Gerhard Poschacher
Gerhard Poschacher

Ländlicher Raum als politisches Programm

Es ist heute Mode geworden, den Niedergang ländlicher Regionen wortreich zu beschreiben. Das bringt uns nicht weiter. Der ländliche Raum braucht positive Perspektiven.“ Das war immer das Leitmotiv von Sixtus Lanner während seiner jahrzehntelangen Arbeit als Direktor des Österreichischen Bauernbundes, ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat und Generalsekretär der Volkspartei. In einer Zeit, als die Agrarpolitik noch überwiegend darauf ausgerichtet war, die Preis-, Markt- und Einkommensverhältnisse in der Land-und Forstwirtschaft zu verbessern, forderte er schon Strategien für den ländlichen Raum und rückte diese als Programm in den Mittelpunkt der politischen Diskussion.

Lanner gründete 1972 die Arbeitsgemeinschaft Ländlicher Raum in der Erkenntnis, dass die Zukunft bäuerlicher Familienbetriebe nur dann gesichert werden kann, wenn diese eine ausreichende Infrastruktur, Bildungschancen und Arbeitsplätze vorfinden.

Zwischen 1989 und 2018 wurden, überwiegend im Wieselburger Francisco-Josephinum, 30 Bürgermeistertage zu allen bis heute aktuellen Themen mit prominenten Referenten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft abgehalten.

„Nicht jammern, sondern handeln“, war das Motto der Veranstaltungen, bei denen Bürgermeister aus allen Bundesländern Projekte präsentierten, wie Gemeinden durch Zusammenarbeit und politisches Miteinander Regionen beleben und attraktive Lebensverhältnisse gegen die Abwanderung vor allem junger Menschen lebendig gestalten können.

Der nach wie vor umstrittene Finanzausgleich mit der Benachteiligung kleiner Gemeinden, Fragen der Nahversorgung, die immer noch umstrittene Aufgabenreform zwischen den Gebietskörperschaften, kulturelle Aktivitäten sowie die Globalisierung als Chance und Herausforderung waren Themen mit großem medialen Echo.

Sixtus Lanner gilt zu Recht als Pionier und Stratege für die ländliche Entwicklungspolitik als politisches Programm. Er dokumentiert in seiner Bilanzpublikation „Der Zukunft auf der Spur“, wie notwendig regionales Miteinander als Antwort auf Globalisierung und Digitalisierung ist.