
© adobe stock photo/Aleksandr
Digital News Report Austria 2025
Zeitung, TikTok und ZIB, Nachrichten sind überall
Österreich ist nach wie vor ein Fernsehland, ein Radioland, ein Print-Zeitungsland. Die Social Media Nutzung hat bei weitem nicht den Stellenwert, den sie beispielsweise in den USA hat. In keinem anderen Land des Digital News Report lesen mehr Menschen die gute alte Zeitung. Ein detaillierter Blick auf den Nachrichtenkonsum in Österreich.
Der Digital News Report Austria 2025 liefert überraschende Erkenntnisse: Das Vertrauen in Nachrichten steigt, das Interesse kehrt zurück und die Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten erreicht einen historischen Höchststand. Besonders im Fokus: die Generation der 25- bis 34-Jährigen. Mehr Interesse, mehr Vertrauen, mehr Zahlungsbereitschaft: Der aktuelle Report zeigt, wie sich Menschen in Österreich im Jahr 2025 informieren.
Im Fokus der Untersuchung stehen das Nachrichteninteresse, die Nutzung verschiedener Nachrichtenquellen, das Vertrauen in Medien, Falschinformationen und Desinformation, die Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten – und Künstliche Intelligenz in der Nachrichtenproduktion. Letzteres ist ein Thema, das seit zwei Jahren stetig an Relevanz gewinnt.
Klare Worte beim Blick auf die Demokratie
Bei der Präsentation des Jahresberichtes in den Räumlichkeiten der APA (Austria Presse Agentur) erläuterte der Kommunikationswissenschaftler Josef Trappel, warum es sich lohnt, einen genaueren Blick auf die Zahlen im „Digital News Report“ zu werfen. „Wir blicken auf zehn Jahre Digital News Report zurück – zehn Jahre Zeitgeschichte, zehn Jahre Aufstieg digitaler Plattformen. Aus meiner Sicht – und auch aus jener eines politisch denkenden Menschen – ist etwas Signifikantes passiert, dass man nicht vorhersehen konnte: Die Rechtsstaatlichkeit ist weltweit unter Druck geraten. Die USA ist kein verlässlicher Garant mehr für die regelbasierte Ordnung. Im Nahen Osten wird quasi stündlich humanitäres Völkerrecht gebrochen, und auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft werden Pride-Paraden verboten. Jetzt kann man sagen, und wir beschäftigen uns hier mit der Nachrichtennutzung in Österreich, wie wichtig ist denn das? Aber da gibt es schon Zusammenhänge.“
Außerdem betont er: „Nicht zuletzt hat Donald Trump seine beiden Wahlsiege digitalen Plattformen zu verdanken. Die Kontrolle über Nachrichtenmedien steht in jedem Autokratie-Playbook. Wenn alternative Medien an Bedeutung gewinnen und klassische redaktionelle Medien gleichzeitig an Reichweite verlieren, bleibt die Verschiebung der politischen Tektonik nicht aus. Es ist daher durchaus opportun und politisch sinnvoll sich mit der Nachrichtennutzung zu beschäftigen. Es ist politisch notwendig, sich mit der Nutzung von Nachrichten auseinanderzusetzen.“
Zentrale Erkenntnisse im Digital News Report 2025
1. Nachrichteninteresse: Trendwende
Nach Jahren sinkenden Interesses an Nachrichten zeichnet sich 2025 eine positive Entwicklung ab: Der Anteil der Menschen in Österreich, die „äußerst interessiert“ an Nachrichten sind, ist spürbar gestiegen. Die Gründe dafür liegen laut Präsentation vor allem in gesellschaftlichen und politischen Verunsicherungen, die Menschen dazu bringen, sich wieder stärker über klassische Nachrichtenformate zu informieren.
2. Nutzungshäufigkeit und Affinität
Die Zahl jener, die mehrmals täglich Nachrichten konsumieren, ist im Anstieg begriffen. Vor allem wächst die Gruppe der sogenannten „Nachrichten-Enthusiastinnen und Enthusiasten“. Gleichzeitig sinkt der Anteil jener, die Nachrichten selten konsumieren.
3. Nachrichtenvermeidung nimmt zu
Trotz des gestiegenen Interesses mehren sich auch jene, die Nachrichten bewusst vermeiden. Besonders häufig geben Menschen an, Nachrichten „oft“ (16 %) oder „manchmal“ (22 %) zu meiden – laut Josef Trappel ein ernstzunehmendes demokratiepolitisches Risiko.
4. Vertrauen in Nachrichten: Erstmals wieder gestiegen
Das allgemeine Vertrauen in Nachrichten hat 2025 – erstmals seit der Pandemie – wieder zugenommen. In Österreich ist der Vertrauensanstieg stärker ausgeprägt als im globalen Durchschnitt. Die Ursachen werden u. a. in einer Rückbesinnung auf seriöse Informationsquellen in Krisenzeiten gesehen.
5. Bezahlbereitschaft: Überraschender Sprung
2025 verzeichnet Österreich einen massiven Anstieg bei der Bereitschaft, für Online-Nachrichten zu zahlen: 22 % der Befragten tun dies – ein Plus, das sogar zu einer zweiten Befragung führte, um das Ergebnis zu verifizieren. Besonders stark zeigen sich die 25–34-Jährigen, während die 55+ kaum Bereitschaft zu zahlen zeigen.
6. Hauptnachrichtenquellen: Klassik dominiert
TV-Nachrichten sind in Österreich weiterhin führend, gefolgt von Radio und gedruckten Zeitungen. Social Media ist in Österreich weniger relevant für die Nachrichtenaufnahme als im internationalen Vergleich. Zeitungen – gedruckt und online – sind in Summe für rund 40 % der Österreicherinnen und Österreicher die wichtigste Quelle.
7. Plattformnutzung & Trends
Facebook konnte sich nach Rückgängen wieder etwas erholen, YouTube geht hingegen leicht zurück. TikTok, Telegram und X (ehemals Twitter) zeigen Zuwächse – allerdings mit bedenklichen politischen Implikationen (z. B. rechtspopulistische Tendenzen). Podcasts sind bei jungen Erwachsenen beliebt, AI-Chatbots spielen als Nachrichtenquelle bisher nur eine geringe Rolle, sind aber im Kommen.
8. Medienkompetenz und Zukunftsthemen
Viele Menschen haben Schwierigkeiten, Fakten von Falschnachrichten zu unterscheiden. Medienhäuser investieren zunehmend in Medienkompetenz-Initiativen, z. B. mit Schüler:innen oder Lehrer:innen. Es wird betont, wie wichtig niederschwelliger Zugang, einfache Sprache und digitale Bildungsangebote sind – gerade in ländlichen Regionen oder für bildungsferne Schichten.
Hier geht es zum gesamten Digital News Report Austria 2025