Rigoberta Menchú
Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú: „Niemand ist wie der andere. Man kann sich selbst nur respektieren, wenn man den anderen respektiert.“

"Kein Frieden ohne Vielfalt"

Wie schafft man eine gleichberechtigte Gesellschaft? Wie können neue Gruppen in das soziale Gefüge integriert werden und ist eine Gesellschaft der Vielfalt überhaupt erstrebenswert?

Alle diese Fragen wurden bei der ersten europäischen Konferenz des Rates der Gemeinden und Regionen Europas zu den Themen Gleichheit, Vielfalt und Inklusion von 11. bis 13. Juni 2018 in der Europäischen Hauptstadt des Jahres 2018, in Bilbao, diskutiert. Nobelpreisträgerin Rigoberta Menchú hatte darauf eine einfache Antwort: „Wir missachten den anderen, weil er nicht gleich ist. Dabei ist niemand wie der andere. Man kann sich selbst nur respektieren, wenn man den anderen respektiert."

Inklusion betrifft viele Ebenen: Die Gleichstellung Frauen und Männern, von Homosexuellen, die Integration von Zugewanderten, die Inklusion von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Einig war man sich, dass die kommunale und regionale Ebene die wichtigsten sind, um etwas zu bewirken.

Gleichberechtigung noch immer nicht selbstverständlich

Nicht zuletzt die sechs Millionen protestierenden Spanierinnen zeigten am Weltfrauentag 2018, dass auch die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen immer noch nicht selbstverständlich ist und weiter auf diesen Umstand aufmerksam gemacht werden muss. Auch in Österreich sind bekanntlich Frauen in vielen Ebenen immer noch unterrepräsentiert. Deutlich wird dies auf kommunaler Ebene. Bei 2098 Gemeinden gibt es nur 160 Bürgermeisterinnen (7,6 Prozent). Es gibt viele Papiere und Bekenntnisse, die zu mehr Gleichstellung führen sollen, aber am Ende muss man einen Weg finden, die Absichten auch in die Tat umzusetzen.

Während in Österreich Gleichstellungspolitik bisher sehr auf das Empowerment von Frauen fokussiert war, zeigen Projekte aus Schweden und dem Baskenland aber, dass es vielmehr darum gehen muss, auch den Männern neue Ideen von Männlichkeit zu vermitteln. „Frauen haben sich stark durch die bisherigen Programme entwickelt. Sie haben neue Räume erobert. Für Männer gab es diese Möglichkeit der Weiterentwicklung bisher nicht", erzählt Love Nordenmark, die schwedische Projektleiterin.

Aber auch für andere Arten des Umgangs mit unserer gesellschaftlichen Vielfalt gibt es tolle Beispiele. So sprach der frühere Weltbürgermeister Bart Somers darüber, wie er in der belgischen Stadt Mechelen Flüchtlinge integriert. Durch eine Art „Speed-Dating" werden Einheimische mit Neuangekommenen zusammengebracht und eine sechsmonatige Betreuungsphase eingeleitet. „Dabei entstehen langfristige Freundschaften, und Vorurteile können abgebaut werden. Diese Art der Integration verdoppelt die Chance, dass die Zugewanderten sich hier einleben und nicht in die Kriminalität abdriften", berichtet Somers.

Für ihn ist gesellschaftliche Vielfalt unumgänglich: „Es gibt keinen Frieden ohne Diversität und keine Diversität ohne Frieden. Das müssen wir endlich verstehen und unsere Anstrengungen eher darin stecken, die Diversität zu gestalten."