Politik erlebbar gemacht
Bürgermeister der Zukunft spielerisch gesucht
„Mayority” ist ein so genanntes Serious Game für 10- bis 15-Jährige, mit dem näher gebracht werden soll, dass Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sehr oft schwierige Entscheidungen treffen müssen.
Der Name „Mayority” leitet sich vom Englischen „Mayor”, also „Bürgermeister”, ab, denn im Spiel baut man als Bürgermeisterin oder Bürgermeister eine Stadt auf und ist dafür verantwortlich, dass es allen gut geht. Man muss beispielsweise dafür sorgen, dass alle ein Dach über dem Kopf und Arbeit haben und es die Infrastruktur gibt, die einzelne Gruppen fordern. Das Spiel ist für den Unterricht an Schulen sowie für die Jugendarbeit in Gemeinden gedacht.
Jugendgemeinderat Paul Gangoly: „Ich war von Anfang an begeistert von der Idee, den Schülerinnen und Schülern über ein Spiel das Leben innerhalb der Gemeinde näher zu bringen. So kann es spielerisch gelingen, die jungen Menschen für wichtige Themen wie Zusammenleben und Gemeinwohl zu sensibilisieren!“
Gut durchdacht
Das didaktische Material ist auf Lehrpläne abgestimmt und enthält Vorschläge zur Leistungsmessung. Es orientiert sich am Europäischen Referenzrahmen „Kompetenzen für eine demokratische Kultur“ des Europarats und zielt auf Kompetenzen wie Werte, Fähigkeiten, Einstellungen, Wissen und kritisches Denken ab.
Dazu die Direktorin der Mittelschule in Guntramsdorf, Erika Klonner: „Politische Bildung hat einen hohen Stellenwert in der Schule. Ziel ist es, dass unsere Schülerinnen und Schüler einen aktiven Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft sowie zur Verwirklichung und Weiterentwicklung der Demokratie leisten. Zusammenhänge im politischen Geschehen und Schlüsselkompetenzen wie Toleranz und Respekt, Kritikfähigkeit und kritisches Denken, aber auch Teamfähigkeit werden mit viel Engagement vermittelt.‚Mayority‘ und die begleitenden, professionell angeleiteten Reflexionsgespräche sowie die abschließende Diskussionsrunde mit Bürgermeister und Jugendgemeinderat leisteten einen wertvollen Beitrag zur Politischen Bildung: Die Jugendlichen konnten viele neu Einblicke in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse und deren Konsequenzen gewinnen.“
Wertvolle Erfahrungen über Arbeit von Bürgermeistern gewonnen
Nach Planungsgesprächen mit den Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort starteten die vier 4. Klassen der Mittelschule in Guntramsdorf mit dem Spiel. Das Handy war bei den Schülerinnen und Schülern die beliebteste Spielkonsole, um sich als Gemeindechef zu versuchen.
Spätestens im zweiten Anlauf gelang es fast allen, sich als politisches Oberhaupt in der virtuellen Gemeinde beliebt zu machen. Spielerisch wurden Erfahrungen gesammelt aber auch die Einsicht gewonnen, dass es oftmals gar nicht so leicht ist, die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen.
„Ich finde diese Initiative wirklich gelungen, daher haben wir als Gemeinde natürlich die Kosten für die Lizenzen übernommen, damit möglichst viele der Schülerinnen und Schüler teilnehmen können. Es braucht diesen spielerischen Zugang, um einerseits zu begreifen, wie vielfältig die Aufgaben einer Gemeinde sind, aber auch andererseits zu erkennen, dass man für die bewusst getroffenen Entscheidungen natürlich auch die Konsequenzen tragen muss. Demokratie also somit erlebbar wird“, so Bürgermeister Robert Weber.
Politik wird erlebbar
Darüber hinaus werden weitere Themen wie unterschiedliche Herkunft oder Flucht innerhalb einer Gemeinde mit „Mayority“ transportiert und versucht, das Miteinander einer örtlichen Gesellschaft zu stärken, um Gemeinde und Politik für Kinder und Jugendliche erlebbar zu machen.
Am Ende der Spieleserie reflektierten die Klassen ihre Erfahrungen. Auf diese Weise wurden Interviewfragen für den „echten“ Bürgermeister aus Guntramsdorf vorbereitet. Bei einem gemeinsamen Abschlusstermin am 23.3. wurden die Eindrücke dann miteinander diskutiert.
Pädagogen und Politiker waren sich auf jeden Fall einig: „So lassen sich vielleicht heute schon die Bürgermeister für morgen finden!“