Schatten jubeln auf Bergspitze
In Vorarlberg war den Gemeindevertretern immer klar, dass man mit Solidarität mehr erreicht.
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70 Jahre Vorarlberger Gemeindeverband

Wie die meisten Gemeindevertreterverbände Österreichs wurde 1948 auch der Vorarlberger Verband gegründet. Und an der Wiege stand ein Dornbirner Bürgermeister, Günther A. Moosbrugger. Die Verbandsgründung im äußersten Westen des Bundesgebiets orientierte sich, erinnerte sich Moosbrugger später, an folgenden Richtlinien: „Für das Bundesland Vorarlberg habe ich darauf hingewiesen, dass sämtlich Gemeinden erfasst werden sollen, weil durch die Ausschaltung der vier Städte und größeren Marktgemeinden der Gemeindeverband seinen Zweck nicht erfüllen könnte. Von der Bildung eines Verbandes auf parteilicher Ebene soll Abstand genommen werden.“

Moosbrugger nahm im selben Jahr auch an der Gründungssitzung des Österreichischen Gemeindebundes am 16. November 1947 im Palais Todesco in Wien teil.

Nach der Konstituierung des Verbandes und dem Beitritt zum Österreichischen Gemeindebund 1948 standen gleich auch die ersten Bewährungsproben des Vorarlberger Verbandes an. Beide muten seltsam modern an, drehte es sich doch bei einem um das liebe Geld und beim anderen um die Übernahme einer neuen Aufgabe.

Schon damals: Mehr Geld für Bürgermeister gefordert

Schon das zweite Rundschreiben des Verbandes handelt von der Entschädigung der Bürgermeister und Gemeindefunktionäre: „Hingegen ist es aber auch mit einer außerordentlichen Amtsführung nicht vereinbar, dass Gemeindefunktionäre, insbesondere Bürgermeister, derart unzulänglich entschädigt werden, dass ihre Tätigkeit ein ihnen auf die Dauer nicht zumutbares finanzielles Opfer darstellt.“

Nach 1948 entwickelte sich der Vorarlberger Gemeindeverband zügig weiter. Über die Jahre besonders ausgeprägt war der Servicegedanke des Verbandes. Dazu genügt es eigentlich, im Vorwort des damaligen Landeshauptmanns Herbert Sausgruber in der 60-Jahre-Festschrift des Verbandes von 2008 zu lesen: „Als Verein wahrt der Vorarlberger Gemeindeverband die gemeinsamen Interessen der Mitgliedsgemeinden. Er ist ein wertvolles und wichtiges Sprachrohr, wenn es gilt, übermäßige Belastungen der Gemeinden abzuwehren, die Interessen kleinerer wie größerer gewachsener Strukturen zu wahren und zu fördern ... Was auf Ebene der Gemeinden erledigt werden kann, soll auch in Zukunft dort entschieden werden.“

Meilensteine

1984 wurde die Anhörung des Gemeindeverbandes in der Vorarlberger Landesverfassung verankert – was eine wesentliche Stärkung des Verbandes bedeutete.

1992 wurde – auch als Bekenntnis zum Umweltschutz – der Gemeindeverband für Abfallwirtschaft und Umweltschutz gegründet.

Im Juni 1998 wurde das „Gemeindehaus“ in der Dornbirner Marktstraße neuer Sitz des Vorarlberger Gemeindeverbandes, der Gemeindeinformatik und des Umweltverbandes. Die Anliegen der Gemeinden konnten nun unter einem Dach bearbeitet und damit die Effizienz weiter gehoben werden.
2009 wurde das Pilotprojekt zur Einheitsbewertung auf das ganze Land ausgeweitet. Bedienstete aus den Gemeinden unterstützen das Finanzamt bei der Ermittlung der Einheitswerte, um die immer stärker ansteigenden Rückstände bei der Bewertung abzubauen.

Herausforderung Gemeindekooperation

Die Begleitung der Gemeinden bei den Prozessen für Gemeindekooperationen nahm immer mehr Zeit in Anspruch. Durch eine entsprechende personelle Aufstockung wurde diesem Bedarf Rechnung getragen. Im Bereich der Bauverwaltung werden – abgesehen von den Städten und großen Gemeinden – in fast allen Gemeinden diese Agenden im Rahmen von Verwaltungsgemeinschaften wahrgenommen. Derselbe Trend zeichnet sich bei der Finanzverwaltung ab. Weitere wichtige Kooperationsthemen entwickeln sich im Bereich der Kinderbetreuung, im Bereich der EDV und in der Abfallentsorgung (Abfall und Altstoffsammelzentren).

Der Kreis dreht sich weiter

  • Im Juni 2012 wurde der unter Federführung des Vorarlberger Gemeindeverbandes errichtete Islamische Friedhof in Altach eröffnet. Seither steht allen, die nach islamischem Ritus in Vorarlberg beerdigt werden wollen, eine Begräbnisstätte zur Verfügung. Das Projekt erhielt den international renommierten Agha-Khan-Preis.
  • Der Vorarlberger Gemeindeverband initiierte im Jahr 2013 die Verwaltungsgemeinschaft Abgabenprüfung Vorarlberg, der zwischenzeitlich 53 von 96 Gemeinden angehören.
  • Im Juni 2015 verwies der Gemeindeverband auf die humanitäre Verantwortung und ersuchte die Gemeinden, sich aktiv bei der Flüchtlingshilfe zu beteiligen. Möglichst in jeder Gemeinde sollten Flüchtlinge untergebracht werden. In den Gemeinden und Regionen wurden eigene Flüchtlingskoordinatoren eingesetzt.
  • 2017 wurde das Projekt zur Neustrukturierung des Vorarlberger Gemeindeverbandes, der Gemeindeinformatik GmbH und des Umweltverbandes mit dem Ziel einer möglichst weitgehenden Zusammenführung der drei Verbände im Vorarlberger Gemeindehaus gestartet.
  • Eine umfangreiche Novelle des Gemeindegesetzes tritt mit 1. Jänner 2019 in Kraft, wobei der Gemeindeverband eine überbordende bürokratische Regelungen verhindern konnte.

www.gemeindeverband.at