
„Ich bin mir der Tradition bewusst“
Mit 22 Jahren ist Severin Maier jetzt jüngster Bürgermeister Österreichs – noch dazu in der drittältesten Stadt des Landes, Eferding im oberösterreichischen Hausruckviertel.
Die Bürgermeisterwahlen 2015 in Eferding waren ja einigermaßen turbulent. Wie sieht ihre Gefühlslage jetzt aus?
Ich stehe vor einer großen Aufgabe, die ich jetzt freudig angehe. Die Wahl war großer Vertrauensvorschuss der Eferdingerinnen und Eferdinger. Ich werde mein Bestes geben, dieses Vertrauen zu rechtfertigen.
Sie sind der jüngste Bürgermeister Österreichs, es ist ihre erste Amtsperiode: Wie werden Sie das Amt des „Ortschefs“ anlegen?
Ich möchte auch weiterhin auf die Leute zugehen und möglichst viele Kontakte mit den Bürgerinnen und Bürgern haben. Das bedeutet, dass ich auf vielen Veranstaltungen sein werde, um das Ohr an der Bevölkerung zu haben.
Sie kommen aus einer politisch gemischten Familie: Ihr Vater sitzt für die Grünen im Gemeinderat und ist bei der Wahl gegen Sie angetreten. Wie legen Sie die Zusammenarbeit mit ihm künftig an?
Ich habe ein Super-Verhältnis zu meinem Vater. Natürlich wird es Diskussionen geben, wo wir unterschiedlicher Meinung sind, aber ich bin zuversichtlich, dass wir Meinungsverschiedenheiten nicht auf der familiären Ebene austragen werden.
Seit der Wahl ist einige Zeit vergangen. Habe Sie sich schon überlegt, was Ihre ersten Schritte sein werden?
Ich möchte mich jetzt zunächst einmal einleben und mit den organisatorischen Abläufen vertraut machen. Danach möchte ich die Projekte angehen, für dich im Wahlkampf geworben habe. Das ist in erster Linie die Innenstadtbelebung. Hier möchte ich gemeinsam mit den Bürgern und den Kaufleuten Lösungen finden.
Sie haben sich im Wahlkampf auch für eine Gemeindezusammenlegung ausgesprochen. Was erhoffen Sie sich davon und wie wollen Sie die Skeptiker überzeugen?
Ich glaube, dass man Synergieeffekte nutzen könnte. Auch der Wirtschaftsstandorte würde profitieren, weil Unternehmen lieber mit größeren Verwaltungseinheiten zusammenarbeiten. Und natürlich würde man sich Geld ersparen, wenn man statt vier Bürgermeistern und 100 Gemeinderäten nur mehr einen Bürgermeister und 37 Gemeinderäte hätte. Auch die Entscheidungsfindung wäre dann wesentlich einfacher.
Ich will die Problemstellung sowie die Vor- und Nachteile von Gemeindezusammenlegungen breit mit der Bevölkerung diskutieren. Es soll auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass über die Leute „drübergefahren“ wird.
Eferding liegt im Hausruck. Was viele nicht wissen, ist, dass es das Stadtrecht seit 1222 besitzt und damit die drittälteste Stadt Österreichs ist. Ziemlich viel Tradition für einen 22jährigen – oder?
Ich bin in Eferding aufgewachsen und mit der großen Tradition der Stadt sehr bewusst. 2022 wird die oberösterreichische Landesausstellung in Eferding stattfinden. Das wird eine spannende Aufgabe, und wir haben die Möglichkeit, Fremden die Stadt zu präsentieren.
Sind in Eferding Flüchtlinge untergebracht?
Wir werden demnächst 48 Flüchtlinge bekommen. Ich erwarte nicht, dass das Probleme bereiten wird. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz werden derzeit mobile Häuser errichtet, die man später leicht wieder abbauen kann.
Welche Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für Ihre Gemeinde in den kommenden zehn Jahren?
Die größten Möglichkeiten sehe ich im kulturellen Bereich um im Tourismus. Darum möchte ich ja, dass die historische Innenstadt wieder mit Leben erfüllt wird.
Sie studieren Jus: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich konzentriere mich jetzt auf das Amt des Bürgermeisters, hoffe aber, dass ich mein Studium in den nächsten Jahren beenden kann. Damit, was ich nach meiner Amtszeit mache, möchte ich mich derzeit nicht auseinandersetzen.
Wovor haben Sie Angst?
Im Moment habe ich ein bisschen Angst davor, dass mit dem Bürgermeisteramt private Dinge zu kurz kommen.
Ein guter Freund ist …
Jemand, der einen so nimmt wie man ist, aber auch ehrlich Rückmeldung gibt.
Was ist für Sie Zuhause?
Familie, Freunde – einfach der Rückhalt, den man da bekommt.
Was ist ihr Lebensmotto?
Ein guter Freund aus Brasilien sagt immer: „Das Leben ist ein Geschenk Gottes!“
Die perfekte Frau trägt für mich …
Sie ist natürlich, nicht aufgetakelt, ehrlich und schätzt mich als Person.
Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ein fröhlicher Mensch mit einer positiven Lebenseinstellung!