deutsche und französische Flagge im Wind
Beim deutsch-französischen Kommunalkongress wurde klar, dass es am Land viele Wachstumsmöglichkeiten gibt.
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In Europas ländlichen Räumen steckt viel Potenzial

Die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Räume stand im Fokus des dritten deutsch-französischen Kommunalkongresses in der historischen Stadt Moulins im Herzen Frankreichs in der Region Auvergne-Rhône-Alpes.

Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter aus Deutschland und Frankreich diskutierten mit Bürgermeistern aus Griechenland, Polen und Österreich Herausforderungen und Best-Practice-Beispiele von ländlichen Räume in ganz Europa.

Es zeigte sich, dass in den ländlichen Räumen große Wachstumspotenziale stecken, die es zu heben gilt, damit die ländlichen Regionen auf die Überholspur kommen. Die Zukunft der ländlichen Räume wird in den kommenden Jahren davon abhängen, ob sich die Bevölkerung auf die Veränderungen auch einlässt, und wie sich die Regionen weiterentwickeln wollen, ohne dabei ihre Identität zu verlieren. 

Dabei zeigte sich, dass sich beispielsweise auch in der Region Alliers große Unternehmen niederlassen wollen, wofür aber die Politik für Investitionen in die Infrastruktur, Glasfaser- und dort vor allem Straßeninfrastruktur, sorgen muss.

Der Ländliche Raum ist verletzlicher als die Stadt

Die Strukturen auf dem Land sind viel fragiler als in der Stadt. Wenn ein Bäcker oder ein Arzt zusperrt, sind die Folgen für die Menschen auf dem Land ungleich gravierender, als in der Stadt, wo gleich ums Eck oder an der nächsten Straßenbahnstation der nächste Arzt oder Bäcker wartet. Im Spannungsfeld mit den urbanen Regionen ist es deswegen auch wichtig, die Randregionen mit guter Infrastruktur ans Zentrum anzubinden.

„Wenn ländliche Räume nicht mit den Hauptverkehrsachsen verbunden sind, sind sie nicht wirtschaftlich attraktiv“, betonte Gérard Dériot, Senator der Region Auvergne-Rhone-Alpes.

Die Herausforderungen für die Kommunalpolitik

Zur Attraktivität eines Standorts gehören aber auch kulturelle Angebote, Naherholungsgebiete und die Anbindung an Hochschulen. Einig war man sich auch, dass Kommunalpolitiker und Unternehmer im engen Austausch stehen müssen, um das Lebensumfeld der Arbeitnehmer gemeinsam zu gestalten. Herausfordernd für viele Familien ist es oftmals auch, qualifizierte Jobs für den Lebenspartner zu bekommen. Die Chancen vieler Regionen und Gemeinden liegen in der interkommunalen Zusammenarbeit, die man besonders in Frankreich stärker in den Fokus rücken will.

Franzosen wohnen gerne in kleinen Städten

Auch in Frankreich steigt der Zuzug in die ländlichen Regionen. Umfragen zeigen, dass die meisten Franzosen am liebsten in Städten mit 5000 bis 20.000 Einwohnern leben wollen.

Bürger, die es sich leisten können, ziehen von den Metropolen in kleinere Städte ans Land, ob als Wochenendhaus oder Hauptwohnsitz. Die neuen digitalen Arbeitsmöglichkeiten erlauben immer mehr Menschen das Arbeiten von zu Hause bzw. weniger Pendelverkehre in die Städte. Das fördert wiederum die Lebensqualität der Bürger und stärkt die ländlichen Regionen.

Der Ländliche Raum braucht Digitalisierung

Es bedeutet aber auch, dass die Regionen im Bereich der Infrastruktur Vorreiter werden müssen, ganz besonders bei der digitalen Infrastruktur.

„In Österreich ist allen politischen Entscheidungsträgern mittlerweile klar geworden, dass das digitale Netz auch flächendeckend kommen muss, denn damit hätten alle Regionen den gleichen Standortvorteil“, betonte Österreichs Gemeindebundpräsident Alfred Riedl am Kommunalkongress in Moulins. Denn damit würde man auch immer mehr Betriebe und auch öffentliche Stellen zur Dezentralisierung bewegen können, wodurch sich ihre Mitarbeiter lange Arbeitswege ersparen würden. Immer mehr Gemeinden in Österreich ziehen auch an einem Strang, wenn es um die interkommunale Zusammenarbeit bei Betriebsgebieten geht, wodurch sich zahlreiche Synergieeffekte ergeben.