Kommunalverlag-Chef Michael Zimper
Kommunalverlag-Chef Michael Zimper: „Stories müssen heute crossmedial kommuniziert werden.“

„Vielfalt fördern und das Gemeinsame stärken“

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens von KOMMUNAL spricht Geschäftsführer Michael Zimper über die Herausforderungen und Chancen neuer Kommunikationsmöglichkeiten.

Vor 30 Jahren hat das „Kommunal-Journal“, wie das KOMMUNAL damals hieß, die journalistische Berichterstattung der Gemeindepolitik revolutioniert. Wie hat sich das KOMMUNAL über die Jahre entwickelt?

Als Magazin hat sich KOMMUNAL dahingehende entwickelt, dass es näher an der Zielgruppe ist, und es ist auch breiter aufgestellt. Wir behandeln heute Themen, die die Gemeinden als Ganzes betreffen und wir bringen Beiträge, die die Bürgermeister unmittelbar umsetzen können. Viele Mandatare sagen uns, dass es für Sie ein „Muss“ ist, KOMMUNAL zu lesen, weil sie nur hier die nötigen Informationen erhalten, um ihre Aufgaben perfekt zu erfüllen.

KOMMUNAL ist aber mittlerweile mehr als ein Magazin, sondern es hat sich zu einer Plattform weiterentwickelt: So veranstalten wir jährlich die Kommunalmesse, und auch digital ist KOMMUNAL das Informationsmedium für Mandatare.

Wir haben uns auch über die Grenzen Österreichs weiterentwickelt. Ein Schritt, der sich gelohnt hat: KOMMUNAL Deutschland ist mittlerweile das größte kommunalpolitische Magazin im deutschsprachigen Raum. 

Inwiefern haben sich die Leserbedürfnisse und -ansprüche verändert?

Das gedruckte Heft hat nach wie vor eine wichtige Aufgabe, weil es die größte Sichtbarkeit und die größte Glaubwürdigkeit hat. Die Leser erwarten heute aber, dass Informationen jederzeit zur Verfügung stehen.

Stories müssen crossmedial kommuniziert werden. Mandatare möchten beispielsweise aktuell auf Facebook informiert werden, die näheren Informationen zu den aktuellen Themen können sie dann im Heft nachlesen. Und das Internet ist das ideale Recherchemedium wenn man Hintergrundinfos benötigt.

Das KOMMUNAL hat nun schon fast Kultstatus, wie stellen Sie die hohe journalistische Qualität der Redaktion sicher?  

Chefredakteur Hans Braun ist mittlerweile seit 20 Jahren für das Magazin tätig. Er ist in der Zielgruppe perfekt vernetzt und weiß, welche Themen die Gemeinden bewegen.

Das Redaktionsteam hat in den letzten Jahren auch eine enorme Kompetenz in der crossmedialen Kommunikation entwickelt, die heute unabdingbar ist.

Froh sind wir auch über die gute und enge Zusammenarbeit mit den Experten des Gemeindebundes und der Ministerien, die es uns möglich machen, fachlich fundierte Beiträge zu den jeweils aktuellen Themen zu publizieren. 

Seit Mitte Oktober präsentiert sich der Webauftritt, kommunal.at, in neuem Gewand. Was ist der Hintergrund des digitalen Facelifts?

Online wird, wie erwähnt, anders genutzt als Print. Das Internet wird sehr stark auch zu Recherchezwecken verwendet. Dafür braucht man eine klare Struktur. Dem haben wir mit der Neugestaltung unseres Internetauftritts versucht Rechnung zu tragen. Wir möchten dem Leser einen besseren Überblick über die Themen geben, die für ihn interessant sind, und wir möchten ihm jene Beiträge empfehlen, die er für seine Arbeit in der Gemeinde braucht.

Der Kommunal-Verlag publiziert nicht nur das KOMMUNAL Magazin, sondern unter anderem auch das a3BAU, das meistgelesene Magazin der österreichischen Baubranche, veranstaltet, wie Sie schon erwähnt haben, jährlich die Kommunalmesse und außerdem zusätzlich noch weitere Veranstaltungen. Wie schwören Sie die langjährigen Mitarbeiter auf den modernen und vielfältigen Kurs ein?

Das Team ist hochmotiviert und will den Gemeinden die bestmögliche Unterstützung bieten. Dazu gehört nicht nur die Information in einem Magazin oder auf einer Website, sondern dazu gehören auch Veranstaltungen, auf denen sich einerseits die Zielgruppe vernetzen und Ideen austauschen kann und wo man anderseits auch die besten Ideen aus der Zielgruppe herausbekommt.

Können Sie konkrete Maßnahmen nennen, die der Kommunal-Verlag setzt, um die Gemeinden und ihre politisch aktiven Vertreter einerseits bestmöglich zu erreichen und gleichzeitig mit den passenden Themen anzusprechen?

Wir arbeiten mit den besten Experten zusammen und haben ein breites Netzwerk von Fachleuten, die KOMMUNAL als das sehen, was es ist: Als Sprachrohr für die Gemeinden und als Sprachrohr an die Gemeinden.

Darüber hinaus versuchen wir mit Hilfe von Umfragen und Newslettern jene Themen herauszuarbeiten, die aktuell am Puls der Zeit sind oder die für die Gemeinden in der nächsten Zeit wichtig werden.

