Wenn Fake News als solche bezeichnet würden, wäre es einfach ...
© MclittleStock - stock.adobe.com
Gegenstrategie gegen Fake News
Vier von zehn Österreichern können nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge im Netz unterscheiden. Was wie eine düstere Zukunftsvision klingt, ist längst Realität – und veranlasst Politik, Medien und Digitalwirtschaft nun zu einem beispiellosen Schulterschluss. Im Parlament fiel der Startschuss für koordinierte Maßnahmen gegen die digitale Desinformation.
Bereits 39 Prozent der Österreicher haben Schwierigkeiten, Fake News von realen Nachrichten zu unterscheiden. Nur noch 34,9 Prozent vertrauen den Nachrichten etablierter Medienmarken, während 32 Prozent ihnen aktiv misstrauen. Diese alarmierenden Zahlen aus dem Digital News Report 2024 verdeutlichen die Dringlichkeit gemeinsamer Maßnahmen gegen Desinformation.
Taskforce und konkrete Strategien beschlossen
Das Interactive Advertising Bureau Austria und ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti luden führende Medienvertreter, Politiker und Digitalwirtschaftsvertreter zu einem Round Table ins Parlament. Die Initiative mit dem Titel „Gemeinsam gegen Fake News – Vertrauen in digitale Kommunikation stärken" zielte darauf ab, gemeinsame Strategien gegen die zunehmende Verbreitung von Desinformation zu entwickeln.
„Die Systematik der großen Plattformen stellt die Medien, die Demokratie und die gesamte Gesellschaft vor große Herausforderungen", erklärte Marchetti. „Wir dürfen nicht Gefahr laufen, uns die Rahmenbedingungen von Big-Tech-Firmen und ihren Algorithmen diktieren zu lassen, sondern als Politik hier handlungsfähig zu sein."
Gesellschaftsproblem erfordert gemeinsame Verantwortung
„Fake News sind kein Medienproblem, sondern ein Gesellschaftsproblem", betonte Rut Morawetz, Präsidentin des iab austria. „Deshalb braucht es gemeinsame Verantwortung – von Politik, Medien, Wirtschaft und den Plattformen selbst. Mir war es persönlich wichtig, die relevanten Akteurinnen und Akteure an einen Tisch zu bringen – nicht um Zuständigkeiten zu diskutieren, sondern um gemeinsam Lösungen zu finden, mit denen wir das Vertrauen der Menschen in digitale Medien zurückgewinnen."
Besonders junge Menschen betroffen
Besonders problematisch zeigt sich die Situation bei jungen Menschen: 80 Prozent informieren sich regelmäßig in sozialen Medien. Für jüngere Semester und Digital Natives sind soziale Medien häufig der erste Touchpoint mit dem Nachrichtengeschehen. Die Zahl der Nachrichtenverweigerer ist konstant hoch und begründet sich mitunter aus der hohen Informationsflut.
Umfassende Maßnahmen vereinbart
Die Teilnehmer einigten sich auf strukturelle Maßnahmen, die sowohl die konsequente Durchsetzung europäischer Rechtsstandards wie Digital Services Act und Digital Markets Act als auch die gezielte und nachhaltige Förderung von Qualitätsjournalismus umfassen. Ein zentraler Punkt ist die Steigerung der Medienkompetenz über alle Altersgruppen hinweg, mit besonderem Augenmerk auf den Jugendschutz.
Das iab austria empfiehlt in einem ersten Strategievorschlag die Einführung einer Taskforce, um das bestehende Recht – insbesondere DSA und DMA – konsequent umzusetzen und die Plattformen in die Pflicht zu nehmen.
Medienkompetenz für alle Generationen
„Medienkompetenz betrifft die ganze Gesellschaft. Ältere Menschen müssen sie ebenso verinnerlichen, da die rasante technische Entwicklung für sie eine besondere Herausforderung darstellt", unterstrich Marchetti. Seitens der Digitalwirtschaft wurden Transparenz, offene Infrastruktur und technologische Zusammenarbeit als wesentliche Handlungspunkte definiert.
Hochkarätige Teilnehmer unterstreichen Relevanz
An dem Round Table im Parlament nahmen unter anderem Staatssekretär Alexander Pröll, Landesrätin Daniela Gutschi (Land Salzburg), Heidrun Strohmayer (Bundeskanzleramt), Answer Lang und Evelyn Hemmer (Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport), Henrike Brandstötter (NEOS), Corinna Drum (Verband Österreichischer Privatsender), Christian Keil (Austria Presse Agentur), Stefan Kollinger und Inka Pieh (ORF), Gerold Riedmann (Der Standard) sowie Wolfgang Struber (RTR Medien) teil. Die hochkarätige Besetzung sollte die Dringlichkeit des Themas über Branchen- und Parteigrenzen hinweg unterstreichen.
Nächste Schritte und wissenschaftliche Begleitung
Mit dem Round Table werden unterschiedliche Initiativen zusammengeführt und Kräfte gebündelt, um effektive Maßnahmen im Kampf gegen Fake News umzusetzen, die über die Grenzen des hauptbetroffenen Mediensektors hinausgehen und demokratie- sowie gesellschaftspolitische Ziele verfolgen. Die Projekte sollen wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Die verstärkte Zusammenarbeit nationaler Medienanbieter steht dabei im Fokus der politischen Agenda.