Tafel mit Aufschrift "Schweinepest Sperrbezirk"
Eine große wirtschaftliche Gefahr geht von einem drohenden Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest aus.
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Gesundheit

„Bei einem Seuchenausbruch muss die Gemeinde kommunizieren“

Bernhard Kammerer, Landesstellenpräsident Niederösterreich der Österreichischen Tierärztekammer, über die aktuelle Bedrohungslage und die Verantwortung der Gemeinden beim Auftreten von Erkrankungen.
Bernhard Kammerer
Bernhard Kammerer: „Die wichtigste Aufgabe der Gemeinde bei einem drohenden Seuchenausbruch stellt sicherlich die Kommunikation mit der Bevölkerung dar.“

Welche Tierseuchen sind derzeit aktuell?

Im Moment sind keine Tierseuchen aktuell. Dies kann sich aber, wie sich in jüngster Vergangenheit gezeigt hat, sehr schnell bzw. täglich ändern. Der aktuelle Stand der Tierseuchen ist im sogenannten Tierseuchenradar der AGES bzw. speziell für Niederösterreich unter www.noe.gv.at/noe/Veterinaer/Tierseuchen_Gebietsabfrage.html abrufbar. Damit kann eine aktuelle Risikoeinschätzung erfolgen. In der wärmeren Jahreszeit, bedingt durch die Vermehrung von Insekten, die den Erreger übertragen, wird es vermutlich auch in Niederösterreich zu Ausbrüchen der Blauzungen-Krankheit kommen. Im Jahr 2024 wurden in Kärnten, Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich Ausbrüche verzeichnet.

Eine große wirtschaftliche Gefahr geht von einem drohenden Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest aus, diese grassiert bereits in der Slowakei, rund 80 Kilometer von uns entfernt. Sie stellt zwar für den Menschen keine Gesundheitsgefährdung dar, dennoch hätte diese ansteckende Seuche für unsere Haus- und Wildschweine enorme Auswirkungen: Demnach müssten in einem bestimmten Umkreis alle Schweine gekeult werden.

In Niederösterreich spielt auch die Aviäre Influenza, die das Geflügel und die Wildvögel betrifft, immer wieder eine große Rolle, wodurch es zu Betriebssperren in den betroffenen Gebieten kommt.

Welche präventiven Maßnahmen sollten Tierhalter ergreifen, um Seuchenausbrüche zu verhindern?

Das oberste Prinzip der Prävention ist Hygiene und je nach Tierart spezielle Schutzmaßnahmen, über die der betreuende Tierarzt bzw. die Tierärztin gerne beraten wird. Ebenso gibt es für jede Tierhaltung eigene Leitlinien, in denen nicht nur die Vorschriften zur Haltung, sondern ebenso auch Schutzmaßnahmen enthalten sind.

Wie kann eine Gemeinde die Früherkennung von Seuchen unterstützen?

Die wichtigste Aufgabe der Gemeinde bei einem drohenden Seuchenausbruch stellt sicherlich die Kommunikation mit der Bevölkerung dar, die Verlautbarungen und Kundmachungen der speziellen Verordnungen und die zentrale Schnittstelle zwischen Behörden, lokalen Tierärzten und den Betrieben.

Ein Bespiel aus der Vergangenheit wäre die Kundmachung der VO anlässlich des Ausbruchs der Aviären Influenza und der damit verbundenen Stallpflicht bei Geflügel.

Welche Schritte sind bei Verdacht zu unternehmen und wer ist meldepflichtig?

Bei Verdacht ist sofort der betreuende Tierarzt bzw. die Tierärztin zu verständigen, der oder die dann alle weiteren notwenigen Schritte veranlasst. Es kann jedoch auch jederzeit der zuständige Amtstierarzt bzw. die Amtstierärztin des Bezirkes verständigt werden.

Welche rechtlichen Verpflichtungen hat die Gemeinde im Fall eines Seuchenausbruches?

Die Gemeinde muss sofort mit dem zuständigen Amtstierarzt bzw. der Amtstierärztin Kontakt aufnehmen und die weiteren Schritte koordinieren. Für den Großteil der anzeigepflichtigen Tierseuchen gibt es einen vom Bundesministerium erstellten Krisenplan bzw. Bekämpfungsplan.

Beispielsweise wäre bei Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest die Gemeinde verpflichtet allfällig notwenige Zäune auf ihre Kosten zu bewachen und zu kontrollieren.

Ebenso sollte die Gemeinde die Koordination der Entsorgung der Tierkadaver organisieren und unterstützen.

Welche Sofortmaßnahmen muss eine Gemeinde ergreifen, wenn eine Seuche ausbricht?

Die Gemeinde muss sofort mit der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde Kontakt aufnehmen, die wiederum mit der Abteilung für Veterinärangelegenheiten und Lebensmittelkontrolle im Land NÖ die weitere Vorgehensweise koordinieren wird.

Wie wird die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Tierärzten und übergeordneten Behörden koordiniert?

Die Kommunikation erfolgt ausschließlich über die Bezirksverwaltungsbehörde.

Wie können Bürgerinnen und Bürger informiert werden?

In den Katastralgemeinden erfolgt die Kommunikation über die Amtstafel und den Ortsvorsteher. Natürlich spielen die Homepage der Gemeinden, Info-Apps der Gemeinden und soziale Medien eine immer bedeutendere Rolle in der Kommunikation.

Zur Person

Bernhard Kammerer ist Landesstellenpräsident Niederösterreich der Österreichischen Tierärztekammer. Neben seiner Praxis, in der er sich um die Gesundheit seiner vierbeinigen Patienten kümmert, ist er auch Beauftragter für die Fleischbeschau sowie für amtliche Kontrollen in den Gemeinden Schrems, Gmünd, Brand-Nagelberg, Großdietmanns, Hoheneich und Waldenstein. In Bad Großpertholz, Großschönau, Moorbad Harbach, St. Martin, Unserfrau-Altweitra, Weitra, Hirschbach sowie Kirchberg am Walde fungiert er als stellvertretender tierärztlicher Lebensmittelinspektor.

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