Bürgermeisterin Pachinger
„Ich war immer die einzige Frau da drinnen und dachte mir, es ist sicher nicht schlecht, dass eine Frau in der Männerdomäne mit drinnen sitzt, und das ist auch sehr gut angekommen." Monika Pachinger auf die Frage, warum sie sich schon als Gemeinderätin nicht nur mit Sozialpolitik beschäftigt hat.

„Mit falschen Freunden ist aller Anfang schwer“

18. April 2017
Im ehemaligen Industrieort und nunmehrigen „Reiterdorf“ Ampflwang leiten bereits seit über zwei Jahrzehnten Frauen die Geschicke der Marktgemeinde. Weshalb ihr der Amtsantritt dennoch Schwierigkeiten bereitete, erklärt die aktuelle Bürgermeisterin Monika Pachinger im Interview mit KOMMUNAL.

Frau Bürgermeisterin, wie kamen Sie in die Politik?



Mein Nachbar und damaliger Vizebürgermeister hat mich einmal gefragt, ob ich in der SPÖ-Fraktion mitarbeiten möchte. Und da ich immer offen für Neues bin, habe ich mir das ganz gut vorstellen können. Bei der Wahl 2003 bin ich gleich in den Gemeinderat gekommen, und ab 2009 war ich Fraktionsführerin.



Sie sind Vollzeitbürgermeisterin und lehnen eine Nebenbeschäftigung ab?



Ich war 20 Jahre lang bei der Österreichischen Post AG Schalterangestellte und war danach als Assistentin bei der Firma Peneder, einem Metallbauunternehmen in Atzbach.



Nachdem ich Ende März 2015 vom Gemeinderat vorzeitig zur Bürgermeisterin gewählt worden war, bin ich das restliche halbe Jahr bis zu den Neuwahlen noch weiterhin bei der Firma geblieben, da ich ja nicht wusste, ob ich im Herbst überhaupt genügend Stimmen zusammenbringe um weiterhin Bürgermeisterin zu sein - als Absicherung sozusagen.



Seit November 2015 bin ich Vollzeitbürgermeisterin, jeden Tag im Amt und mit meinen Abend- und Wochenendterminen sehr gut ausgelastet.



Was hat Sie bisher besonders geprägt?



Privat war das die Leukämie-Erkrankung meines Sohnes, an der er leider auch verstorben ist. Als Bürgermeisterin war es die Erfahrung, dass ich im Wahlkampf leider einige Leute richtig kennengelernt habe, nämlich dahingehend, wie boshaft und gemein sie sind. Leute, die zuvor angebliche Freunde waren. Das hat mich sehr geprägt und am Anfang habe ich wirklich darunter gelitten.



Waren diese Personen Anhänger anderer Parteien, oder was war der Grund für deren Verhalten?



Nicht nur. Begonnen hat es schon vor dem Wahlkampf. Da hat es eine Gruppe gegeben, die total gegen mich gearbeitet hat. Ich weiß bis heute nicht, was der eigentliche Grund dafür war, ob es Neid war, oder die Tatsache, dass ich plötzlich Bürgermeisterin geworden bin?



Personen anderer Parteien waren zwar auch arg, aber das ist wahrscheinlich normal. Damit muss man zurechtkommen. Wenn man das kann, ist man richtig am Platz.



Was ist Ihr Ausgleich? Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?



Ich treibe viel Sport - Laufen, Radfahren oder am Crosstrainer. Das mach ich schon 25 Jahre lang und dafür nehme ich mir auch jetzt die Zeit. Das ist für mich eine der ersten Prioritäten, die ich in meiner Freizeit wahrnehmen möchte. Kraft schöpfe ich auch aus meiner Familie, die natürlich voll hinter mir steht. Ich habe drei Kinder und meinen Mann. Wir haben zuhause einen großen Garten, und der ist für mich ein Rückzugsort an dem ich mich richtig entspannen, und Energie tanken kann.



Ampflwang ist als Reiterdorf bekannt. Reiten Sie selbst auch?



Nein, ich glaube ich bin mit acht Jahren das letzte Mal auf einem Pferd gesessen. Ausdauersport und Krafttraining ist eher meines. Ich bin ja eigentlich nach Ampflwang zugezogen, war also nicht schon immer hier. Ich bin ursprünglich aus Neukirchen an der Vöckla.



