung ist, dass sich Frauen dieses Amt einfach selbst nicht zutrauen, weil sie die Erwartungshaltung an sich selbst zu hoch ansetzen“, so Mödlhammer. „Wenn es uns gelingt, diese Ängste oder diese Sorge zu reduzieren, dann könnte das ein wichtiger Schritt nach vorne sein. Klar ist aber auch, dass wir die Rahmenbedingungen für Frauen im Bürgermeisteramt verbessern müssen. Weniger Termine, weniger Sitzungen, weniger zusätzliche Ämter. Das wären weitere notwendige Bausteine. Die meisten Bürgermeister müssen derzeit ja auch noch Rollen in Verbänden, Vereinen, Kleinregionen, etc. wahrnehmen. Das kostet unheimlich viel Zeit und Energie. Hier muss das Ziel sein, dass wir mehr an die Mitglieder der Gemeindevorstände delegieren können“, so Mödlhammer. Insgesamt gibt es in Österreich rund 38.800 Gemeinderät/innen. Davon sind ca. 9.500 Frauen (rd. 24 %).

Zusammenarbeit und Vernetzung von Frauen



Schon seit einigen Jahren gibt es einen mehrtägigen jährlichen Gedankenaustausch unter Österreichs Bürgermeisterinnen. „Das ist ein sehr wichtiges Vernetzungstreffen, das Frauen in diesem Amt oft zeigt, dass sie mit ihren Herausforderungen oder Stolpersteinen nicht alleine sind“, so Mödlhammer. Bei diesem Netzwerktreffen werden den Bürgermeisterinnen auch konkrete Unterstützungsleistungen angeboten. Das heurige Treffen findet von 8. bis 10. August in Stuhlfelden (Salzburg) statt und befasst sich u. a. auch mit dem Themenfeld „Wenn Bürgermeisterinnen abgewählt werden“. Mödlhammer kann sich einen Ausbau dieser Initiative gut vorstellen. „Es wäre wünschenswert, wenn man diesen Austausch auch auf der jeweiligen Bundesland-Ebene fix verankern könnte. Dann können Kolleginnen aus dem gleichen Bundesland ihre Erfahrungen noch vertiefen.“