
Das Team des OÖ Gemeindebundes mit Präsident Hans Hingsamer (4. v. l.) und Verbandsdirektor Franz Flotzinger (Mitte).
75 Jahre Oberösterreichischer Gemeindebund
Alles begann eigentlich schon um das Jahr 1936 in der Ersten Republik mit einem Mann, der in seiner Pionier-Bedeutung für die (ober)österreichischen Gemeinden gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Seine hartnäckig verfolgte Idee eines Verbandes der Landgemeinden führte 1947 zur (Neu-)Gründung des Oberösterreichischen und auch des Österreichischen Gemeindebundes.
Es war Florian Födermayr, der nach dem Zweiten Weltkrieg die Pionierarbeit auf sich nahm, die Gründung des Oberösterreichischen Gemeindebundes zu betreiben. Am 3. März 1947 wurde die Errichtung eines überparteilichen Gemeindebundes in Oberösterreich empfohlen, binnen Kurzem waren 98 Prozent der Gemeinden Oberösterreichs beigetreten.
Zum gleichen Zeitpunkt war Födermayr auch auf österreichweiter Ebene aktiv. Er wies unermüdlich auf die Notwendigkeit einer Gesamtvertretung der Gemeinden hin, zumal die ersten Finanzausgleichsverhandlungen nach dem Krieg zeigten, dass beispielsweise durch den abgestuften Bevölkerungsschlüssel die Land- und Marktgemeinden hoffnungslos ins Hintertreffen gerieten. Seine Bemühungen führten zur Gründung des Österreichischen Gemeindebundes 1946.
Bereits 1950 gab es in Linz die erste Wachablöse. Der gelernte Forstwirt und Bürgermeister von Reichenthal im Bezirk Urfahr-Umgebung, Ernst Grundemann-Falkenberg, löste Florian Födermayr an der Spitze des Verbandes ab. 1957 übernahm er auch die Geschicke des Österreichischen Gemeindebundes und spielte auch auf höchster Ebene – er sprach mehrere Sprachen fließend – sofort eine ausgezeichnete Rolle. Vor allem um die damals laufenden zahlreichen Finanzausgleichsverhandlungen machte er sich verdient.
Mit Matthias Hödlmoser, Bürgermeister von St. Wolfgang, übernahm von 1967 bis 1973 eine schillernde Figur den Gemeindebund. Hödlmoser war Autodidakt, ohne höhere Schulbildung hatte er alles selbst erlernt und brachte es zu einem hervorragenden Kommunal- und Landespolitiker. Mit seinem umfangreichen Wissen beeindruckte er auch die gebildetsten Gegenüber. Er konnte über Opern genauso fundiert diskutieren wie über technische Spezialeinrichtungen russischer Kosmonauten.
1973 übernahm eine weitere bedeutende Persönlichkeit für fas 20 Jahre die Führung des oberösterreichischen Verbands: Rudolf Stumpfl, Bürgermeister von Bad Schallerbach. Seine herausragende Rolle lag in dem Bemühen, die Zusammenarbeit zwischen oberösterreichischem Landtag und Gemeindebund zu stärken. Er setzte mit seiner Gemeinde einen richtungsweisenden Schritt: Bad Schallerbach war die erste österreichische Gemeinde, die international eine Verschwisterung einging. Die Kontakte zur belgischen Nordseeküsten-Gemeinde Koksijde werden auch heute noch von beiden Seiten und von Jung und Alt gepflegt.
Das „europäische“ Zeitalter
1984 betrat mit Hans Neuhofer ein kommunaler Spitzenjurist die Bühne des Oberösterreichischen Gemeindebundes. Er löste Friedrich Lechner als Verbandsgeschäftsführer ab. Neuhofer leitete die Gemeindeakademie, eine Gründung zur Weiterbildung kommunaler Mandatare, mit herausragendem Erfolg und führte auch die von Lechner gegründete „Oberösterreichische Gemeinde-Zeitung“ sehr erfolgreich weiter. Noch heute genießt Hans Neuhofer als „Doyen“ der österreichischen Kommunaljuristen bis weit über die Grenzen Österreichs hinaus einen ausgezeichneten Ruf.
Als der Eberschwanger Bürgermeister Günther Pumberger 1992 die Geschäfte von Rudolf Stumpfl als Präsident des OÖ. Gemeindebundes übernahm, standen die Gemeinden an der „Schwelle zu Europa“. Ab dem Beitritt Österreichs zur Union war Pumberger im Ausschuss der Regionen stellvertretendes Mitglied und ständiger Vertreter Österreichs im Ausschuss 5 „Raumordnung, Umwelt und Energie“. Ab Dezember 1995 war er auch Vizepräsident und Mitglied des Exekutivbüros des Rates der Gemeinden und Regionen Europas.
Im selben Jahr trat Hans Neuhofer ab und mit Hans Gargitter übernahm ein Mann die Geschäftsführung des Verbandes, der aus dem Kreis der Gemeindebeamten kam und inzwischen 29 Jahre im Gemeindebund tätig ist.

2002 übernahm der Bürgermeister von Garsten bei Steyr, Franz Steininger, die Geschäfte des Oberösterreichischen Gemeindebundes. Die Aussage „Wer sich in der Gemeinde wohlfühlt, fühlt sich auch als Staatsbürger wohl“ in seiner Antrittsrede wurde zu seinem Motto und er erreichte vieles für die Mitgliedsgemeinden in Oberösterreich.
