Bürgermeister Mörtl

Ein Bürgermeister zwischen Alm und Amt

18. Februar 2016
Dieter Mörtl ist Bürgermeister einer der kleinsten Gemeinden Kärntens. Der naturverbundene Landesbeamte und Nebenerwerbsbauer erzählt über die Herausforderungen seines Amtes.

Sie wurden 2003 mit 30 Jahren zum jüngsten Bürgermeister Kärntens gewählt. War es schwierig sich als Junger Gehör zu verschaffen?



Nein, überhaupt nicht. Ich war davor schon sechs  Jahre lang Vizebürgermeister, und außerdem je vier Jahre lang persönlicher Referent von Landeshauptmann Zernatto und von Landesrat Wurmitzer, der damals Gemeindereferent war. Ich war also kein Unbekannter.



Sie waren auch zehn Jahre lang Landesvorstandsmitglied beim Kärntner Gemeindebund. Bleibt bei all diesen Aufgaben überhaupt noch Freizeit?



Deshalb bin ich aus dem Gemeindebundvorstand ausgeschieden. Zehn Jahre sind genug. Ich hatte auch beruflich eine kleine Veränderung und musste Aufgaben abgeben. Nachdem ich auch eine kleine Landwirtschaft betreibe, benötige ich auch dafür Zeit. Nebenerwerbsbauer bin ich mit Leib und Seele. Im Wald und im Bereich der Landwirtschaft kann ich mich am besten entspannen. Ich habe Schafe, eine Kuh und  einen kleinen Forstbetrieb, die mir genügend Zeit abverlangen. Das ist ein schöner Ausgleich zur Beamtentätigkeit, wobei diese in meinem Fall auch untypisch ist. Ich darf ja im Winter den Lawinenwarndienst mitmachen. Meine beiden Kinder (Theresa 7 und Lea 12 Jahre) sind übrigens Schirennfahrerinnen, und auch dafür benötige ich Zeit um sie dementsprechend zu betreuen, und kärntenweit zu den Rennen zu führen.



Wie sieht es bei all den Verbindlichkeiten hinsichtlich Urlaub aus?



Wir verbringen immer den ganzen Sommer auf der Almhütte. Fernreisen mögen wir nicht. Die Kinder sind damit zufrieden und genießen diese Ruhe und Erholung den ganzen Sommer auf der Alm zu sein.



Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?



Ich bin mit meiner Frau schon lange zusammen und erfahre durch sie eine unglaubliche Unterstützung. Unsere beiden Töchter geben uns zudem immer wieder Rückhalt und die Stärke um nebenbei politisch tätig zu sein. Das ist ja heutzutage nicht mehr so einfach.



Was verstehen Sie unter Gemeinde?



Für mich sind das nicht nur Häuser, sondern das ist die Gesellschaft und deren Entwicklung. Als Bürgermeister muss man Visionen haben und die Gemeinde gestalten, anstatt nur zu verwalten. Als ich Bürgermeister geworden bin, hatten wir Kommunalsteuereinnahmen von 9.000 Euro. Heute haben wir über 100.000 Euro. Von achzehn Arbeitnehmern in der Gemeinde sind wir auf hundertfünfzig angewachsen. All dies durch gestalterische Maßnahmen der letzten 13 Jahre.



Was ihre prägendste Erfahrung?



Wir hatten 2003 ein großes Hochwasser zu verkraften. Dabei hatten wir noch relatives Glück, da die Zivilhäuser verschont blieben, und vorrangig die Infrastruktur betroffen war. Letztes Jahr allerdings traf uns eine gewaltige Hagelkatastrophe, bei der 92 Prozent der Gebäude in der Gemeinde großteils zerstört wurden. Sämtliche Dachflächen waren zerstört und es hat in die Häuser hineingeregnet. Die Sanierungsmaßnahmen zu koordinieren war die größte Herausforderung, wenn auch nicht die einzige.

Der Mensch hinter dem Bürgermeister



Zuhause ist für mich ...



Mein eigens Haus, und alleine auf der Almhütte zu sein.



Das will ich unbedingt noch erleben ...



Sehen, wie meine beiden Töchter erwachsen werden und selbst glückliche Familien gründen.



Mein Lebensmotto:



Suche die Berge, die dir so nahe stehen, um sie zu erzwingen, aber nicht zu bezwingen.



wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich...



...gerne eine Auszeit nehmen und als Almhirte arbeiten.



Wovor haben sie Angst?



Vor Unwettern. Deren desaströse Auswirkungen mussten wir immer wieder miterleben.



Beschreiben Sie sich mit einem Wort



Frech!

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