Die Anforderungen an ein Unternehmen verändern sich heutzutage rasant und oft über Nacht. Welche sind die größten Herausforderungen und wie könnten Strategien aussehen, um diese in Chancen zu verwandeln?

Das schwierigste bei schnellen Änderungen ist es, die Unternehmenskultur weiterzuentwickeln und die Mitarbeiter mitzunehmen. Das gilt für ein Medienunternehmen wahrscheinlich noch stärker als für andere Firmen.

Medien haben schon früh begonnen, sich flexibel aufzustellen, um schneller auf den Markt reagieren zu können. Das ist nicht unbedingt eine Frage neuer Technologien, sondern es geht darum, sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen und Marktchancen schnell zu erkennen.

Auch in den Gemeinden ändern sich die Arbeitsabläufe. Mit welchen neuen Technologien müssen sich die Gemeinden in naher Zukunft beschäftigen?

Die klassischen Prozesse werden digitalisiert. Durch Optimierung dieser Prozesse, durch Automatisierung und Digitalisierung kann die Verwaltung schlanker werden. Aber nur dann, wenn nicht anderseits neue bürokratische Hindernisse errichtet werden.

Wenn das gelingt, kann viel Zeit gewonnen werden, um den Lebensraum der Bürgerinnen und Bürger besser zu gestalten. Ziel sollte es sein, den Service für die Menschen zu verbessern. Es müssen also die Verwaltungsprozesse verschlankt und die Kontakte mit der Bevölkerung intensiver werden.

Die gesamte Medienbranche sucht nach neuen Geschäftsmodellen, damit sie ihr Wachstum zukunftssicher gestalten können. Wie beurteilen Sie die Versuche der Branche?

Wer mit einem Medienunternehmen zusammenarbeitet, der möchte, dass eine Zielgruppe mit Informationen versorgt wird. Diese Raison d’être muss jedes Medium für sich herausarbeiten. Bei uns ist das ganz klar: Wir möchten die Vielfalt der Gemeinden fördern und das Gemeinsame stärken. Um das zu erreichen, muss man die besten Geschichten erzählen – und zwar dort, wo man die Leser am besten erreicht.

Verlage werden medienagnostisch werden müssen. Damit meine ich, dass es zweitrangig sein wird, wie der Leser Information konsumiert, sondern wesentlich ist, dass die Information zum Leser kommt.

Wir finanzieren uns über unsere Partner und Sponsoren. Unsere Aufgabe ist es, die Brücke zwischen diesen Partnern und den Gemeinden zu sein. Diese Brücke muss nicht immer ein Printmagazin sein, aber es ist immer ein Kommunikationskanal.

Michael Zimper
Michael Zimper: „Wir bieten Informationen auf allen Kanälen.“

Das Angebot des Kommunal-Verlags ist seit Ihrem Einstieg in den Verlag deutlich gewachsen. Kommen bald weitere Neuheiten hinzu?

Ja, das ergibt sich aus dem sich verändernden Markt. Derzeit beschäftigten wir uns sehr stark damit, welche Daten eine Gemeinde benötigt, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen. Damit nähern wir uns den Themen Datenjournalismus und Business Intelligence an.

In Zukunft wird es wichtiger werden zu wissen, was die die Zielgruppe benötigt. Und dabei muss man eruieren, was die Kommune selbst machen kann und wo sie einen Partner braucht. Wir sehen immer wieder, dass die Bundesländer zu subjektiv und zu politisch sind und dass der Bund zu groß ist, um direkt mit den Kommunen zu kooperieren. Daher braucht es eine dritte Instanz, die gewisse Dinge ermöglicht – also Informationsaustausch, Ideenaustausch und Vernetzung schafft. Diese Rolle wollen wir übernehmen.

Der Verlag kann mittlerweile auf eine 30-jährige Geschichte zurückblicken. Wie denken Sie, wird er sich in den nächsten zehn Jahren entwickeln und wie sehen Sie die Rolle des KOMMUNAL dabei?

Wir glauben, dass es für das Leben der Menschen am besten ist, wenn Entscheidungen vor Ort, also in den Gemeinden, getroffen werden. Diese Maxime ist für unser Handeln entscheidend.

Als Verlag sind wir derzeit sehr stark in der Organisation von Veranstaltungen tätig, und auch unsere Aktivitäten in Deutschland werden ständig mehr. Demnächst eröffnen wir eine Dependance in Stuttgart, um auch in Baden-Württemberg ein Gemeindemagazin herauszubringen.

Im Bereich E-Commerce bieten wir über unsere Plattformen kommunalbedarf.at und kommunalbeschaffung.de das gesamte Spektrum von Produkten, das Gemeinden für ihre Arbeit benötigen. Auch als Fachverlag im Bereich Bau haben wir uns breiter aufgestellt.

Die Printmagazine werden immer die Identifikationsprodukte sein und nach Außen am stärksten wahrgenommen werden, sie werden aber nicht mehr das alleinige Mittel sein, um Information zu kommunizieren.

Wir müssen uns immer mehr die Frage stellen, welche Information ein Gemeindemandatar zu welcher Zeit braucht und in welcher Form er die Information braucht. Das herauszuarbeiten und zu optimieren ist unsere Aufgabe.