Franz Steininger war in jeder Hinsicht ein großer Mann. Neben seiner körperlichen Größe war sein fachliches Wissen groß und er war großartig im Umgang mit den Menschen. Sein Wort hatte überall viel Gewicht. Seine Offenheit und Ehrlichkeit machten ihn überall beliebt. Mit seinem Stil genoss er in jedem politischen Lager Vertrauen und er erfuhr überall große Wertschätzung.
Der siebente Präsident des OÖ. Gemeindebundes, Bürgermeister Hans Hingsamer, stellte in seiner Antrittsrede einleitend fest, dass selbstverständlich auch die regionale Wirtschaft gerade darunter leide, dass die Gemeinden die Investitionsmaßnahmen stark zurücknehmen müssten. Hingsamer weiter: „Der Gemeindebund will helfen, will verstehen und will verstanden werden. Wir fühlen uns als Interessensvertretung natürlich den Gemeinden verpflichtet. Gemeinden sind Nahversorger in vielen Lebensbereichen ganz nah am Bürger. Und aus dieser Situation heraus fühlen wir uns ganz besonders den Menschen verpflichtet. Darum werde ich mich in den nächsten Jahren mit ganzer Kraft bemühen, die Lebensqualität für die Menschen in den Gemeinden zu sichern und weiterzuentwickeln.“
Die ersten Jahre nach der Jahrtausendwende
Nur punktuell anführen lassen sich an dieser Stelle die zahlreichen Leistungen des Oberösterreichischen Gemeindebundes unter Hans Hingsamer für die Gemeinden.
So kam es zu einem weiteren Ausbau der Strukturhilfe für finanzschwache Gemeinden und zu einer Verschiebung des Sozialhilfeschlüssels um fünf Prozent zugunsten der Gemeinden auf 60 Prozent Land und 40 Prozent Gemeinden.
Eine Liberalisierung der oberösterreichischen Bauordnung erfolgte ebenso wie ein neues Dienstrecht mit der Gleichstellung von Beamten und Vertragsbediensteten sowie einer Umverteilung des Lebenseinkommens.
Im Bereich Schulung und Weiterbildung wurde mit dem Jahr 2001 ein umfassendes Aus- und Weiterbildungsprogramm für Gemeindebedienstete und Gemeindemandatare, das auch weiterhin ständig ausgebaut wird, ins Leben gerufen. Die Ausbildung von Führungskräften findet nach wie vor im Rahmen der Kommunalen Management-Akademie statt.
Auch das digitale Zeitalter hielt mit der Jahrtausendwende (und natürlich schon vorher!) rasanten Einzug in den oberösterreichischen Landesverband des Gemeindebundes. So gab es 2004 bereits die zweite Homepage (ein Relaunch der ersten), 2013 die dritte – die Website wird laufend erweitert und verbessert. Damit einhergehend findet seitdem auch die Rechtsberatung über das Gemeindebund-Online-Service-Ticket-System statt.
Die OÖ Gemeindezeitung, die OÖGZ, die sich mittlerweile im 73. Jahrgang befindet, wird laufend modernisiert, seit 2013 gibt es die OÖGZ für Abonnenten auch online.
Die Ära Hans Hingsamer
In der Ära Hans Hingsamer (er wurde nach dem viel zu frühen Tod von Franz Steininger 2010 ins Amt gewählt) ist im Oberösterreichischen Gemeindebund aber noch mehr passiert.

2016 war so ein Jahr, in dem sehr viel passiert ist: Zum einen wurde Präsident Hans Hingsamer mit dem Traumergebnis von 97 Prozent im Amt bestätigt. 2016 wurde auch das neue Büro des OÖ Gemeindebundes in der Linzer Göthestraße bezogen. Der Gemeindebund selbst hat dieses Haus (mit) gebaut – war sozusagen Junior-Bauherr. Und Franz Flotzinger löste den verdienten Hans Gargitter als Direktor des OÖ Gemeindebundes ab.
Im Jahr 2016 ging der OÖ Gemeindebund auch zu einer proaktiven Interessenpolitik über. Mit dem „Kremsmünsterer Manifest“ wurden die politischen Pflöcke eingeschlagen und die Positionen der oberösterreichischen Interessenvertreter zu kommunalpolitschen Plänen fixiert.
Seit 2016 veröffentlicht der Gemeindebund auch alle zwei Jahre eine „Sammlung der Positionen der Gemeinden“, aktuell ergänzt zur Pflege und zur Gemeindeordnung.
2022 sieht einen neuen Chef
Christian Mader, Bürgermeister von Schlatt (Bezirk Vöcklabruck), ist der einstimmig über alle Parteigrenzen hinweg designierte neue Präsident des OÖ Gemeindebundes. Damit geht ein Generationswechsel einher, die Wahl findet beim OÖ Gemeindetag im September statt. Ein Porträt des designierten neuen Präsidenten lesen Sie ab Seite 86 dieser Sonderausgabe.
Der OÖ Gemeindebund
Der OÖ Gemeindebund ist die oberösterreichische kommunale Interessenvertretung. 442 Gemeinden des Bundeslandes haben sich freiwillig für eine Mitgliedschaft beim OÖ Gemeindebund entschieden. Damit sind – abgesehen von den Statutarstädten Linz, Wels und Steyr – alle oberösterreichischen Gemeinden im OÖ Gemeindebund zusammengeschlossen: eine 100-Prozent-Mitgliedschaft, die dem OÖ Gemeindebund entsprechendes Gewicht gibt.
Die monatlich erscheinende Oberösterreichische Gemeindezeitung (OÖGZ) mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren ist das offizielle Organ des OÖ Gemeindebundes und eines der ältesten kommunalen Leitmedien Österreichs.
Kontakt:
Oberösterreichischer Gemeindebund
Goethestraße 2
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