Einfach alle verstehen

15. September 2015
Per Videoschaltung dolmetschen ist ebenso einfach wie kostengünstig. Eine österreichische Firma hat diese Art der Verständigung optimiert und unterstützt Behörden dabei, effizient und serviceorientiert zu arbeiten.

Der Syrer konnte sich dank Arabisch-Dolmetscherin sofort verständlich machen.





Das Problem kennt jede Gemeinde: Bürger mit unzureichenden oder überhaupt keinen Deutschkenntnissen haben einen Amtsweg zu erledigen und hadern dabei mit der Kommunikation. Die Folge daraus: Missverständnisse, Ärger, mitunter Angst und sicher alles andere als eine optimale Gesprächssituation.



Die Rechtslage ist klar. In Österreich ist die Amtssprache Deutsch, und sollten die betreffenden Personen sich nicht verständlich machen können, so haben sie selbst dafür aufzukommen, um übersetzen bzw. sich dolmetschen zu lassen. In der Regel sieht das allerdings so aus, dass Verwandte, Bekannte oder oft sogar minderjährige Kinder für diese Aufgabe einspringen müssen, und damit nicht selten völlig überfordert sind. Das betrifft den Volksschüler, dem es am Wissen über medizinische Fachbegriffe mangelt, wenn er seiner aufgelösten Mutter die Diagnose einer unheilbaren Krankheit klarmachen muss; das betrifft aber auch ratlose Hauptschüler, wenn ihnen juristische Fachausdrücke weder auf Deutsch noch in ihrer Muttersprache etwas sagen.



Kurz gesagt: Es ist für alle Beteiligten mühsam und belastend. Auch für die Gemeindebediensteten. Daher haben manche Kommunen die Initiative ergriffen und die Organisation von kompetenten und professionellen Dolmetschern selbst übernommen. Die Probleme, die sich dabei stellen, sind vor allem die Vielzahl der Sprachen und der daher breite Pool notwendiger Dolmetscher sowie deren hohe Kosten. Die Lösung dafür scheint mit der Möglichkeit des Videodolmetschen gefunden zu sein.



Doch was ist Videodolmetschen eigentlich?



Grundsätzlich ist es das mündliche „Übersetzen“ per Videoschaltung. Das heißt, der sprachliche Vermittler befindet sich nicht am selben Ort wie die beiden zu dolmetschenden Parteien, ist aber von den beiden akkustisch und visuell wahrnehmbar. Die Vorteile liegen bei dieser Methode auf der Hand: Zuallererst fallen Fahrtkosten und Wartezeit auf die Dolmetscher weg. Die Auswahl an Sprachen und Personen ist wesentlich größer als bei physisch vor Ort verfügbaren Dolmetschern, und umso bedeutender, je seltener die Sprache: Die Situation, dass der Dolmetscher aus dem gleichen Umfeld des zu Dolmetschenden stammt, tritt de facto nicht mehr auf. Schließlich spricht noch ein wesentlicher Punkt für die Videokommunikation: Die Hemmung, selbst bei kurzen Gesprächen oder spontan auftretenden Verständigungsproblemen auf Profis zurückzugreifen, fällt weg. Und das ist erfreulich, denn dass Profis den Job besser erledigen als Laien, ist beim Dolmetschen nicht anders als bei jeder anderen Arbeit.



„Videodolmetschen“ ist aber auch der Name des marktdominierenden Anbieters der gleichlautenden Dienstleistungen. Die SAVD Videodolmetschen GmbH entstand aus einer Kooperation des Vereins „Plattform Patientensicherheit“ mit der Institut für Ethik und Recht in der Medizin, dem ServiceCenter ÖGS.barrierefrei und dem Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien. Ziel des Projekts war ursprünglich die bessere Verständigung mit fremdsprachigen Patienten in Krankenhäusern. Mittlerweile fand das System auch in Justizanstalten Verwendung, wird in mehreren österreichischen Städten, wie Graz, Salzburg oder Innsbruck, im Magistrat eingesetzt, und dieser Tage startet es auch probeweise an drei Wiener Kundenzentren des AMS.



Die Probephase hat man in Innsbruck hingegen bereits hinter sich gelassen, und die gemachten Erfahrungen waren durchwegs positiv. So verwundert es nicht, dass das Projekt auf unbestimmte Zeit verlängert und die Zugriffsmöglichkeiten zum Videodolmetsch-Programm auf alle Sachbearbeiter ausgeweitet wurde.



Bernhard Holas, seines Zeichens Magistratsdirektor der Stadt Innsbruck, bestätigt die guten Erfahrungen: „Speziell für den Bereich Soziales (Mindestsicherung und Kinder- und Jugendhilfe) sowie für Wohnungsservicestellen (Wohnungsvermittlung; Mietzinsbeihilfe und Förderungsverwaltung) erscheint Videodolmetschen sehr empfehlenswert!“



Zwar bietet das Unternehmen eigene, standardisierte Cisco-Hardware an und sorgt auf Wunsch auch für die komplette Infrastruktur, allerdings funktioniert das Videodolmetschen mit allen Plattformen. So wurden etwa auch in Innsbruck die bereits bestehenden Computer genutzt und keine Extra-Geräte angeschafft, und trotzdem versicherte man dort KOMMUNAL gegenüber die Qualität als alternativlos gut.



Die Möglichkeiten des Videodolmetschens sind aus Sicht der Gemeinden natürlich auch beim Thema Integration und Zuwanderung hochinteressant. Der Österreichische Gemeindebund hat daher für die Kommunen ein innovatives und kostengünstiges Lösungsangebot flächendeckend ausverhandelt. Und so sieht das Angebot aus: Mit nur einem Klick erhält man binnen maximal zwei Minuten eine Videoverbindung zum gewünschten Dolmetscher und kann sofort loslegen. Neben einer monatlichen Videolizenz fallen für das Dolmetschen minutengenau abgerechnete Kosten von 2 €/min. für die ersten 15 min. sowie 1 €/min. für alle weiteren Minuten an. Die Videosoftware-Lösung entspricht dabei den Datenschutzvorgaben des jeweiligen Bundeslandes.



Als zusätzliches Service können Gemeinden über kommunalnet.at jederzeit innerhalb kürzester Zeit mittels single-sign-on zu übersetzende Texte hochladen und diese übersetzt bekommen, bei Bedarf natürlich auch beglaubigt.



Die Firma SAVD Videodolmetschen GmbH ist die mit Abstand größte Anbieterin von Videodolmetschleistungen in Österreich, nicht aber die einzige. Beispielsweise gibt es die noch junge Tiroler Firma InterprAID (www.interpraid.org), die sich als Plattform für soziale Einrichtungen versteht, sowie einige weitere lokale Anbieter.



Die Initiative von Videodolmetschen zusammen mit Kommunal und dem Österreichischen Gemeindebund soll mit einem österreichweiten Dolmetscherpool für Qualität, Kostenersparnis und Mitarbeiterentlastung sorgen. Gemeinden werden im Bereich Asylwesen und Migration nicht alleine gelassen! Sie bietet Unterstützung in der dauerhaften, nachhaltigen gesellschaftlichen Aufgabe, Integration zu fördern und Integrationspotenziale zu erkennen. Ganz abgesehen von der gleichzeitigen Unterstützung auf dem Weg zur gesetzlich vorgeschriebenen Barrierefreiheit.