
Biber fällen Bäume als Nahrungsquelle oder Baumaterial, was zur
Gefahr werden kann.
Gefahr werden kann.
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Biber in Gemeinden: Konflikte und Lösungen
Seit der erfolgreichen Wiederansiedlung des Bibers breitet sich das Tier zunehmend aus – mit positiven ökologischen Effekten, aber auch Herausforderungen für Gemeinden. Bürgermeister, Gemeindemandatare und Wasserverbände stehen immer häufiger vor der Frage: Wie geht man mit Bibern um, wenn ihre Aktivitäten Infrastruktur oder Landwirtschaft beeinträchtigen?
Rosemarie Parz-Gollner von der Universität für Bodenkultur betreute mehr als zehn Jahre das Monitoring des Bibers für das Land Niederösterreich. Gemeinsam mit ihrem Team erarbeitete sie eine Praxisfibel für den Umgang mit konkreten Problemen und Lösungsvorschlägen im Umgang mit dem Großnager:
„Grundsätzlich geht der Konflikt mit dem Biber fast immer um Flächen. Dort wo wenig Platz ist, sind die Konflikte größer. Kleinere Bauern etwa schmerzen überflutete Felder mehr als größere. In Bezug auf Hochwasser ist der Biber beides: Schutz und Belastung. Einerseits können Biberdämme als Retentionsflächen dienen und Hochwasserwellen so abdämpfen. Dämme selbst stellen keine Gefahr dar, da sie bei Großereignissen weggespült werden. Die Schäden durch Biberdämme in Regulierungen sind allerdings auch unbestreitbar.“
Wir haben die wichtigsten Probleme und Lösungsansätze zusammengefasst:
Biberdämme und Überschwemmungen
Problem:
Durch den Bau von Dämmen staut der Biber Wasser auf, was in Siedlungsnähe oder landwirtschaftlich genutzten Flächen zu Überschwemmungen führen kann. Wege, Felder und Keller können betroffen sein.
Lösung:
- Dammabsenkungen oder -entfernungen: Diese Maßnahmen sind unter bestimmten Bedingungen möglich, müssen aber behördlich genehmigt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Maßnahme langfristig wirksam ist und nicht zu einem erneuten Dammbau an derselben Stelle führt.
- Einbau von Durchlässen („Beaver Deceiver“): Dabei werden unter Wasserrohre oder Gitter eingebaut, die den Wasserfluss unterhalb des Damms regulieren und somit einen kontrollierten Wasserstand ermöglichen, ohne dass der Biber den Damm weiter erhöht.
- Regelmäßige Kontrollen: Frühzeitige Kontrollen bekannter Biberreviere helfen, problematische Dammstandorte rechtzeitig zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, bevor größere Schäden entstehen.
Gefährdung von Wegen und Dämmen
Problem:
Durch das Graben von Röhren unter Wegen und Schutzdämmen kann es zu Instabilitäten und Einbrüchen kommen.
Lösung:
- Kontrollgänge entlang von Dämmen und Wegen: Regelmäßige Inspektionen helfen, neu entstandene Biberröhren frühzeitig zu erkennen.
- Befüllen von unterhöhlten Bereichen: Verfüllen der Röhren mit grobem Schotter oder speziellen Betonmatten verhindert, dass Biber die Gänge erneut nutzen und verstärkt den Boden gegen weitere Unterhöhlungen.
- Verstärkung der Infrastruktur: Falls ein Weg oder Damm besonders gefährdet ist, kann der Bau einer zusätzlichen Schutzmauer oder eines verstärkten Untergrunds sinnvoll sein, um künftige Schäden zu vermeiden.
Baumfällungen in öffentlichen Bereichen
Problem:
Biber fällen Bäume als Nahrungsquelle oder Baumaterial, was in Parks, entlang von Wegen und in Erholungsgebieten zur Gefahr werden kann.
Lösung:
- Schutzmaßnahmen wie Drahtgitter: Um einzelne Bäume zu schützen, können robuste Drahtgitter mit einem Mindestabstand von 10 cm zum Stamm angebracht werden. Diese verhindern das Annagen und Fällen durch den Biber.
- Spezielle Anstriche mit Sandanteil: Schutzanstriche, die mit Quarzsand versetzt sind, machen die Rinde für Biber unattraktiv und schützen so wertvolle Bäume.
- Regelmäßige Baumsicherheitskontrollen: Um umstürzende Bäume zu verhindern, sollten gefährdete Standorte regelmäßig überprüft und gegebenenfalls Maßnahmen zur Baumpflege ergriffen werden.
Schäden an landwirtschaftlichen Flächen
Problem:
Biber nutzen auch landwirtschaftliche Flächen als Nahrungsquelle und können durch Fraß an Feldfrüchten und das Graben von Gängen Schäden verursachen.
Lösung:
- Einsatz von Elektrozäunen: Niederspannungszäune können um gefährdete Felder gezogen werden, um Biber fernzuhalten. Diese Maßnahme ist besonders effektiv, wenn der Zaun regelmäßig überprüft und gewartet wird.
- Biberschutznetze entlang gefährdeter Flächen: Robuste Netze können als physische Barriere eingesetzt werden, um Biber vom Eindringen in Felder abzuhalten.
- Meldung von Schäden an das Bibermanagement: In Niederösterreich gibt es Anlaufstellen für Landwirte, die Unterstützung bei der Schadensprävention und möglichen Entschädigungen bieten.
- Angepasste Landnutzung: Ufernahe Flächen sollten extensiver genutzt und weniger empfindliche Kulturen in gefährdeten Bereichen angelegt werden.
Schäden in privaten Gärten
Problem:
Biber dringen gelegentlich in private Gärten ein, wo sie Bäume und Sträucher benagen oder Gemüsebeete beschädigen können. Besonders Gärten in der Nähe von Gewässern sind betroffen.
Lösung:
- Zäune als physische Barriere: Ein engmaschiger, mindestens ein Meter hoher Drahtzaun kann den Biber am Eindringen hindern. Dabei sollte der Zaun mindestens 20 cm in den Boden eingegraben werden, um ein Untergraben zu verhindern.
- Einzelbaumschutz: Wertvolle Bäume und Sträucher können mit stabilen Drahtgitterkörben (Maschenweite maximal 5 cm) oder speziellen Schutzanstrichen vor Verbiss geschützt werden.
- Vermeidung attraktiver Nahrungsquellen: Fallobst sollte regelmäßig entfernt werden, da es Biber anzieht. Auch das Pflanzen von besonders bevorzugten Gehölzen wie Weiden oder Pappeln sollte vermieden werden.
- Wasserzugang erschweren: Falls möglich, kann eine niedrige Mauer oder ein Zaun am Ufer verhindern, dass Biber den Garten als Lebensraum erschließen.
Notfälle: Verirrte oder verletzte Biber
Problem:
Immer wieder geraten Biber in Notlagen, sei es in Gärten, Garagen oder in Kanalisationen.
Lösung:
- Ruhe bewahren und Abstand halten: Biber sind Wildtiere und können sich verteidigen, wenn sie sich bedroht fühlen.
- Fluchtwege bereitstellen: Falls möglich, können Rampen oder geöffnete Tore dem Biber helfen, selbstständig zurück in sein Habitat zu gelangen.
- Kontaktaufnahme mit Fachstellen: In Notfällen sollte die zuständige Naturschutzbehörde, die Feuerwehr oder Tierrettung informiert werden, um das Tier fachgerecht zu bergen und wieder auszusetzen.