Weit weg klingt das aber nicht.



Ist es auch nicht, nur etwa zehn Kilometer entfernt. Jede Woche fahre ich heim zur Mama. (lacht)



Sie waren als Gemeinderätin im Raumplanungsausschuss, im Straßenausschuss, im Prüfungsausschuss und im Wohnungsausschuss. Häufig sind Frauen eher bei den Sozialthemen, wie Familien, oder Kindergärten zu finden. Warum waren Sie gerade in den eher ungewöhnlichen Themen verhaftet? 



Ich wollte das so. Ich war immer die einzige Frau da drinnen und dachte mir, es ist sicher nicht schlecht, dass eine Frau in der Männerdomäne mit drinnen sitzt. Und das ist auch sehr gut angekommen.



Bürgermeisterinnen sind in Österreich immer noch spärlich gesät. In Ampflwang war aber bereits ihre Vorgängerin weiblich.  



Die Rosemarie Schönpass war 18 Jahre lang Bürgermeisterin. Ich habe daher überhaupt keine Probleme gehabt, weil ich eine Frau bin. Das war hier ganz normal und kein Thema.



Eine ländliche Gemeinde in Oberösterreich und die SPÖ hat die Absolute. Warum?



Das liegt wohl unter anderem auch an unserer Industrievergangenheit, wir hatten den Bergbau im Ort, die WTK, und schon seit damals bis heute ist Ampflwang eine SPÖ-Hochburg. Wir haben auch bei der vergangenen Wahl wieder ausgezeichnet abgeschnitten. Das liegt einerseits sicher an der Vergangenheit, aber ich denke, auch an der positiven Führung, die wir die letzten 20 Jahre gehabt haben.



Was war denn ihre schwierigste Aufgabe, seit ihrem Amtsantritt vor ca. zwei Jahren?



Im ersten Jahr habe ich mir schon sehr schwer getan, muss ich ehrlich sagen. Vor allem aufgrund des argen Wahlkampfes. Ich habe mir das alles sehr zu Herzen genommen. Aber man lernt ja viel dazu, und im zweiten Jahr weiß man schon mit welchen Leuten man zu tun hat. Mir taugt es richtig. Momentan ist kein Problem zu hoch, als dass ich nicht damit fertig werden könnte.



Ein Projekt, auf das ich stolz bin, war der Abriss eines Mehrfamilienhauses mitten im Ort. Die älteren Bewohner sind weggestorben und die Jungen wollten das Haus verkaufen. Es waren auch schon mehrere Käufer dran, doch ich habe ebenfalls die Anfangsphase erwischt, und durch meinen Einsatz fielen binnen zwei Wochen diesbezüglich bei uns alle Entscheidungen, sodass wir den Zuschlag bekamen und das Haus abreißen konnten. Sonst hätte es jemand anderer gekauft. Durch Ampflwang ist es sowieso total eng, und so konnten wir zumindest diese Stelle jetzt einmal entschärfen.

Der Mensch hinter der Bürgermeisterin



Haben Sie ein Lebensmotto?



"Betrachte immer die helle Seite der Dinge, und wenn sie keine haben, dann reibe die dunkle bis sie glänzt." Der Spruch hängt bei mir in der Küche.



Was ist für sie zuhause?



Der Rückzugsort zum Entspannen, zum Natur genießen, und um allein, bzw. bei der Familie sein zu können.



Wenn ich einen Wunsch frei hätte …



.. würde ich mir wünschen, dass in der Bevölkerung mehr Zufriedenheit herrscht, und dass die Leute sehen wie gut es uns in Österreich eigentlich geht.



Wovor haben sie Angst?



Dass ich nochmals ein Kind verliere. Das ist noch allerweil drin in mir.



Der perfekte Mann trägt für mich ...



Dreitagesbart, Brillen und ist top gekleidet.



Trifft das zufällig auf ihren Mann zu?



Nicht unbedingt, aber ich bin mit meinem Man auch total zufrieden (lacht)



Wie würden sie sich selbst mit einem Wort beschreiben?



freundlich